Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
federleichte Berührung zu spüren, eine von dem Wolf ausstrahlende Harmonie.«
    »Gut, sie macht also Fortschritte. Aber sie hat noch einen langen Weg vor sich, ehe sie in das Land der Ahnen in der Unterwelt gelangen wird. Ich wünsche ihr für diese Reise alles Gute. Und was ist mit dir? Du hattest einen bösen Traum? Einen Geistertraum?«
    Ein Rabe, ein riesiger Vogel mit knorrigem Schnabel, löste sich aus dem Vogelschwarm, flatterte auf die Fensterbank und beäugte Fliegenfänger und Flechte mißtrauisch.
    Wanderer krächzte zu dem Geschöpf hinüber und bewegte dabei seinen Kopf wie ein Vogel. Der Rabe erwiderte das Krächzen. Lauschend legte Wanderer den Kopf schief. »Nun, dann danke ich dir, Gekreuzter Schnabel. Nein, das wußte ich nicht«, sagte er.
    Aus den Augenwinkeln schielte Flechte zu dem Vogel hin. »Ja«, beantwortete sie Wanderers vor dem Auftauchen des Vogels gestellte Frage, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Inzwischen hantierte er geschäftig in der Höhle herum. Die Decke war so niedrig, daß er sich bücken mußte, um die zum Feuermachen notwendigen Utensilien zusammenzusuchen. »Ein Geistertraum.«
    Wanderers verzerrter Schatten schien in seltsamen Verrenkungen durch den Raum zu schwanken.
    Nachdem er Zweige und Zunder in der von Steinen umschlossenen Feuerstelle aufgeschichtet hatte, entfachte Wanderer mit Hilfe seines Bogenfeuerbohrers eine kleine Flamme, die schon bald hell aufloderte. Flackerndes Licht tanzte über sein langes, hageres Gesicht.
    Geschickt verstrebte er zwei Aststützen außer Reichweite der Flammen und hängte an der Verstrebung einen Topf über das Feuer. Nach getaner Arbeit sank er erschöpft auf seine zerwühlten Decken.
    »So«, sagte er, »während sich das Wasser erhitzt, erzählst du uns deinen Traum. Er muß wahrlich zum Fürchten gewesen sein, wenn du deshalb zu mir gekommen bist.«
    Von der Seite warf Flechte einen Blick auf Fliegenfänger. Er saß stocksteif da, die Augen unverwandt auf Wanderer gerichtet. Starr blickte er auf die Ornamente der Mächte, die Wanderers Umhang schmückten. Eine stilisierte Schildkröte streckte ihre roten Beine quer über die Brust des alten Mannes. Jedes rote Bein ging in eine grüne Spirale über.
    Ungeduldig beugte sich Flechte vor. »Ich habe eine Stimme gehört, Wanderer, die mich rief. Ich folgte ihr durch einen dunklen Nebel, in dem ständig Glühwürmchen aufleuchteten, bis ich zu einer in einen riesigen Erdhügel hineingebauten Holztreppe gelangte. Der Nebel löste sich auf, und ich stieg die Treppe hinauf und trat in einen großen, runden Raum. Funkelnde Meeresmuscheln säumten die Wände. Es war wunderschön. Ausgehend von einem erhöhten Podest zogen sich Feuerschalen wie Sonnenstrahlen durch den Raum und spendeten helles Licht.«
    ,Ah … die Sonnenkammer auf dem Tempelhügel in Cahokia.«
    Flechte blieb fast das Herz stehen. Voller Ehrfurcht hauchte sie: »Bist du dort gewesen?« Nur den heiligsten Menschen war es erlaubt, diesen verbotenen Ort zu betreten.
    »O ja, vor langer Zeit, als ich Nachtschatten unterrichtete. Noch bevor Tharon sie aus Cahokia verbannt hat. Es ist ein herrlicher Ort.« Er schob ein größeres Eichenscheit in das Feuer und fachte die Flammen an, bis sie an den Topfboden züngelten. »Ich frage mich, was die Leute aus Cahokia von dir wollen. Es bedeutet nichts Gutes, wenn Tharon, der Häuptling Große Sonne, etwas von einem will.
    Viele Leute halten ihn für einen Zauberer.«
    »Ich habe meine Großmutter über ihn sprechen hören. Hat er nicht letzten Winter Hickory-Mounds niederbrennen lassen?«
    »Ja. Niederträchtige Bösartigkeit geht von ihm aus.« Aus einem blau und rot gemusterten Korb holte er eine Handvoll Blätter und warf sie in den Kochtopf. Ein silbrig glänzender Schleier aus Dampf stieg auf und umwogte seinen Kopf.
    »Was ist das für ein sonderbarer Geruch?« Fliegenfänger setzte sich noch aufrechter hin und sog schnüffelnd den würzigen Duft ein, der sich im ganzen Raum ausbreitete.
    »Meine eigene Teemischung«, antwortete Wanderer. »Ich nehme dazu Pfefferminze, Holunderbeeren und Feigenkaktusblüten.«
    »Wie wirkt sich diese Mischung auf einen Menschen aus?« wollte Fliegenfänger wissen.
    »Nun, dieser Tee macht den Kopf klar und hebt die Seele hinauf. Aus getrockneten Holunderbeeren kann man die ganze Zukunft eines Menschen lesen. Während der letzten vierzig Zyklen habe ich von fast allen Bewohnern von Redweed Village eine Beerensammlung angelegt die jüngsten

Weitere Kostenlose Bücher