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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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ist es, Handel zu treiben. Diese Fahrt ist auch eine Handelsfahrt, nur daß ich diesmal auch dich und Grüne Spinne transportiere.«
    »Wie du das sagst, klingt es ganz einfach.«
    Otter lächelte. »Eine Fahrt ist nie einfach, Krieger. Oft ist sie sogar noch schwieriger, als man befürchtet.«
    Darauf sagte Schwarzschädel: »Jetzt redest du wie der Narr.« Und nach einer Pause fragte er: »Was ist mit dieser Vision? Was hältst du davon? Ich habe gesehen, wie der Blitz einschlug, habe die Clanältesten getroffen, als sie Grüne Spinne aus dem brennenden Tempel zogen. Ich spürte die Macht.
    Aber war sie da, um Grüne Spinne zu erleuchten oder um ihn aus dem Weg zu räumen? Letzteres kommt mir viel wahrscheinlicher vor. Leider hat er überlebt, trotz aller Anstrengungen des Geheimnisvollen.«
    Otter hob hilflos die Arme. »Ich habe schon Verdreher getroffen, Schwarzschädel, den Anhinga, Der vom Himmel fiel, und einen im Gebiet der Ilini, aber jeden durfte ich nur einmal sehen. Man hält sie für Heilige, man sagt, daß Verdreher Dinge klarer sehen als andere heilige Männer. Ich weiß genug, daß ich erkennen kann, was aus Grüne Spinne geworden ist.«
    »Dann warte ab, bis du mit ihm im selben Boot sitzt.« Schwarzschädel schüttelte den Kopf. »Er ist so einfältig geworden wie ein Kind. Er hat kein Recht, das Leben der Ältesten aufs Spiel zu setzen.«
    Otter betrachtete ihn neugierig. »Stellst du die Gebote der Macht in Frage, Krieger?«
    Schwarzschädel antwortete voller Verachtung: »Nicht im mindesten, Händler. Ich weiß, wer ich bin.
    Die Macht hat mich dazu gemacht. Aber Grüne Spinne ist anders. Er war auf dem Weg, ein großer Träumer zu werden, ein Heiler. Als er zur Sonnenwende einen Traum hatte, war es, um die Macht zu gewinnen, Regen herbeizuträumen und die Zukunft zu sehen.« Schwarzschädel knirschte mit den Zähnen. »Sieh dir an, was mit ihm geschehen ist. Er kam als Idiot zurück.«
    »Die Wege der Macht sind rätselhaft.«
    Wie der Händler das sagte, war aufreizend. Für ihn schien es ganz normal, sein Kanu zu beladen und mit einem Irren an Bord diese Reise zu unternehmen, in der Hoffnung, daß ihm nichts zustoßen werde.
    Was ist, habe ich jetzt zwei Verrückte dabei?
    Schwarzschädel deutete mit seiner Keule auf den Händler. »Ich will, daß du mir hilfst, den Kerl unter Kontrolle zu halten, Händler. Ich will, daß wir alles anständig durchführen, den Ort finden und sehen, ob da irgendwo eine Maske ist. Finden wir sie, werden wir sie uns schnappen und hierher zurückkehren. Ich will keinen Ärger. Ist das klar?«
    Otter blieb locker stehen. »Wir wollen eins klarstellen, Schwarzschädel. Auf dem Fluß gebe ich die Befehle, wenn wir mit anderen verhandeln, gebe ich die Befehle. Kommt es zum Kampf, dann kannst du die Befehle geben. Sonst aber tust du, was ich dir sage!«
    Kalte Wut stieg in Schwarzschädel auf, und er zischte durch seine zusammengebissenen Zähne:
    »Weißt du eigentlich, wer ich bin?«
    »In diesem Teil der Welt weiß jeder, wer Schwarzschädel ist. Du könntest mich töten, bevor ich einmal blinzeln kann. Aber das ändert nichts daran, daß du in meinem Boot tun wirst, was ich dir sage.
    Bei Menschen, deren Sitten du nicht kennst, wirst du meinen Anordnungen gehorchen. Wenn du damit nicht einverstanden bist, gehen wir sofort zu den Clanältesten und lassen sie entscheiden, was zu tun ist.«
    Schwarzschädel unterdrückte den Drang, Otter mit der Keule über den Kopf zu schlagen. Diese Frechheit, diese herausfordernde Frechheit! Schwarzschädel bebte, er balancierte auf dem schmalen Grat zwischen Selbstbeherrschung und Mordlust; der Schädel des Händlers wäre zertrümmert, bevor er einen Arm heben könnte. Doch Otter blieb ruhig, nur seine Augen verengten sich unmerklich, und er preßte die Lippen leicht aufeinander.
    Disziplin!
    Schwarzschädel trat vorsichtig einen Schritt zurück und zwang sich zur Entspannung; er holte tief Luft. Ein Krieger mußte zur rechten Zeit die Fassung bewahren und Disziplin zeigen.
    »Du bist ein sehr tapferer Mann, Händler.« Mit einer lockeren Bewegung warf er die Keule auf seine Schulter. »Wir suchen die Clanältesten auf und fragen sie, wer die Befehle auf deinem Boot gibt.
    Wenn sie sagen, daß ich gehorchen muß, dann werde ich es tun.«
    Otter nickte langsam und richtete sich auf. Das Zittern seiner Beine verriet, welche Angst er gehabt hatte. Vielleicht muß ich ihn am Ende töten, aber trotzdem ist er ein Mann, der Respekt

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