Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
Zunderstock und begann ihn, so schnell er konnte, zwischen den Handflächen zu drehen. In kürzester Zeit hatte die Reibung das Zunderholz soweit erhitzt, daß es zu glimmen begann. Rasch beugte er sich vor und blies, bis es rot aufglühte.
    Vorsichtig kratzte er die Glut heraus auf die dürren, in der Feuerstelle aufgeschichteten Blätter und blies ein wenig stärker, um sie zu brennendem Leben zu erwecken. Geduldig wartete er, bis die Blätter Feuer fingen. Nun brauchte er nur noch Grasbüschel, Zweige und etwas Holz auf das Feuer zu legen.
    »Befürchtest du nicht, ein Krieger könnte das flackernde Feuer entdecken?« fragte ihn Wühlmaus.
    »Nein«, beruhigte er sie. »Ich bin weit ins Schwemmland hinausgegangen und habe geprüft, ob die Höhle zu sehen ist. Es ist ein gutes Versteck. Die Sonnenblumen verdecken uns völlig. Tagsüber würde ich mir wegen des Rauchs Sorgen machen, aber bei Nacht nicht. Wir sind hier sicher.«
    Sorgfältig legte Wanderer die Rosenknollen dicht an die lodernden Flammen. Er hockte sich hin und sah zu, wie die äußeren Hüllen brutzelten und schrumpften. Die Müdigkeit hatte das Netz der Falten in seinem Gesicht noch vertieft.
    In seinen Augen spiegelten sich die tanzenden Flammen. Er sah sehr alt und ein wenig traurig aus. Mit seinem Messer drehte er die Rosenteile um. Dabei zog er angestrengt die Stirn in Falten.
    »Was ist los, Wanderer?«
    »Hmm? … Oh, ich denke nur nach.«
    »Das sehe ich. Worüber?«
    »Ich frage mich, ob Dachsschwanz überlebt hat. Und wann du wieder soweit gesund bist, daß wir weiterkönnen.«
    »Morgen!« Jäh setzte sie sich auf, doch ihr Körper wehrte sich und zitterte vor Anstrengung. Hastig ließ sie sich zurückfallen.
    Wanderer senkte den Blick auf die Rosenknollen. »Wie geht's deinem Bein?«
    »Schlecht.«
    »Und dein Fieber?«
    »Ist schlimmer geworden.«
    »Das dachte ich mir. Ich bezweifle, daß du tagelang laufen kannst. Aber ich weiß nicht, wie lange wir hierbleiben können. Wenn Dachsschwanz noch lebt, hat er vermutlich Suchtrupps losgeschickt.
    Vielleicht kämmen sie bereits die Hügel durch. Er will unbedingt den Steinwolf.« Leiser fügte er hinzu: »Und mich.«
    Wanderer sah in die Richtung des Pumpkin Creek. Seine Augen blickten in weite Fernen, als habe er seine Rabenseele ausgeschickt, damit sie im Flug erkundete, welche Wesen an den dunklen Ufern entlangschlichen. Jedesmal, wenn sein Gesicht diesen Ausdruck annahm, krümmte sich Wühlmaus innerlich zusammen.
    »Denk nicht über uns nach, Wanderer. Ich mache mir Sorgen um Flechte.«
    »Das ist nicht nötig. Ihr geht es gut. Sie ist ängstlich und hungrig, aber gesund.«
    Eine irrwitzige Hoffnung schnürte Wühlmaus' Brust zusammen. Mit zitternder Stimme fragte sie:
    »Woher weißt du das? Hast du etwas geträumt?«
    »Nein, geträumt habe ich nicht. Sie hat mich gerufen.«
    »Gerufen …?«
    Wanderer schob die Rosenknollen vom Feuer weg. Sie rollten kurz über den Boden und blieben qualmend liegen. Feine graue Rauchsäulen stiegen von ihnen auf. Er ging zum Fels und schlug ein flaches Stück vom Kalkstein ab, mit dem er dicht am Feuer systematisch jedes angekohlte Rosenstück zu Brei zu zermahlen begann. »Damit meine ich, ihre Seele besitzt inzwischen so viel Macht, daß man sie über große Entfernungen hören kann.«
    »Wie geht es ihr? Was sagt sie?« Wühlmaus hatte sich stocksteif aufgerichtet. Schlagartig drehten sich die Kalksteinwände vor ihren Augen, und ihr wurde schlecht. Ihr Herz hämmerte wie rasend gegen ihre Rippen. Die Flammen des Feuers verschmolzen vor ihren Augen mit den Bildern feuerbeschienener Sonnenblumen, dampfender Erde und nebelhaften Sternenfunkelns.
    »Wühlmaus!« rief Wanderer wie aus weiter Ferne durch den dunklen Schleier, der sich auf sie gesenkt hatte. »O nein.«
    Plötzlich tauchte sein Gesicht riesengroß vor ihr auf. Sie fühlte, wie kräftige Hände nach ihr griffen und sie auffingen. Ihr Kopf baumelte kraftlos hin und her. Wanderers kühle Hand schob sich stützend unter ihren Nacken und ließ sie sanft zurücksinken. Behutsam rückte er das rote Hemd über ihren Schultern zurecht. Sie haßte es, wenn sich jemand fürsorglich um sie kümmerte. Sie wollte sich nicht schwach und hilflos fühlen. Sie machte den vergeblichen Versuch, nach ihm zu schlagen.
    »Faß mich … nicht an.«
    Wanderer wich zurück und sah sie besorgt an. »Ich würde dir gerne gehorchen, aber du mußt mir versprechen, dir nicht das Gehirn auf einem Felsen zu

Weitere Kostenlose Bücher