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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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folgte. Die Lende des Kriegers war blutüberströmt, fest preßte er die Hand auf die Wunde. Zwischen seinen Fingern troff dunkles, karmesinrotes Blut aus den Eingeweiden hervor.
    Dachsschwanz schlug Heuschrecke auf die Schulter. »Lauf auf die andere Seite des Flüßchens. Ich komme nach, so schnell ich kann.«
    Er wollte zurückrennen, doch Heuschrecke hielt ihn am Arm fest und riß ihn herum. »Sei nicht dumm.
    Südwind ist so gut wie tot! Sein Körper weiß es nur noch nicht. Sieh dir die Farbe des Blutes an. Ich lasse nicht zu, daß du dich opferst, um -«
    »Ich kann ihn nicht sich selbst überlassen! Sie verstümmeln jeden, der ihnen lebend in die Hände fällt.«
    Dachsschwanz riß sich von ihr los. »Ich hole dich ein!«
    Schon rannte er zurück, bahnte sich den Weg durch ein Gestrüpp wilder Rosen und erreichte Südwind.
    Der stämmige Krieger torkelte in Dachsschwanz' Arme; der schlang seinen rechten Arm um Südwinds Hüfte und schleppte ihn zum Flüßchen.
    Vater Sonne sank tiefer. Nur noch ein kleiner Rand hochroten Lichts lugte über die graue Wand der westlichen Klippen. Bald hüllte die Nacht das Land ein. Wenn sie ein geeignetes Versteck fanden, wo sie sich bis zur völligen Dunkelheit verkriechen konnten, dann vielleicht …
    Vor ihnen am Ufer erhob sich gackernd ein Schwarm Waldhühner in die Lüfte. Dachsschwanz stolperte. »Südwind, leg deinen Arm um meine Schultern.«
    Südwind versuchte es, aber Dachsschwanz mußte ihm helfen und die Hand des Kriegers an seinem Rücken hinaufschieben, bevor er mit dem Aufstieg an der stark erodierten Uferböschung beginnen konnte.
    Sie hatten die obere Kante der Böschung fast erreicht, da sackte Südwind gegen Dachsschwanz und flüsterte: »Tut mir leid … leid …« Dachsschwanz fühlte Südwinds Finger auf seiner Schulter schwächer und schwächer werden. Der Verwundete ließ sich im glitzernden Sand auf die Knie sinken.
    »Südwind! Südwind, halt dich an mir fest!«
    »Kann nicht … hätte nicht rufen sollen. Tut mir leid …«
    »Komm weiter! Das darfst du nicht! Lebe!«
    Dachsschwanz nahm Südwind auf die Arme und kletterte vollends hinauf. Oben bettete er ihn zwischen hohes, aromatisch duftendes goldenes Kreuzkraut. Die gelben Blumen wuchsen sechs Hand hoch - hoch genug, um sie für kurze Zeit zu verbergen. Dachsschwanz löste Südwinds Hand von seiner Schulter und warf einen Blick auf die Verletzung des Freundes. Übelkeit würgte ihn. Der feindliche Krieger mußte die Hornsteinstacheln seiner Kriegskeule wie eine Säge benutzt haben, um eine solche Wunde hervorzurufen. Der tiefe Schnitt begann unterhalb von Südwinds Rippen und reichte bis zur Leiste. Graue Innereien quollen aus der Öffnung.
    »Ich wußte nicht, wie schlimm …« Träge blinzelte Südwind zu den purpurrot geränderten Wolken hinauf. Sein Blick begann sich zu trüben. »Tut mir leid, Dachsschwanz. Verschwinde. Keinen Sinn …«
    Als vom anderen Ufer des Flüßchens Stimmen herüberdrangen, legte sich Dachsschwanz flach zwischen die Pflanzen. Durch den duftenden Blütenvorhang erspähte er Krieger, die zwischen den länger werdenden Schatten der Felsplatten umherhasteten.
    Der größte der Krieger trat in einen von der untergehenden Sonne matt erhellten Lichtkreis.
    Unwillkürlich grub Dachsschwanz die Finger in den Sand. Hagelwolke! Und der untersetzte Krieger neben ihm war das Linde? Vermutlich, aber Dachsschwanz war nicht sicher. Mit angehaltenem Atem lauschte er ihren leisen Worten.
    »… sagt nein, aber er hat noch nicht alle Toten überprüft.«
    »Wie viele haben wir verloren?«
    »Neunzehn. Aber die anderen immerhin dreißig. Bullenhorn ist noch hinter den Flüchtenden her.
    Wenn er sie vor Einbruch der Nacht kriegt, wird keiner am Leben bleiben und uns verraten können.«
    Dachsschwanz preßte die Faust gegen die Stirn. Dreißig? Nagende Furcht fraß an ihm. Wen von seinen Freunden hatte es erwischt? Was machte Hagelwolke überhaupt so weit im Norden? Wußte Hagelwolke, daß sich Dachsschwanz um die Unterstützung der Dörfer im Norden bemühte, und hatte er Petaga deshalb davon überzeugt, seine Krieger hier in diese Gegend zu bringen?
    Der Schrei einer Frau erklang. Dachsschwanz fuhr ruckartig hoch.
    Hagelwolke trat aus dem Schutz der Felsen und beschattete mit der Hand seine Augen. Er blickte in Richtung Süden. Zwei Krieger zerrten Heuschrecke vom Flüßchen herauf. Dachsschwanz war vor Entsetzen wie gelähmt. Sie kämpfte verzweifelt, trat um sich, wand sich unter

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