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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Lippen. »Wußte ich's doch. Ich habe den ganzen Nachmittag merkwürdige Männer umherlaufen sehen. Ohne ihre weibliche Hälfte sind sie verloren. Du mußt bald mit mir kommen, damit wir sie zum Land der Toten singen. Nur wir beide können das tun. Nur wir haben die Macht dazu.«
    Sonnenjäger nickte verwirrt. Je älter Gute Feder wurde, desto schwerer konnte man ihre seltsamen Geschichten verstehen. »Was würde geschehen, Tante, wenn wir nicht für sie sängen?«
    »Nun, sie würden zu Hexern werden; sie würden sich lebende Frauen suchen und sie töten, um wieder ein Ganzes zu sein. Ich habe letzthin eine Menge über Hexen und Hexer geträumt. Vielleicht ist es das, woraus die Krankheit besteht: Frauen tötende Hexer und Männer tötende Hexen. Niemand ist mit nur einer halben Seele glücklich.« Gute Feder nagelte ihn mit Falkenaugen förmlich fest. »Eigentlich solltest du das schon wissen. Wo ist diese Hirschhaut, die du immer bei dir trägst? Die mit dem Labyrinth darauf. Hast du dich nicht durch das Labyrinth hindurchgeträumt, um herauszufinden, was diese Krankheit verursacht?«
    Sonnenjäger verschränkte die Arme vor der Brust. Etwas Schweres wie die Finger von Alter-Mann-Oben legte sich um sein Herz. »Ich wollte mit dir darüber sprechen, Tante. Ich habe Schwierigkeiten mit dem Labyrinth. Übermorgen will ich zur Traum-Höhle bei der Küste gehen.«
    »Schwierigkeiten? Seit wann?«
    »Erst seit gestern. Ich bin letzte Nacht in den Wald gegangen und habe versucht, zu träumen. Aber ich konnte es nicht. Ich habe eine neue Wegschleife entdeckt. Einen Pfad, auf dem ich niemals zuvor gewesen bin. Ich verirrte mich ständig.«
    ,Ah.« Sie bewegte ihren Finger hin und her. »Das ist ein gutes Zeichen. Wenigstens hast du nicht die Fähigkeit verloren, zu erkennen, daß du dich verirrt hast. Denn wenn du die verloren hast, dann gehst du wirklich in die Irre.«
    Er sah sie aus dem Augenwinkel an. ,Aber ich gehe ständig in Kreisen, die nirgendwohin führen, Tante. Ich falle in Dunkelheit. Ich glaube, ich muß allein sein, damit ich mich ausruhen und darüber nachdenken kann.«
    »Und was ist so schlimm an der Dunkelheit? Was ist mit deinen Augen geschehen, Maulwurf?«
    Er lächelte schwach. »Vielleicht bin ich nur müde.«
    »Und«, sagte sie mit einem Zittern in ihrer alten Stimme, »vielleicht hast du lange genug mit den Augen gearbeitet. Vielleicht ist nun die Zeit für eine andere Art von Arbeit gekommen.«
    »Was für eine?«
    »Seit vielen Jahresumläufen bemühst du dich darum, einen Weg zu sehen, wie die Mammuts bei uns bleiben können. Vielleicht ist es nun an der Zeit, die Augen aufzugeben. Du mußt daran arbeiten, nicht zu sehen. Du mußt lernen, deinen Weg zu ertasten.«
    Er sah sie forschend an. »Du meinst, wie der Stamm der unsichtbaren Menschen?«
    »Ja«
    »Und was ist es, das ich nicht sehen soll?«
    »Das Gesicht deiner Geliebten.«
    Er lachte und grub die Finger in das Leder seines Bündels. »Wenn ich einmal herausgefunden habe, was das bedeutet, werde ich mir bestimmt Mühe damit geben, das verspreche ich. Dann macht es dir also nichts aus, wenn ich zum Träumen weggehe, bevor die Krankheit vorbei ist?«
    »Natürlich macht es mir etwas aus, aber ich kann die Heilungen auch alleine durchfuhren. Und ich glaube zu verstehen, was mit dir los ist«, antwortete sie. »Ich hatte einen Traum und wußte damals nur nicht, was er bedeutet.«
    »Einen Traum?«
    »Ich sah dich gehen. Du warst auf dem mühseligen, dunklen Weg, der im Bauch von Morgenrötekind beginnt und im Bogen über das Dach der Welt bis zum Heim der Donnerwesen fuhrt. Natürlich gehen alle Menschen zeit ihres Lebens auf diesem Weg. Aber du hattest sehr viel Glück. Du warst auf den Kreuzweg gestolpert, der zum Herzen des Labyrinths führt. Das Felsadlermonster sitzt an diesem Kreuzweg hoch oben in den Felsen. Nur sehr wenige Träumer bekommen es je zu Gesicht. Es jagte dir Angst ein. Du wußtest nicht, welche Richtung du nehmen solltest. Also hast du dich mitten auf den Pfad gesetzt und geweint. Ich habe mich deiner geschämt. Ich dachte, du wärest klüger.«
    Sonnenjäger zog die Brauen zusammen. »Du denkst, die neue Wegschleife im Labyrinth ist der Kreuzweg?«
    »Wahrscheinlich ist sie eher das Herz. Aber nur du kannst das herausfinden.«
    »Ich möchte, daß du mir dabei hilfst.«
    »Unmöglich.«
    »Warum?«
    Gute Feder grinste mit zahnlosem Mund. »Weil ich nicht weiß, was der Traum bedeutet - außer, daß du in

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