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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Sofort erklang ein Wimmern von den beiden nebeneinander im Korb liegenden Bündeln.
    »Was soll das?« wollte Petaga wissen.
    »Häuptling Große Sonne, diese Babys haben keine Familie und gehören keinem Stamm an.
    Winterbeere, ihre Großtante und ehemalige Führerin des Blaudecken-Stamms, ist an den Folgen einer Verletzung gestorben. Die neue Clanführerin, Grüne Esche, die Mutter dieser Kinder, hat sie verstoßen. Was sollen wir mit ihnen machen?«
    Petaga blickte sie betroffen an. Er beugte sich vor und lugte in den Korb; sein goldenes Gewand schwang um seine Knöchel. »Niemand will diese Babys? Aber das … das kann ich kaum glauben.
    Bestimmt findet sich jemand -«
    »Nein, Häuptling Große Sonne, wir haben im ganzen Dorf nach jemandem gesucht, der sie aufnimmt.
    Wir wollten die Kinder einem der anderen Stämme geben. Aber niemand will sie.«
    »Warum denn nicht?«
    Auf ihr kaum verheiltes Bein achtend kniete Heuschrecke vorsichtig nieder und wickelte die Bündel auf, um ihm die Babys zu zeigen.
    Ein entsetzter Aufschrei ging durch die Menge. Dachsschwanz blinzelte benommen; er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können, als er diese furchterregenden Wesen vor sich sah. Voller Entsetzen sah er, daß einem der Kinder nur Finger aus den Schulterstümpfen wuchsen. Das andere sah ihn aus großen rosaroten Augen direkt an. Irgendeine Macht stand in diesen Augen. Sie nahm jeden gefangen, der den Mut aufbrachte, hinzuschauen - dieser Junge schien die Seele eines seinem Volk und seiner Welt fremden Wesens zu besitzen. Borstige weiße Haare bedeckten den Schädel des Kindes und umrahmten ein Gesicht mit einem weit vorstehenden Mund, der aussah wie eine Wolfsschnauze.
    Petaga stammelte: »Wenn - wenn kein Stamm sie aufnehmen will, Heuschrecke, kann ich auch nichts machen.«
    Sichtlich niedergeschlagen erhob sich Heuschrecke. »Gut, Häuptling Große Sonne. Ich versuche, jemanden ausfindig zu machen, der sie mitnimmt und sie den Wölfen überläßt. Ich hatte gehofft, wir könnten «
    »Ich nehme sie.« Nachtschattens tiefe, melodische Stimme übertönte Heuschrecke. Die Leute fuhren herum und starrten sie an; unter feindselig zischendem Gemurmel zeigten sie mit den Fingern auf sie.
    Scheinbar unbeeindruckt näherte sich Nachtschatten hoch erhobenen Hauptes mit ihrem unnachahmlich schwebenden Gang. Sie heftete ihren Blick unverwandt auf Petaga. Orenda ging an Nachtschattens Seite. Das kleine Mädchen lächelte strahlend; es schien den Abscheu der gaffenden Menge nicht zu bemerken. Die Leute wichen vor Angst so rasch zurück, daß sie gegeneinanderstießen.
    Viele machten mit den Händen magische Zeichen, um Gefahr und Böses von sich abzuwehren.
    Nachtschatten hatte das rote Gewand der Sternengeborenen gegen ein blaues Kleid aus feinstem Hundsgiftfaden ausgetauscht. Dachsschwanz reckte den Hals, so gut es in seiner Lage ging, und starrte sie voller Bewunderung an. Seit er sie vor zwanzig Zyklen beim alten Murmeltier abgegeben hatte, hatte er sie stets nur in Rot gekleidet gesehen. Nun schien sie noch schöner geworden zu sein. Ihr wunderbares langes Haar war zu einem Zopf geflochten und hing glänzend über ihren Rücken; ein prachtvoller Muschelanhänger baumelte über ihrem Herzen.
    Nachtschatten kniete zu Petagas Füßen nieder, faltete die Decken wieder über den Babys zusammen und nahm den Korb auf. Sofort endete das Wimmern. Orenda lächelte unaufhörlich; ihre Augen fixierten einen vagen Punkt in weiter Ferne, als befände sie sich in einem Traum.
    Dachsschwanz schluckte hart. Arme Orenda. Auf ihr lastete die Schuld der Blutschande. Hinter vorgehaltenen Händen tuschelten die Leute, finster dreinblickend deuteten sie auf das Kind. Cahokia würde nie zur Ruhe kommen, bevor nicht der Körper des Mädchens neben Tharons Leiche auf den Scheiterhaufen geworfen wurde.
    »Nachtschatten«, sagte Petaga, peinlich darauf bedacht, die verunreinigte Orenda nicht anzublicken, »was, um alles in der Welt, willst du mit zwei Babys?«
    »Ich nehme sie mit nach Hause … dahin, wohin sie gehören.«
    »Nach Hause?« Nur langsam drangen die Worte in Petagas Bewußtsein. Er sprang auf und starrte ihr forschend in die dunklen Augen. »Nachtschatten, du meinst doch nicht etwa «
    »O doch, genau das meine ich, Petaga. Meine Arbeit hier ist beendet. Die Mächte verfolgen ihre eigenen Ziele. Orenda und ich, wir gehen morgen fort.«
    Bei diesen Worten hatte Dachsschwanz das Gefühl, als durchdringe der erste Todesstoß einer Lanze

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