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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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fiel auf Hunderte von Kriegern, die sich, ohne ihre Waffen aus den Händen zu legen, zum Schlafen ausgestreckt hatten.
    Petaga schielte kurz zu dem neben ihm sitzenden Löffelreiher. Dessen ruhiger, klarer Blick schweifte nachdenklich über die Versammlung. Löffelreiher war erst fünfzehn, allerdings reifer als seine Jahre.
    Sein fahles Gesicht und die blassen braunen Augen zeigten auch angesichts brenzliger Situationen keine auffallende Veränderung. Er wirkte stets geduldig und aufmerksam. Er war groß für sein Alter, hatte aber noch nicht die Figur eines Mannes, sondern war so dürr wie ein nach Wasser lechzendes Schilfrohr. Kurz vor diesem Kampfgang hatte er zum erstenmal den Haarschnitt eines Kriegers bekommen und stolz zwei kleine Muschelperlen in seine Stirnhaare geflochten. Sein langes Kriegshemd mit dem Abbild des Adlers auf der Brust war noch so gut wie sauber. Es mußte Löffelreiher große Mühe kosten, es so vortrefflich in Ordnung zu halten.
    Freundschaftliche Wärme durchflutete den Mondhäuptling. Fast die ganze letzte Nacht hatte er mit Löffelreiher gesprochen. Er hatte ihm seine Sorgen dargelegt und war sich dabei selbst über manches klarer geworden. Er hatte gemerkt, daß er sich auf Löffelreihers Rat fast ebenso blind verlassen konnte wie auf die Ratschläge von Hagelwolke.
    »Warum nicht? Sagt es mir!« drängte Taschenratte. Kampflustig schob er den Unterkiefer vor.
    »Ursprünglich wollten wir morgen angreifen. Wer hat seine Meinung geändert?«
    »Ich«, antwortete Petaga.
    Taschenratte grunzte. »Was glaubst du? Glaubst du, Wapitihorn erscheint auf wundersame Weise mit tausend Kriegern aus dem Nichts? Sei doch vernünftig. Vermutlich hat er einen flüchtigen Blick auf unser Heer geworfen, den Schwanz eingezogen und ist davongelaufen.«
    Löffelreiher straffte den Rücken. Mit ruhiger Stimme bemerkte er: »Ich kenne Wapitihorn. Vor einigen Zyklen kämpfte er an der Seite meines Vaters. Er ist kein Feigling. Falls er unsere Truppen ausgespäht hat, könnten wir in größeren Schwierigkeiten stecken, als uns lieb ist.
    »Wie das, kleiner Welpe?«
    Unbeeindruckt von dieser Beleidigung fuhr Löffelreiher mit sanfter Stimme fort: »Ich vermute, Dachsschwanz hat ein paar hundert Krieger zur Bewachung Cahokias zurückgelassen. Wenn Wapitihorn weiß, daß wir hier sind, wird er mit seinen Kriegern aus Cahokia in den Kampf gezogen sein. Vielleicht hat er sich sogar mit Dachsschwanz zusammengetan.«
    Petaga erstarrte. Am frühen Abend hatten Boten ihm die Nachricht überbracht, daß Hagelwolke Dachsschwanz' Krieger bei Redweed Village besiegt und Heuschrecke gefangengenommen habe.
    Anscheinend versuchte Hagelwolke noch immer, Informationen aus Heuschrecke herauszuquetschen, aber sie war halsstarrig. Und niemand hatte Dachsschwanz gesehen.
    »In diesem Fall«, sagte Petaga leise, »könnte Dachsschwanz sogar selbst nach Cahokia zurückgekehrt sein und die Krieger um sich geschart haben.«
    Erregtes Gemurmel erhob sich. Niemand gefiel die Vorstellung, Dachsschwanz könne noch am Leben sein.
    »Und was ist mit Nachtschatten?« murmelte eine Stimme im Hintergrund.
    »Was?« fragte Taschenratte herausfordernd. »Was hast du gefragt? Wer spricht da?«
    Kürbisschale, eine kleine alte Frau mit dem steifen Gebaren und den unruhigen Augen eines Menschen, der Angst vor seinem eigenen Schatten hat, beugte sich vor. Ihr weißes Haar schimmerte golden auf, und ihre überlange Nase ragte in den Lichtschein.
    Mutig hob Kürbisschale das Kinn. »Ich sagte, was ist mit Nachtschatten? Ist sie auf unserer Seite?«
    »Wer weiß, ob sie überhaupt noch lebt?« brummte Taschenratte.
    Petaga hatte sich schon die gleiche Frage gestellt. Was war mit ihr? Als Kind hatte er die hochgewachsene Priesterin geliebt. Sie kam jeden Abend, setzte sich zu Füßen seines Vaters und sprach über das geistige Leben in River Mounds. Petagas Herz verlangte noch immer nach ihr, noch mehr aber brauchte er ihren Rat.
    Aufmerksamkeit heischend hob Petaga die Hand. »Ich glaube, sie lebt. Wahrscheinlich hält Tharon sie gefangen - aber sie steht auf unserer Seite.«
    Kürbisschale knetete ihre Hände. »Wenn sie so mächtig ist, wie die Legenden sagen, warum verwandelt sie sich nicht in einen Raben und fliegt aus Tharons Gefängnis?«
    Petaga senkte den Kopf. Hektisches Gemurmel erklang rings um das Feuer. »Ich habe erlebt, wie Nachtschatten einige wundersame Handlungen vollbracht hat, Kürbisschale. Aber nie habe ich gesehen, wie sie sich

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