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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Kind, den Träumer, retten.«
    So wurde ich also erwählt.
    Otter schaute auf, und wieder trafen sich seine Blicke mit denen von Rote Mokassins. Ihre Lippen waren leicht geöffnet; sie schüttelte den Kopf und lächelte tapfer. Sie flüsterte Viertöter etwas zu und drängte sich dann durch die Menge.
    Otter glitt in die Dunkelheit. Natürlich würde sie mit ihm sprechen wollen. Aber das änderte nichts; sie hatten sich nichts mehr zu sagen.
    Geduckt ging er um das Haus der Großmutter herum, schlich mit gesenktem Kopf über den dunklen Clanbesitz und blieb beim Grabhügel kurz stehen. Das Gefühl der Hilflosigkeit nahm ihm den Atem.
    Die Geister seiner Ahnen waren anwesend, er spürte sie, und sie schienen ihm etwas zuzuflüstern.
    Aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte nichts verstehen. Er ging weiter zum Vorratshaus.
    Dort begrüßte ihn Schnapper freudig; sein Schwanz schlug hin und her, er leckte Otters Hand und sprang an ihm hoch.
    »Bald, mein Freund«, versprach ihm Otter, und tobte mit dem struppigen Hund. »Alles in Ordnung?
    Keine Diebe in der Nacht?«
    Schnapper gab einen gedämpften Brummton von sich, streckte sich und gähnte. Otter lächelte und drückte den Hund an sich. Eine Weile genoß er die Wärme und vergrub sein Gesicht im Fell des Hundes. Das besänftigte seine wunde Seele. Er sah das Gesicht von Rote Mokassins vor sich, es quälte ihn, es schmerzte so sehr, als drehte jemand ein Messer in einer Wunde herum.
    Bald wand sich Schnapper aus der Umarmung.
    Otter seufzte, der trostspendende Augenblick war vorbei. »Du bist ein guter Wachhund, Schnapper.
    Du bleibst hier und paßt auf. Heute nacht gibt's ein Festmahl, dann bringe ich dir Fleisch und vielleicht ein paar Pfannkuchen.«
    Otter lauschte; aufgeregte Stimmen erfüllten die Nacht. Als er ins Dunkel trat, huschten zwei Gestalten an ihm vorbei - ein Junge und ein Mädchen vom Riesenschilfclan. Sie war die Tochter von Nasser Knochen.
    Auch Otter ging in die Nacht; er folgte dem Bogen des Walls, der das Anwesen des Clans begrenzte.
    Vor mehr als vier Monden, er war gerade aus dem Norden zurückgekommen, sein Kanu voller Waren, war auch er mit einer Frau ins Dunkel geschlichen. Er hatte ihre Decke um ihrer beider Schultern gelegt - eine symbolische Geste.
    »Ich kann die Heirat nicht länger aufschieben«, hatte sie gesagt, »ich werde einfach zu alt.«
    »Dann heirate mich. Großmutter hätte dafür Verständnis. Ich glaube, sie erwartet es sogar.« Er hatte ihre Hand genommen und sie an seine Lippen geführt. »Für die meisten ist es sowieso eine beschlossene Sache. Sie glauben, daß du nur zu wählen brauchst, mich oder Viertöter.« »Und wenn ich ihn wähle?«
    »Er ist der beste Mann, den ich kenne. Wenn du mich nicht nimmst, dann möchte ich keinen anderen Mann für dich als ihn.« Aber sie hatte Otter schon immer bevorzugt. Vielleicht war es ungerecht gegen Viertöter, aber Otter war schon immer der interessantere von beiden gewesen. Ein Händler, der abenteuerliche Reisen in fremde Länder unternahm und mit exotischen Dingen zurückkehrte, die Rote Mokassins begeisterten.
    Sie waren auf die schmale Landzunge hinausgegangen Rote Mokassins hatte geseufzt: »Immer kommen wir hierher.«
    »Das ist doch ein wunderschöner Platz. Hier hörst du das Wasser, hier spürst du die Freiheit.«
    »Freiheit?« hatte sie verwundert gefragt, als er sie an sich zog. »Hier spürst du die Macht des Flusses, wie er anschwillt und wieder zurückgeht. Schließe die Augen, Rote Mokassins. Der Fluß lebt, er pulsiert, fast so wie das Blut in deinen Adern.«
    Er hatte ihre vollen Brüste gestreichelt. Sie hatte sich dann an ihn gepreßt, heftig atmend unter seiner zärtlichen Berührung. »Bleibst du bei mir? Jetzt, meine ich, und fährst erst im nächsten Sommer zu den Alligatorclans im Süden?«
    Er hatte die Decke auf dem Sand ausgebreitet und ihr Ohr mit der Zunge liebkost.
    »Nächsten Sommer?« hatte er geflüstert, als sie sich in seinen Armen umdrehte und die Bänder an seinem Hemd löste. Sie hatte ihm das Hemd über den Kopf gezogen, und er war erschauert, als sie mit den Fingern über sein Geschlecht fuhr, das bei diesem sanften Streicheln anschwoll.
    Auch sie hatte sich ausgezogen und aufrecht und stolz vor ihm im schwachen Mondlicht gestanden.
    Die Brise vom Fluß wehte durch ihr dichtes schwarzes Haar, das ihr wie ein schimmerndes Vlies über die Schultern fiel.
    Dann war sie zu ihm getreten und hatte ihn an sich gedrückt. So fest,

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