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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Willen gegen Willen. Otters Körperhaltung ließ erkennen, daß schon der kleinste Stoß etwas in ihm zerbrechen würde.
    Will ich ihn denn zerbrechen?
    Schwarzschädel zögerte, doch dann löste sich seine innere Spannung, und er fragte: »Was ist besser an dieser Strecke? Sie ist doch länger, das hast du selbst gesagt.«
    Grüne Spinne bohrte mit einem Finger in die Erde. Der Narr wollte doch nicht etwa schon wieder davon essen?
    »Sie ist sicherer.« Otter warf einen Blick auf den Narren. »Grüne Spinne sah das Süßwassermeer in seiner Vision. Zuerst habe ich das nicht verstanden, aber jetzt weiß ich's. In der Vision von Grüne Spinne sind wir auf dem Süßwassermeer und nicht im Kampf mit den Schlangenclans, die wir ohnehin nicht schlagen könnten.«
    »Das könnte ich dir aber beweisen!«
    »Dein Mut steht außer Frage, Schwarzschädel, ebenso wie deine Erfahrung. Andererseits haben dich schon vier Kanus mit Khota nervös gemacht, und denke daran, der Clan der Sechs Flöten hat sie alle in die Flucht geschlagen.« Otter hob eine Hand, um Schwarzschädels Einwand abzufangen. »Sag mir, was besser ist - einen Kampf siegreich zu führen oder ohne Kampf zu gewinnen?«
    Wenn ich bedenke, daß ich ihm gerade erlaubt habe, sein Gesicht nicht zu verlieren.
    »Kein Kampf. Das weiß doch jeder gute Krieger.«
    Otter nickte zustimmend. »Eben. Und deswegen bist du ein so guter Kriegsführer.«
    Schwarzschädel dachte über die Worte nach, aber sie beschwichtigten ihn nicht. Obwohl er sich über die Änderung der Pläne ärgerte, konnte er dem Händler doch keinen Denkzettel erteilen, nur weil er ihn auf seinem eigenen Gebiet geschlagen hatte. »Wieviel länger dauert der andere Weg?«
    »Drei Wochen?« Otter fragte Eulenauge in der Sprache des Gipfelclans.
    Otter übersetzte Eulenauges Antwort: »Vielleicht drei Wochen. Das hängt vom Wetter ab. Nach unserer Rechnung erreichen wir das Süßwassermeer im fünften Mond. Das ist der ruhige Mond.« »Der Ilinifluß kommt aus dem Süßwassermeer?« »Nein, aber im Quellgebiet liegt ein Schlammsee, der auf der Westseite in den Ilini fließt und im Osten ins Süßwassermeer.«
    Schwarzschädel überlegte und rieb sich dabei das Kinn. »Und wie groß ist dieses Süßwassermeer?«
    Otter zuckte die Achsel und fragte Eulenauge. Er übersetzte: »Von den Händlern, die es überquert haben sagen manche, es ist ein Meer, andere sagen, es ist eine große Seenplatte.«
    Was kann man einem Händler schon glauben? »Wird wohl nicht viel größer sein als Vater Wasser.
    Mehr Wasser als dort fließt, gibt's sonst nirgends auf der Welt.«
    Otter wollte etwas sagen, zuckte aber dann nur mit den Achseln. »Was ist mit diesen Khota?«
    Schwarzschädel deutete auf den Lauf des Ilini auf der Skizze. »Mit denen bist du schon einmal aneinandergeraten.«
    Otter sah ihn an. »Vielleicht ist das der Grund, Krieger, warum die Macht dich ausgesandt hat.«
    Vier Kriegskanus mit blitzenden Paddeln. Schwarzschädel fielen seine Befürchtungen wieder ein, als sie vorbeigefahren waren. »Ja, das ist vielleicht der Grund, warum die Macht mich ausgesandt hat.«
    Er erschauerte. Der Händler mochte die Khota fürchten, aber Schwarzschädel nicht! Ein Zusammenstoß mit einigen von ihnen war möglicherweise genau das, was die Macht plante.
    Grüne Spinne ließ einem Singsang hören: »Obsidian biegt sich, ein wenig. Wie lange noch? Bis der Fels zartem Fleisch weicht? Paß auf dich auf, Schnappschildkröte, das Wasser ist tief!«
    »Wir nehmen den längeren Weg«, sagte Schwarzschädel.
    In dieser Nacht träumte Schwarzschädel. Er sah Wellentänzer, der wie ein Stück Holz im aufgewühlten Strom schwamm. Ein hoher Wellenkamm trug das Kanu hoch, dann stürzte es wieder in ein tiefes Wellental, und von allen Seiten brauste brodelnd und schäumend das Wasser heran.
    Voller Entsetzen paddelte Schwarzschädel um sein Leben und trieb das Kanu von einem Wellenkamm zum nächsten. Jeden Moment konnten die aufgepeitschten Wellen ihn unter ihren Wassermassen begraben.
    Ein Ausweg! Er mußte einen Ausweg finden! Doch er kämpfte vergeblich gegen die Flut der mörderischen Wellen.
    Da schrie er auf, er war verloren. In diesem schrecklichen Augenblick schlug der Ton des klagenden Windes in ein schreckliches Gelächter um, das er so gut kannte. Aus Grabestiefe hörte er das heisere, kehlige Lachen seine Mutter.
    Als das Kanu wieder in ein Wellental stürzte, wurde ihm das Paddel aus der Hand gerissen. Voller Verzweiflung

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