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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sehen, Mama! Rot und Blau, Purpur und Gelb und Grün, alle Farben durcheinandergewirbelt.«
    Sternmuschel betrachtete das Stück. »Wunderschön, Kleines.«
    »Ist es wirklich Blut von einem Ungeheuer?« wollte Silberwasser wissen.
    »Natürlich, Grille. Deshalb ist der Stein heilig. In den ersten Tagen der Welt tötete Erster Mann hier oben ein Ungeheuer. Die Blutstropfen strömten heraus und wurden zu Stein, aus dem sich dieser Höhenrücken bildete.«
    »Hat das Blut von Ungeheuern alle diese Farben?« »Normalerweise ist es so rot wie jedes Blut«, sagte Langer Mann. Er setzte sich vorsichtig auf einen Felsen und beugte sich vor, als wäre er plötzlich müde, aber Sternmuschel bemerkte das aschfahle Gesicht und sah, wie er eine Hand an seine rechte Seite legte. »Aber in diesem Fall waren die Farben, wie sie im Gestein erscheinen. Dieses Ungeheuer besaß nämlich besondere Macht.«
    Silberwasser nickte ernst, bevor sie mit ihrem kostbaren Fund davontrottete.
    »Und was ist mit dir, Magier?« fragte Sternmuschel. »Welche Farbe hat dein Blut?«
    »Rot«, sagte er. »Hast du gleich an mich gedacht, als ich von Ungeheuern sprach?«
    »Es gibt sie in allen Formen und Gestalten, nicht wahr?« Er stand auf und atmete stockend. »Ja, vermutlich.« »Ich begreife es nicht. Du hast Menschen getötet, weil du dafür bezahlt wurdest, richtig?
    Wenn ich dir Muscheln, Flußperlen oder Kupferplatten angeboten hätte, hättest du die Seele eines anderen getötet? Einfach so?«
    »Es ist nicht nur Mord, Sternmuschel. Menschen müssen dazu stehen, wer und was sie sind. Zauberer wie ich halten alles im Gleichgewicht. Du warst die hochgeschätzte Tochter eines angesehenen und einflußreichen Clans. Wenn du und die, die du liebtest, von einem anderen verletzt wurden, verlangten Ansehen und Einfluß deiner Familie eine Abrechnung, und sie erhielten sie. Der Gerechtigkeit war Genüge getan, oder nicht?«
    Sie sagte nichts, und er fuhr fort: »Menschen, die nicht in solchen Clans leben, müssen einen anderen Weg finden, wenn sie Gerechtigkeit suchen. Nehmen wir an, ein Mann wie Wanderdrossel, einflußreich und geachtet, begeht eine Greueltat. Nehmen wir an, er tut einem kleinen Mädchen vom Froschkrautclan Gewalt an.« »Wem? Von so einem Clan habe ich noch nie gehört.« »Nehmen wir an, es gibt ihn, er fristet irgendwo in den Bergen mühsam sein Dasein. Welches Gehör würde wohl einer seiner Ältesten beim Blauentenclan finden? Meinst du, der Clan würde Wanderdrossels Familie drängen, das Unrecht wiedergutzumachen?«
    »Sie würden nichts tun. Aber man würde dennoch munkeln; die Saat des Mißtrauens wäre gelegt.«
    »Nicht, wenn Wanderdrossel mit Feingefühl und Verstand lügen würde. Er könnte es ohne Makel überstehen.« »Ja, ich weiß, solche Dinge geschehen.« »Und da ist ein Zauberer gefragt.«
    »Also kann zu dir jeder kommen und dich dafür bezahlen, daß du tötest. Ist das richtig?«
    »In der Regel schon. Kommen wir aber auf den Froschkrautclan zurück. Ihr Ältester wurde vom Blauentenclan abgewiesen und kommt zu mir. Ich höre mir an, was er über die Vergewaltigung des kleinen Mädchens erzählt. Dann berichten sie mir alles genau. Der Älteste möchte, daß Wanderdrossel dafür bezahlt, und er verlangt den Tod des Kriegsherrn. Ich sage, daß es den Froschkrautclan vier große Stücke Kupfer kostet, wenn ich Wanderdrossel töte.« »Was fast mehr ist, als sie zahlen können.«
    »Stimmt. Aber daß sie soviel zu zahlen bereit sind, zeigt, wie schwer der Vorwurf wiegt.«
    »Sie sind also bereit, dir das Kupfer zu geben.« »Dann berichte ich Wanderdrossel, daß der Froschkrautclan sehr empört ist, frage ihn, was er dazu zu sagen hat. Er erzählt es mir, aber ich erkenne die Lüge in seiner Seele. Ich sage ihm, seiner Familie und dem Blauentenclan, daß der Froschkrautclan entschädigt und für das Mädchen mit Land, Bündnis, Heirat oder Tribut gesorgt werden muß.
    Der Blauentenclan bespricht das und beschließt, daß er keine Verpflichtung hat zu zahlen; die Familie von Wanderdrossel behauptet, daß er allein entscheiden muß. Er aber weigert sich.«
    »Und dann?«
    »Dann töte ich ihn. Der Froschkrautclan bezahlt mich mit vier großen Kupferplatten, und die Sache ist für beide Clans erledigt.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Mehr oder weniger.« Langer Mann stand auf und ging einen rutschigen Hang hinunter, an dem Händler neben einer Feuersteinader einen Weg gegraben hatten.
    »Eine hübsche Geschichte,

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