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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Schwierigkeiten steckst. Meinst du nicht, ich würde es dir sofort sagen, wenn ich es wüßte?«
    »Nicht unbedingt.«
    Sie kicherte. »Komm! Laß uns lieber jetzt für diese halben Seelen singen, bevor sie das ganze Dorf verhexen und niemanden übrig lassen, um überhaupt noch jemanden zum Land der Toten zu singen.«
    Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn mit sich zu der abgelegenen Schwitzhütte im Wald.
    »Weißt du, Sonnenjäger«, sagte sie unterwegs, »ich erinnere mich an die Zeit, als du glücklich warst.
    Das ist noch gar nicht so lange her. Erinnerst du dich, wie du immer, wenn die Macht dich ganz und gar erfüllte, diese entsetzlichen Schreie ausstießest? Ah, .diese Schreie haben mein Herz erwärmt.«
    »Irgendwann werde ich wieder glücklich sein.«
    »Natürlich, eines Tages, wenn du alle Kranken in der Welt geheilt hast, die Mammuts, die Riesenwölfe, die Kamele und all die anderen Tiere, die auszusterben scheinen, gerettet hast - und, am allerwichtigsten, wenn du wieder ernsthaft angefangen hast zu träumen.«
    Sonnenjäger schüttelte den Kopf. »Heilige Geister, ich muß mich hinsetzen. Und sei es nur für fünfzig Herzschläge.«
    »Schon gut, gleich sind wir da«, sagte sie und drückte ihm liebevoll den Arm. »Komm schon.«

6. KAPITEL
    Das Geräusch zögernder Schritte auf Stein alarmierte Turmfalke. Sie stemmte ihre Zehen gegen den Fels und stand auf, um durch die Anhäufung kahler Äste zu spähen, mit denen sie den Wildwechsel hier, am Rande des Felsens, versperrt hatte. Sie stand auf einem schmalen Felsband, das wie eine vorstehende Lippe acht Handbreit vom oberen Rand des Steilufers hervorsprang. Wolkenmädchen schlief in einem Kaninchenfellsack zu ihren Füßen.
    Turmfalke kniff die Augen zusammen, konnte jedoch auf dem Pfad nichts erkennen. Dennoch wurde das Geräusch sich nähernder Schritte immer deutlicher. Unruhig ließ sie den Blick über das mit verstreuten Wacholderbüschen bewachsene Hochland schweifen. Tiefe, vom Wasser gegrabene Schluchten zogen sich in Mäandern das Steilufer hinunter, dazwischen war eine Reihe parallel verlaufender Felsnasen stehen geblieben. Der Grund der Schluchten war mit Weiden und Röhricht bewachsen, so daß sie grünen Schlangen glichen, die das Steilufer zum Fluß hinabglitten. Im Osten hatte ein grauer Regenschleier den Horizont verdeckt. Schwach konnte sie die grollenden Stimmen der Donnerwesen vernehmen, die den Sturm nach Norden trugen.
    Turmfalke sog die scharf nach Wacholder riechende Luft ein und wartete.
    Ihre Falle bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil versperrte den am häufigsten genutzten Wildwechsel, der von den Felsrissen herabführte und dem Rand des Canyons folgte. Der zweite Teil lag im Süden, wo zwei der tiefen Felseinschnitte zusammenliefen. Zwei lange, nach vorne spitz aufeinander zulaufende Wälle aus Ästen und Zweigen sollten die Beute zwingen, bis zu der Engstelle zu laufen. Wenn die Tiere nicht stutzig wurden und zwischen den Wällen blieben, würden sie wie durch einen Trichter zum Rand des steil abfallenden Sandsteinfelsens geleitet.
    Turmfalke hatte etwas entdeckt. Das Licht der Morgensonne schien über die Kanten des Steilufers und schimmerte im borstigen Fell zweier Tapire einer Kuh und eines einjährigen Kalbes , die über den Pfad auf sie zu trotteten.
    Der Legende zufolge waren die Tapire die Vettern der Pferde, aber sie sahen ganz anders aus als Pferde. Sie hatten eine lange, runzlige Nase, die sich rüsselartig über den Unterkiefer herabbog, und die Beine unter dem gedrungenen, schweren Körper waren viel kürzer als Pferdebeine. Außerdem besaßen sie vier Zehen an den Vorderbeinen und drei Zehen an den Hinterläufen. Die Schulterhöhe eines ausgewachsenen Tapirs betrug nur etwa einen Meter, aber die Tiere hatten einen kraftvollen Körper, und wenn sie sich bedroht fühlten, waren sie gefährlich.
    Turmfalke betrachtete die Kuh und das Kalb genau. Merkwürdig, daß Tapire am hellichten Tag umherliefen. Wie Fledermäuse und Wühlmäuse hielten sie sich normalerweise an die Nacht. Hatte etwas, oder jemand, sie von ihrem Lager aufgescheucht und in die Flucht getrieben? Aufmerksam suchte sie die Oberkante des Steilufers nach einem Hinweis ab, ob ein Mensch in der Nähe war. Die einzige Bewegung kam von hoch oben, wo sich zwei Bussarde in so vollständiger Freiheit, daß Turmfalkes Seele schmerzte, von den Luftströmungen tragen ließen.
    Die ganze Nacht hatte ein kalter Wind aus Norden geweht, und diesen Morgen

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