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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Felsen.
    Die fünf Krieger fielen mit ihren Keulen über den Jungen her. Zuerst zerschmetterten sie ihm das Rückgrat, dann hieben sie auf seinen Kopf, bis sein Gesicht nur noch eine breiige rote Masse war.
    Wühlmaus' Magen verkrampfte sich vor Übelkeit.
    Hagelwolke stellte eine Gruppe Krieger zusammen, die nach verwundeten Feinden suchen sollten. Sie schwärmten in einer langen Reihe aus und begannen auf das Gestrüpp einzuschlagen. Sie töteten jeden, der noch atmete. Mit zunehmender Dunkelheit ließ die Hitze des Gefechtes nach; die Krieger trabten zurück zu den Felsplatten und gruppierten sich neu.
    Wanderer stieß Wühlmaus mit dem Ellenbogen an. »Jetzt. Los. Aber kriechen. Nicht aufrichten. Sonst fallen sie über uns her.«
    Vorsichtig krochen sie aus den Disteln heraus und robbten in östlicher Richtung davon.

KAPITEL 30
    In der Kühle der Abenddämmerung begann Nebel aus den Teichen aufzusteigen. Die geisterhaften Schleier hoben sich in den dunkler werdenden Himmel und verschmolzen die düsteren Schatten der Felsen und Sträucher. Die Nacht wurde eins mit dem Quaken der Frösche und dem Summen der Insekten.
    Flechte lag seitlich zusammengerollt dicht am Eingang der Höhle. Sie hatte den Kopf auf den Arm gebettet und kehrte dem kleinen Feuer den Rücken zu. Im Morgengrauen hatte sie Holz gesammelt; es war feucht vom Tau und qualmte fürchterlich. Nur nahe am Höhleneingang bekam sie genügend Luft zum Atmen.
    O Wanderer, wo bist du?
    Kam denn nie jemand und sah nach ihr? Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hatte sie die Wege beobachtet. Niemand war heraufgekommen.
    Aber unten am Pumpkin Creek hatte sie fliehende Menschen erspäht. Fast alle wurden eingefangen und getötet. Weinend hatte sie das Gemetzel mit angesehen. Die Schreie der Sterbenden hallten den ganzen Tag über mit gespenstischem Echo von den Hügeln wider.
    Was geht da draußen vor, Wolfstöter? Stirbt die ganze Welt in diesem Krieg?
    Im Norden über Redweed Village kreisten Geier. Ihre schwarzen Silhouetten schwebten vor dem dunkelgrauen, kränklich anmutenden Abendhimmel. Die Schlacht hatte sie aufgescheucht, und für kurze Zeit zogen sie sich in ihre verborgenen Schlupfwinkel zurück. Am Abend aber waren sie zurückgekehrt - zu Dutzenden. Flechte wimmerte. Sie hatte die letzten beiden Tage kaum geschlafen.
    Das Kreischen der Vögel hatte sie wach gehalten.
    Mutter, bist du am Leben?
    Sie zog den Saum ihres grünen Kleides über die Zehen. Jedesmal, wenn sie an ihre Eltern dachte, stieg eine beißende Kälte in ihre Brust und breitete sich bis in die letzten Winkel ihres Körpers aus. Von den Felsen der kleinen Höhle sickerte feuchte Kälte hinein. Die ganze Nacht hatten ihre Zähne geklappert.
    Sie war so müde … so furchtbar müde. Es kostete sie große Anstrengung, wach zu bleiben und unablässig die Wege zu beobachten.
    »Vogelmann, Vogelmann, Vogelmann!« Verzweifelt rief sie nach ihrem Geisterhelfer. »Hilf mir, wach zu bleiben. Ich muß auf Wanderer oder auf meine Mutter warten. Es könnte sein, daß sie mich hier nicht finden. Ich muß wach bleiben.«
    Ihre Stimme verklang ungehört, als habe sie der Wind verschluckt und zu den neugeborenen Sternen getragen. Flechte kämpfte gegen ihre schweren Augenlider an, aber die Erschöpfung war stärker und überwältigte sie. Orange und blau aufflackernde Bilder tanzten hinter ihren Lidern. Der Schlaf stahl sich in ihre Gedanken, betäubte ihren Körper …
    Das Knirschen von Mokassins auf Steinen schreckte sie hoch.
    Flechte setzte sich auf. Keuchend vor Entsetzen starrte sie den kleinen Jungen an, der in der Höhlenöffnung kauerte. Zwei schwarze Zöpfe umrahmten sein ovales Gesicht mit den dunkel glänzenden Augen. Er war jünger als sie, ungefähr acht Sommer alt, und in fremdartige Felle gekleidet. Das rote Gesicht eines Wolfes schmückte seine Brust.
    »Wer … wer bist du?« krächzte sie.
    »Mein Name ist Feuerschwamm. Dein Geisterhelfer schickt mich. Komm mit mir, Flechte. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Wohin gehen wir?«
    ,Auf einen Traumgang. Wie die Krieger auf Kampfgängen, stellen sich Träumer ihren Feinden auf Traumgängen. Ich nehme dich mit. Beeil dich.«
    Aber Flechte rührte sich nicht von der Stelle. Prüfend betrachtete sie die seltsamen Felle, in die er sich gehüllt hatte. Sie waren schön, aber besonders dick und warm und auf eine Art und Weise gesprenkelt, wie sie es noch nie gesehen hatte. Sie schienen von Tieren zu stammen, die nicht in ihrer Welt

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