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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Sie wirkten nachdenklich, anscheinend waren sie noch im Ungewissen über die neue Flechte. Sie hatte ihre Erwartungen bei weitem übertroffen. Wanderer fühlte die Ehrfurcht der Spiralen, und er teilte ihre Empfindungen.
    Das Licht der Sterne überhauchte silbern Flechtes lange Wimpern und floß über die zerzausten Zöpfe auf ihre nackten Schultern.
    Oh, wie er dieses Kind liebte. Stets hatte er versucht, sich vorzustellen, wie es wäre, Flechtes Vater und nicht nur ihr Freund zu sein. Aber an eine solche Freude hatte er nie zu denken gewagt. Jedesmal, wenn sie ihm einen dieser ironischen, vorwurfsvollen Blicke zuwarf, die besagten, Wanderer, das meinst du doch nicht ernst, oder?, schwang sich seine Seele freudig empor. Hörte sie ihm mit angestrengt gerunzelter Stirn atemlos zu und sah ihn dabei an, als wisse er mehr als der Erdenschöpfer - nun, dann wußte Wanderer nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Ihr grenzenloses Zutrauen zu ihm verursachte tief in seiner Kehle ein unangenehmes Prickeln und hinterließ Beklommenheit. Mit ihrem unerschütterlichen Vertrauen in ihn forderte Flechte mehr von Wanderers Seele, als er je irgend jemandem hatte geben müssen … ausgenommen einer Macht.
    Das jagte ihm Angst ein.
    Der Ruf einer Macht erreichte die Grenzen seiner Seele und erinnerte ihn daran, daß er seine eigenen Träume vernachlässigt hatte.
    Ich habe dich vergessen. Aber nur, weil sie mich im Moment mehr braucht.
    Aus der Ferne drang schwach das Heulen von Wölfen. Den ganzen Tag über waren zwölf Wölfe um die Felsbehausung gestreift und hatten Flechte und ihn, versteckt hinter Felsen und im Gestrüpp, beobachtet. Jedesmal, wenn er eine Geschichte erzählte, spitzten sie aufmerksam die Ohren. Seltsam - noch nie hatte er so viele Wölfe gesehen, die sich furchtlos in die Nähe von Menschen wagten.
    Wanderer schob einen Arm unter seinen Kopf und versank in die Erinnerung an die brennenden gelben Wolfsaugen. Sie hatten versucht, ihm etwas mitzuteilen. Aber was? Er ließ sich treiben und dachte darüber nach. Allmählich entspannte sich sein Körper, und er fühlte sich leicht wie ein schwebender Seidenpflanzensamen. In diesen Frieden hinein brach ein Traum mit der dröhnenden Macht von Donnervogels Grollen …
    Ein böiger Wind schlug auf Wanderer ein und drängte ihn seitwärts zwischen eisverkrustete Felsausläufer. Mit aller Kraft kämpfte er um Halt, doch als er sich mit den Händen an der durchsichtig schimmernden, glatten Oberfläche festklammern wollte, rutschte er ab. Hals über Kopf stürzte er den Hang hinunter. Als er die turmhohe Schneewehe auf sich zu kommen sah, hob er instinktiv die Arme, um seinen Kopf zu schützen. Schneeflocken stoben auf, als er in das glitzernde Weiß eintauchte.
    Benommen schaufelte sich Wanderer frei und blickte sich um. So weit er sehen konnte, breiteten sich glitzernde Formen aus Eis aus. Hinter den Ebenen im Westen erhoben sich indigoblaue zerklüftete Gipfel, die so hoch aufragten, daß sie die Bäuche der Sternenungeheuer durchbohrten. Aber … die Ungeheuer sahen ganz anders aus als sonst. Sie hatten ihre Gestalt verändert. Der Junge Wolf streckte sein Bein weiter aus, das Genick der Gehenkten Frau war zweimal gekrümmt.
    »Wo bin ich?« schrie Wanderer angsterfüllt.
    Der Wind packte seine klagende Frage und blies sie über die Einöde der Eishügel.
    Blut sickerte aus einer klaffenden Wunde in seinem Arm und tränkte sein zerschlissenes Hemd aus Pappelrinde. Unter den leuchtend flackernden Lichtbändern am Himmel schimmerten die Blutstropfen wie schwarze Tränen.
    Wanderers Zehen fühlten sich taub an. Er mußte einen Unterschlupffinden, oder er würde erfrieren. Er erhob sich und stapfte mit knirschenden Schritten aus dem Windschatten der Schneewehe den Hang hinauf. Von oben hatte er einen besseren Überblick über das Gelände.
    In südlicher Richtung ritten Schaumkronen auf den Wellenkämmen einer riesigen, aufgewühlten See.
    Die Lichter des Himmels warfen einen opalisierenden Schimmer auf die dunkle Wasseroberfläche.
    »Hallo! … Ist da jemand? Wo bin ich?«
    »Im Land der Langen Finsternis, Träumer.«
    Der Himmel flammte auf, explodierte geräuschlos in ein Farbenmeer von Purpurrot, Grün und Azurblau. Windmutter hielt ehrfürchtig den Atem an. Stille. Als habe sie der Atem des Jungen Wolfes erwärmt, sickerten die den Himmel bedeckenden Farben wie bunte Flecken durch das funkelnde Sternennetz und verschmolzen zu einem Regenbogen, der sich zärtlich

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