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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Hinterhalt gelegt hatte, dann bestimmt in der Gegend von One Mound Village. Dort war das Gelände dafür ideal, die Hohlwege und Felsen boten ausgezeichnete Versteckmöglichkeiten.
    Er zog sein Hirschknochenstilett aus dem Gürtel und umklammerte es fest mit einer Hand. Lautlos kroch er weitere zehn Hand durch das Röhricht. Ein Blatt verfing sich mit einem leisen Knistern in seinem Kriegshemd. Sofort hielt Dachsschwanz inne. Im selben Moment nahm er rechts von sich eine Bewegung wahr.
    Aus dem Dunkel heraus befahl eine tiefe Stimme: »Wirf die Waffen weg und zeig deine leeren Hände - oder ich spicke dich mit einem Pfeil.«
    Dachsschwanz schluckte schwer; seine Kehle war wie ausgetrocknet. Zähneknirschend warf er sein Stilett in das Dickicht. Er hörte, wie es leise im Gras aufschlug, und hob die Hände.
    »Gut. Steh auf. Ich will dich sehen.«
    Dachsschwanz erhob sich langsam. Die Lagerfeuer warfen ein orangefarbenes Licht auf sein Gesicht.
    Sein Gegner richtete sich hinter einem Busch auf und stand als schwarze Silhouette vor dem Schein der Feuer.
    Der Mann näherte sich vorsichtig; im Dunkeln blitzten seine Zähne auf. Er war ungefähr einundzwanzig und hatte den Schädel kahlrasiert wie alle kampferprobten Krieger. Die Muscheln in seinen geflochtenen Stirnhaaren schaukelten bei jedem seiner behutsamen Schritte. Der flache Atem des Mannes und das Beben seiner Arme, während er den Bogen hob, verrieten seine Angst. Er war groß, aber schlaksig. Dachsschwanz' Schultern waren viel muskulöser. Wenn es ihm gelang, den Mann zu greifen …
    »Du bist - Dachsschwanz?«
    »Dachsschwanz? Machst du Witze? Ich bin hier, weil ich mich Hagelwolke anschließen will! Wer bist du?«
    »Komm näher. Ich will dein Gesicht genauer betrachten.«
    Als Dachsschwanz weiterging, sog sein Gegner hörbar die Luft ein und starrte ihn aus angstgeweiteten Augen an. »Du bist Dachsschwanz. Ich habe dich schon einmal gesehen. Damals war ich noch ein Junge. Du hast mein Dorf überfallen.«
    In Dachsschwanz' Herz erwachte ein vertrauter Schmerz. In den letzten zwanzig Zyklen hatte er so viele Dörfer überfallen, daß er sich kaum noch an alle Kampfgänge erinnern konnte. »Welches Dorf war das?«
    »Bear Cub Village.«
    Dachsschwanz schüttelte den Kopf. An dieses Dorf konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Er hob das Kinn und schaute zu den funkelnden Sternenungeheuern hinauf. »Wie heißt du?«
    »Flachssamen. Aber du wirst dich nicht an mich erinnern. Du hast getötet, geplündert, und dann warst du weg deine Krieger allerdings hielten sich noch ein wenig länger bei uns auf und vergewaltigten meine Mutter.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Haß.
    »Angenommen, ich wäre wirklich Dachsschwanz. Was würdest du mit mir machen?«
    Als Flachssamen drohend die Bogensehne nach hinten zog, atmete Dachsschwanz tief ein. Jeden Moment erwartete er den Aufprall des Pfeiles. Die Muskeln unter seiner rechten Brustwarze begannen im Vorgefühl des Schmerzes zu zucken. Die Zeit schien sich ewig zu dehnen. Nach sechzig Herzschlägen stand Flachssamen noch immer unverändert schußbereit vor ihm. Dachsschwanz verlagerte sein Gewicht. Schweißperlen liefen ihm über den Nacken. Schließlich faßte er sich und fragte fordernd: »Nun, was ist?«
    »Ich … ich bekomme Schwierigkeiten, wenn ich dich töte«, sagte Flachssamen und senkte den Bogen.
    »Wahrscheinlich will Hagelwolke dich foltern, um Informationen aus dir herauszuholen … mit Heuschrecke macht er es jedenfalls.«
    O Heuschrecke, verzeih mir.
    »Nein«, fuhr Flachssamen mit Bestimmtheit fort, »besser, ich töte dich nicht. Nicht jetzt.« Mit einer Kopfbewegung deutete er Richtung Süden. »Dreh dich um und geh voraus. Ein paar tausend Hand weiter unten ist eine seichte Stelle. Da kommen wir durch das Flüßchen.«
    Dachsschwanz schöpfte neue Hoffnung und lachte in sich hinein. »Na gut. Da ich nicht der berüchtigte Dachsschwanz bin, nehme ich dein Angebot, mich ins Lager zu begleiten, dankend an. So fange ich mir wenigstens keinen irrtümlich abgeschossenen Pfeil ein.« Er drehte sich um und bahnte sich den Weg durch das dunkle Röhricht, ohne Hagelwolkes Lager aus den Augen zu lassen. Der Kriegsführer hatte das Lager unterhalb einer kleinen Kuppe auf der Ostseite des Flüßchens aufschlagen lassen.
    Krieger drängten sich um ein in der Mitte brennendes Feuer. Ihr Gelächter brachte sein Blut in Wallung. Plötzlich mischten sich seltsam schwache Laute in das triumphierende

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