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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Schutz vor Feinden gewirkt, doch nun fühlte er sich zwischen ihnen eingesperrt wie in einem Käfig. Noch schlimmer war, daß nicht einmal der Duft der Hartriegelblüten den von Redweed Village herüberwehenden Gestank des Todes überdecken konnte, sobald sich der Wind entsprechend drehte. Die ganze Nacht hatten Wölfe in dem zerstörten Dorf geknurrt und um die blutigen Leichenteile gekämpft. Mit der Hitze des Tages waren die Aasgeier gekommen. Ihre schrillen Schreie hatten ihn fast um den Verstand gebracht. Dachsschwanz schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Die ganze Welt hallte wider von den Lauten des Todes.
    Dachsschwanz erinnerte sich an seine Träume der vergangenen Nacht, die voller Bilder von Nachtschatten gewesen waren. Ihre Arme, die ihn umschlangen, hatten in seinem Körper längst vergessene Gefühle geweckt.
    Sein Blick fiel auf Heuschrecke. Sie kniete auf dem Boden und war in ein Würfelspiel mit Flöte vertieft. Seit über zwanzig Zyklen war sie die einzige Frau in seinen Träumen gewesen. Ein Gefühl der Schuld beschlich ihn. Mit Wohlgefallen betrachtete er die in ein dünnes Kriegshemd aus gewobenen Binsenfasern gehüllten Formen ihres vollendeten Körpers. Wie alle umsichtigen Krieger hatte sie ihre Kriegskeule am Gürtel befestigt, Bogen und Köcher lehnten neben ihrer zusammengerollten Decke an einem Felsen. Sie hatte die Haare gewaschen und trug sie offen, damit sie rascher trockneten. Schwarze Löckchen umschmeichelten ihre Ohren.
    Hör auf. Ungeduldig stieß Dachsschwanz den Atem aus. Du hast keine Kontrolle über deine Träume, aber über deine Gedanken.
    Und die Träume von Nachtschatten waren so lebendig gewesen. In der Nacht war er mehrmals aufgewacht, jedesmal nach einem Akt verzweifelter Liebe mit ihr. Sie waren glücklich gewesen. Lachend waren sie durch Wacholder- und Kiefernwälder im Verbotenen Land gelaufen. Kein Krieg hatte die Welt zerrissen.
    Er zog die Spitze seines Stiletts über ein Stück Sandstein und verlieh ihr den letzten tödlichen Schliff.
    Sein Blick schweifte über das Lager. Krieger standen in Gruppen beisammen und unterhielten sich leise. Andere schliefen oder ruhten sich für den bevorstehenden langen Nachtmarsch aus. Bei Einbruch der Dunkelheit wollten sie Richtung Norden zum vereinbarten Treffpunkt mit Schwarze Birke, Waldmurmeltier, Wapitihorn und den anderen Führern der einzelnen Kriegergruppen südlich von Bladdernut Village aufbrechen. Übermorgen war die Kehrtwendung nach Süden geplant und damit die Konfrontation mit Petaga.
    Bei dem Gedanken fühlte Dachsschwanz ein Kribbeln auf seiner Haut. Die Feuer im Süden begannen zu verlöschen, aber warum hatten sie gebrannt? Hatte Petaga seine Wut an allen Dörfern ausgelassen, die sich ihm nicht angeschlossen hatten? Bereitete er sich gerade mit seinen Streitkräften darauf vor, Dachsschwanz' bevorstehendem Angriff siegreich zu begegnen?
    Und wo blieben die Kundschafter, die Dachsschwanz ausgeschickt hatte? Bisher war kaum einer zurückgekehrt. Waren die anderen umgebracht worden? Wenn ja, hatte Petaga selbst Kundschaftertrupps losgeschickt, schon bevor Dachsschwanz Cahokia verlassen hatte. Aber warum hätte er das tun sollen? Aus Angst vor den Dorfbewohnern, deren Häuser er zerstört hatte? Oder weil er von Tharons Befehlen wußte?
    Zu vieles paßte nicht zusammen.
    Er blickte auf Wanderer und Wühlmaus, die mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt ruhig nebeneinander saßen. Wühlmaus hatte die Stirn auf die angezogenen Knie gelegt und schlief.
    Wanderer blickte sich angesichts der Tatsache, daß er sich als Gefangener in diesem Lager befand, mit bemerkenswerter Milde um. Als Dachsschwanz prüfend das magere, ausdrucksvolle Gesicht betrachtete, drehte sich der alte Schamane plötzlich zu ihm um und sah ihm mitten ins Gesicht. Eine Weile hielt Dachsschwanz dem Blick dieser verblaßten braunen Augen stand. Schließlich schritt er langsam zu seinem Gefangenen hinüber und stellte sich vor ihn hin.
    »Möchtest du etwas?« erkundigte sich Wanderer so höflich, als frage er einen Gast, der zum Essen gekommen war, und nicht den Mann, der ihn gefangenhielt.
    »Wenn es dir nichts ausmacht. Weißt du, ob Hagelwolke Petagas Streitkräfte befehligt?«
    »Oh, das nehme ich doch an.« Unbekümmert pflückte Wanderer trotz seiner gefesselten Hände angetrockneten Schlamm von seinem roten Hemd und legte die Stückchen unter grotesken Verrenkungen neben sich. »Ich kann mir keinen anderen Menschen auf dieser Welt

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