Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
der Verzichtserklärung des Landbesitzers. Wieviel, meinst du, haben sie dem alten Mr. Black dafür gezahlt, daß er diesen Brief unterschreibt? Vielleicht haben sie dem Landtausch zugestimmt, um den er gebeten hatte.«
    »Wenn es auf Privatland ist.« Jess spie eine Ladung braunen Kautabaksaft gegen die Seite eines BLM-Kleinlasters. »Ich brauche deine Großmutter. Bitte sie, von Redding hierherzukommen.«
    Mary warf ihm einen Seitenblick zu. »Wozu?«
    »Vielleicht habe ich mich zu lange mit ihr herumgetrieben.« Er schaute auf, als ein Taxi laut hupend um die Ecke brauste, und zuckte mit den Schultern. »Ich bin gestern abend lange genug an der Fundstelle geblieben, um die Grabstätte des Kindes vollständig freizulegen. Ich habe es in einen Leinensack eingewickelt und zum Labor gebracht. Ja, ja, okay - ich habe öffentliches Eigentum gestohlen oder vielleicht auch Privateigentum. Soll'n sie mich doch holen. Wird deine Großmutter die Seele des Kindes dahin zurücksingen, wo immer sie nun einmal hingeht, wenn wir mit unseren Untersuchungen fertig sind?«
    Vor Verwunderung blieb Mary der Mund offenstehen. »Was hat dich denn dazu gebracht?«
    Jess spie mehr braune Brühe auf den Türgriff eines weiteren BLM-Lasters. »Nur ein Gefühl, Mary.
    Das Skelett des Erwachsenen nun ja, das kann für sich selbst sorgen. Als ob es einen D9-Raupenbagger zum Stehen bringen könnte! Aber, zum Teufel, vielleicht kann es das ja auch. Wie soll ich das wissen? Vielleicht verklebt es die Einspritzdüsen oder so was. Aber das Kleinkind … Ich weiß nicht.
    Ich hatte das Gefühl, es riefe nach mir, bäte um Hilfe.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Nur so ein Gefühl.«
    Mary klopfte ihm auf den Rücken. »Demnächst wirst du wie die Navajos von Hexerei reden. Die denken sowieso, daß ihr Archäologen Flaschen seid und absichtlich mit Leichenpulver herumspielt.
    Aber was für ein chindi würde einen Weißen anrühren? Nicht einmal ein Skinwalker würde so tief sinken.«
    Jess hob sein blondbärtiges Gesicht und grinste breit. »Vielleicht sollte ich eine gute Navajohexe aufstöbern. Wenn ich einen heimlichen Vorrat an Leichenpulver hätte, wüßte ich genau, auf wen ich es streuen würde. Jack the Ripper würde sich höllisch wünschen, diesen idiotischen Programmatischen Konsensvertrag nie aufgesetzt zu haben.« Jess schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht verstehen, daß die Beamten von der State Historie Preservation dem Ripper die alleinige Entscheidungsgewalt eingeräumt haben, wann Konsultationen bezüglich des Projekts nötig sind. Das paßt einfach nicht zusammen. Darum sind sie doch da - um Mißgriffen der Regierung entgegenzutreten.«
    Mary stieß den Atem aus. »Komm, ich lade dich zu einem Bier ein. Und danach werde ich die Beamten der State Historie Preservation und den Advisory Council anrufen. Vielleicht sogar Jonas Black. Nur um nachzufragen, verstehst du?«
    »Ja, und danach kannst du es mit dem Sierra Club, den Freunden brauner Hunde, der grauen Katzen und der Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeiten gegen Tote versuchen. Es ist völlig egal, Mary. Niemanden interessiert es, was mit ein paar toten Indianern passiert, die da draußen in der Wüste liegen.«
    Mary machte ihm ein Zeichen, rechts einzubiegen. Schweigend durchquerten sie ein heruntergekommenes Viertel von Nachtklubs, Bumslokalen und Bars. Mary führte ihn zum Broken Arrow Saloon an der nächsten Ecke. Selbst um ein Uhr mittags dröhnte gellende Countrymusik aus den geöffneten Fenstern der Bar. Der Geruch von Essen und Bratfett hing schwer in der Luft.
    »Kopf hoch«, sagte Mary mit einem Lächeln. »Wenn wir nur genug braune Hunde auf unsere Seite bekommen, können wir jeden BLM-Reifen in Los Angeles dafür büßen lassen.«

DIE SUCHE
    Sie kam allein
    Und bat um Verzeihung,
    Entließ ihren Atem
    In die Risse des Wüstenbodens.
    Stundenlang hörte sie dem Salbei zu, Der ihren Fragen auswich.
    Hochaufragend stand sie beim Kaktus Und flehte die Nachmittagssonne an.
    Doch sie wurde nicht warm.
    Zum Raben rief sie empor,
    Winziger, himmelblau eingefaßter Onyxstein.
    Sein Blick fiel über sie hinweg.
    Sie weinte um den Verlust ihrer Kunst,
    Riß sich rote Schrammen in die Kehle,
    Doch es kam nichts.
    Der weiß gebleichte Schädel des Kojoten
    Warnte sie vor ihrem lauten Schluchzen.
    Aber sie konnte nichts hören.
    Bis die Dunkelheit
    Sich in den azurblauen Himmel fraß
    Und sie einsam
    Unter dem Sternengewölbe saß.
    Da fühlte sie ihren Körper

Weitere Kostenlose Bücher