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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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seinen gequälten Körper. Du Narr. Du hast immer gewußt, daß sie zurück will. Aber es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Er hatte nicht mehr lange zu leben; bald befand er sich jenseits jeglichen Gefühls.
    »Verbrennt das Kind!« kreischte eine alte Frau. »Es ist besudelt! Der Samen seines Vaters lebt in seinem Schoß!«
    Verwirrt guckte sich Petaga um. Sein Mund stand offen, und er sah plötzlich aus wie ein verängstigter kleiner Junge. »Fortgehen? Mit Orenda? Das kannst du nicht! Orenda muß sterben …«
    »Verbrennt sie!« - »Reinigt uns von dem Schmutz!« - »Sie ist Abschaum!« Von allen Seiten erhoben sich empörte Rufe.
    Petaga wich einen Schritt zurück; unruhig wanderte sein Blick von Orenda zu der Menschenmenge.
    Das Lächeln um Orendas Lippen erstarb; mit bebendem Kinn blickte sie zu Nachtschatten auf.
    Nachtschattens Augen weiteten sich; dunklen Teichen gleich schienen sie die Seelen der Menge einzusaugen. Schweigen senkte sich herab. Die Leute erstarrten, als drohe eine furchtbare Gefahr, wenn sie sich zu bewegen wagten. »Orenda kommt mit mir.«
    Petaga schüttelte zögernd den Kopf und rieb unruhig die schweißnassen Hände an seinem goldenen Gewand. »Du kennst die Gesetze. Du weißt, was Blutschande bedeutet, Nachtschatten. Die Leute haben recht: Das Mädchen muß verbrannt werden. Seit Anbeginn der Zeit lehrt die Erste Frau -«
    Nachtschatten trat näher und starrte Petaga in die Augen. »Du wirst zuerst mich töten müssen, Häuptling Große Sonne. Deine Keule liegt hinter dir. Nimm sie. Schlag zu.«
    In die knisternde Spannung hinein schrie Dachsschwanz, so laut er konnte: »Laß Orenda gehen! Ich war dort, ich kenne das Land. Eine Verbannung in das Verbotene Land der Palasterbauer ist nicht besser als der Tod eher noch schlimmer!«
    Petaga leckte sich die trockenen Lippen. »Schlimmer als der Tod? Gut! Nimm sie mit! Aber sie darf nie zurückkehren!« Den Blick unverwandt auf die Menge gerichtet, hob er die Arme. »Ich verbanne meine Cousine Orenda in das Verbotene Land der Palasterbauer! Nie wieder werden ihre Füße das Land ihrer Ahnen besudeln!«
    Zustimmendes Gemurmel folgte diesen Worten, und Schreie erhoben sich. »Wir wollen sie gleich loswerden!« - »Verschwinde! Hau ab!« Dachsschwanz seufzte benommen. Ein Opfer weniger. Petaga wandte sich wieder an Nachtschatten. Matt winkte er mit der Hand. »Nimm sie mit, Nachtschatten.
    Aber ich - ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll.«
    Nachtschatten stellte den Korb mit den Babys auf den Boden und umarmte Petaga. Schutzsuchend umklammerte Orenda den Henkel des Korbes und senkte die Augen, um den gaffenden Blicken der Leute nicht begegnen zu müssen.
    »O Nachtschatten!« flüsterte Petaga in ihr Haar. »Du wirst mir fehlen. Ich brauche dich mehr als je zuvor.«
    »Nein, das stimmt nicht. Du hast es nur noch nicht gemerkt. Ich habe deine Zukunft gesehen.« Ihre Lippen berührten seine Schläfen. »Du hast eine neue Priesterin, eine viel höhere, als ich es bin du mußt sie nur bitten, bei dir zu bleiben.«
    Petaga ließ die Arme sinken und starrte Nachtschatten aus tränenverschleierten Augen an. »Wovon sprichst du?« »Von Flechte.« »Von wem?«
    »Wir reden heute abend beim Abendessen darüber. Wühlmaus, Wanderer und Flechte werden auch zugegen sein.«
    Dann, wie magisch angezogen von Dachsschwanz' fiebrigem Blick, ging Nachtschatten über den Platz und stellte sich vor ihn hin. Forschend schaute sie in seine Augen. Ihr Blick drang so tief in ihn ein, daß er glaubte, seine Seele werde wie von einem Angelhaken aufgerissen.
    »Nun, mein Entführer«, sagte sie leise und nur für seine Ohren bestimmt. »Glaubst du immer noch, ein Bär sei ein Bär?«
    Er holte tief Luft und rang mühsam um Selbstbeherrschung. »Willst du wissen, ob ich immer noch glaube, ein Krieger zu sein läge in der Natur meiner Seele und sei deshalb meine Pflicht?« Sie sah ihn wortlos an. Er fuhr fort: »Es ist nicht mehr meine Pflicht, Priesterin. Aber ob es noch immer die Natur meiner Seele ist oder nicht, das weiß ich nicht.«
    »Welche Pflicht hast du nun?«
    »Meine Pflicht besteht darin, so gut ich kann zu sterben - für das Wohlergehen meiner Krieger. Und wenn sich Petaga nicht beeilt, könnte es sein, daß ich auch dabei versage.«
    Nachtschatten trat noch näher zu ihm heran so nah, daß er den süßen Duft nach Minze riechen konnte, der ihren Haaren entströmte.
    Sein Herz begann heftig zu hämmern. Vergeblich versuchte er, gegen die in ihm

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