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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Hagelwolke? Oder hatte Aloda recht? Sitzen wir am Ende alle in der Falle?«
    Hagelwolke holte tief Luft und stieß vernehmlich den Atem aus.
    Ein leeres Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich bin nur ein Krieger, mein Häuptling.«
    Petaga nickte. Einem Krieger blieb immer ein Ausweg … am Ende. Obwohl der Angriff auf Spiral Mounds schon viele Tage zurücklag, brannte der beißende Rauch noch immer in Petagas Nase. Er fragte sich, ob er diesen Gestank jemals loswerden würde.

KAPITEL 19
    Fest eingehüllt von den wärmenden Decken erwachte Flechte und blinzelte ins Dämmerlicht. Eine kühle Brise wehte durch die Tür hinüber zu den bunten, an der Rückwand aufgereihten Körben. Die Symbole der Mächte, insbesondere die schwarzen Halbmonde, beobachteten Windmutters sonderbare Angewohnheiten mit gespielter Gleichgültigkeit.
    Draußen, vor dem lilafarbenen Hintergrund der frühen Morgendämmerung, leuchteten die acht funkelnden Lichtpunkte der Gehenkten Frau über dem wolkenverhangenen Horizont.
    Flechte streckte sich und blickte hinüber zu Wanderers Bett. Es war leer. Wo mochte er sein?
    Nachdenklich betrachtete sie seine zerwühlten Decken, stand kurz entschlossen auf und schlüpfte rasch in Kleid und Sandalen.
    Im Geist ging sie alle Plätze durch, an denen sich Wanderer aufhalten könnte, und entschied sich für den Pfad, der sich über der Höhle die Felsen hinaufschlängelte. Die aufgehende Sonne schickte Lichtspeere zwischen den schnell ziehenden Wolken hindurch. Weit hinten am Horizont im Westen, wo die Füße der Gehenkten Frau bereits verschwunden waren, schimmerte purpurfarbenes Licht. In den Schatten unten im Schwemmland sah Flechte verschwommen die unregelmäßigen Umrisse von Gänsefuß und Sternwurz.
    Flechte sog tief die Luft ein und gähnte. Der Duft blühender Prachtscharten schwängerte die Luft. Die zarten Stengel, schwer behangen mit rötlichen Blüten, überlebten auf den öden Hügelkuppen trotz der bereits von der Sonne ausgetrockneten Erde. Flechte wünschte, sie hätte ihren Grabestock mitgenommen, dann hätte sie zwei der langen Wurzeln herausheben und über einem Feuer zum Frühstück rösten können. So zeitig im Frühjahr schmeckten Prachtscharten süß und erdig, einen Mond später waren sie schon marklos und ungenießbar.
    Sie blickte den Weg entlang. Mokassins hatten im Staub Spuren hinterlassen. Flechte rief:
    »Wanderer!«
    Ein Krächzen brach die Morgenstille. Flechte hob den Kopf und beobachtete die Raben, die über den Rand der zerklüfteten Klippe flatterten. Sie tauchten nah heran, schwebten mit den Aufwinden wieder empor, legten sich seitwärts und schwangen sich hinaus.
    Sie legte die Hände wie einen Trichter an den Mund und schrie: »Bist du das, Gekreuzter Schnabel?«
    Einer der Raben flog dicht über ihren Kopf. Es war tatsächlich Gekreuzter Schnabel. Er krächzte grüßend zu ihr herunter.
    »Wo ist Wanderer? Hast du ihn gesehen?«
    »Ich bin hier drüben.« Beim unerwarteten Klang seiner Stimme, die vom Abgrund herauf erschallte, hüpfte sie vor Schreck in die Höhe.
    Flechte trabte los und spähte vorsichtig in den tiefen Abgrund. Der Kalkstein fiel jäh zweihundert Hand ab. Sechs Hand weit unten saß Wanderer mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem schmalen, in die dünne Luft vorragenden Felsgesims. Zum Schutz vor der kühlen Morgenluft hatte er sich in eine rotbraune Decke gehüllt.
    »Das sieht unheimlich aus, Wanderer.«
    »Tatsächlich? Ist mir nicht aufgefallen«, antwortete er vergnügt.
    »Was machst du da draußen?«
    Er streckte die Hand nach ihr aus und rückte etwas beiseite. »Komm runter, dann sage ich es dir.«
    Flechte hielt sich an seiner Hand fest und krabbelte über den bröckeligen Klippenrand. Etwas unsicher ließ sie sich neben ihm nieder. Sie rutschte so weit nach hinten, wie es nur ging. Erst als sie die Sicherheit des festen Felsens im Rücken spürte, entspannte sie sich ein wenig. Die drei Raben schwebten auf einem Luftstrom vor ihnen auf und ab.
    »An diesem Platz wohnt eine Macht«, erklärte Wanderer. »Ich komme oft hierher, um über den Erdenschöpfer, die Spirale und das Große Eine nachzudenken.« Er lächelte, nahm seine Decke ab und legte sie ihr fest um die Schultern. Dankbar schmiegte sie sich an ihn.
    »Wovon sprichst du? Oh, natürlich weiß ich, wer der Erdenschöpfer ist. Ich habe viele Geschichten aus seinem Leben gehört. Als er die Welt erschuf, war sie vollständig mit Wasser bedeckt, und die alte Schildkröte

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