Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Schlafdecken, unter denen sich die Körperform des kleinen Mädchens abzeichnete.
    Sternmuschel sah den Zauberer mutig an. »Warum bist du hier? Die Maske mag von den Langschädeln gefertigt worden sein, aber das erklärt noch nicht, was du damit zu tun hast. Der Geist der Macht hätte ebensogut einen andern aussuchen können. Womit hast du das verdient?«
    Sie hatte es aufgegeben, herauskriegen zu wollen, warum sie ausgewählt worden war. Aber Langer Mann, ein Zauberer, hätte etwas tun können, um das hoffnungslose Leid dieser jämmerlichen Flucht zu vermeiden.
    Er blickte auf seine Hand, als studiere er die Linien. »Am Ende zahlen wir alle für unsere Fehler.«
    Sternmuschel fragte sich, warum es ihr noch immer nicht gleichgültig war. »Fehler? Was für Fehler?
    Jemand, den du getötet hast? Du schweigst schlau über deine Vergangenheit. Mir scheint, du sprichst nur von dir, wenn es nicht anders geht.«
    Der Zwerg zuckte mit den Achseln. »Möchtest du etwa deine tiefsten Geheimnisse vor mir ausbreiten?
    Komm, Sternmuschel, was ist das Schlimmste, was du jemals getan hast? Erzähle mir von allen Fehlern oder Missetaten, die du begangen hast - erzähle mir, was du anders machen würdest!«
    Ich war einst schön. »Ich hätte meinen Mann nicht heiraten sollen.«
    Langer Mann legte ein Scheit Holz aufs Feuer. »Davon spreche ich nicht. Erzähle mir vom Schlimmsten, was du je getan hast. Welche böse Tat hast du begangen, die du für immer bedauern wirst?«
    »Böse Tat?« Sternmuschel schüttelte den Kopf. »Außer daß ich meinen Mann geheiratet habe, bedauere ich nichts. Oh, ich würde zurückgehen und einige Dinge verändern. Ich wünschte, ich hätte zu meinem Vater nicht gesagt, daß ich ihm nie verzeihe, daß er mich zwang, für meine Tante Gänsefußsamen zu mahlen. Das werde ich ewig bedauern. Ich warf zwei große Krüge voll weg. Meine Tante war halb blind., Sie hat nichts davon gemerkt.«
    »Das war böswillig?«
    »Was wäre geschehen, wenn wir einen richtig harten Winter bekommen hätten? Sie war alt, allein auf ihrem Hof, und ein dummes Mädchen schüttet zwei große Krüge Gänsefußsamen weg. Warum? Weil ich verwöhnt und faul war.« Ich war zu stolz. War die schöne Tochter, zu gut, um für eine alte Frau Mehl zu mahlen. Uni sieh mich jetzt an.
    »Aber du mußt etwas bewußt Böses getan haben, Sternmuschel.«
    Sie überlegte. »Schlimmer als Gänsefußsamen wegzuschütten?«
    »Viel schlimmer.«
    »Na ja… da war ein Mädchen in der Bleichblumenfamilie. Steinrose hieß sie. Sie ärgerte mich immer.
    Wir haßten uns. Mich beachteten die Jungen mehr als sie, und das paßte ihr nicht.
    Ich bekam heraus, daß Steinrose sich mit einem verheirateten Mann vom Schnelles Eichhörnchenclan eingelassen hatte. Als er sich wieder einmal zu ihr geschlichen hatte, schickte ich durch eine meiner Freundinnen seiner Frau eine Nachricht, ließ ihr sagen, ihr Mann wollte sie unten am Fluß in dem Weidengehölz treffen.«
    »Und dort lag Steinrose mit dem Ehemann der Frau?«
    Sternmuschel nickte, während sie an die Vergangenheit dachte. »Das würde ich ungeschehen machen, wenn ich könnte. Auch wenn ich sie nicht mochte, war es nicht recht, sie so zu verletzen.«
    Langer Mann seufzte und preßte eine Hand an seine rechte Seite. Der stechende Schmerz schien in den letzten Tage stärker geworden zu sein. »Ist dies das Schlimmste, was du getan hast?«
    »Außer meinen Mann zu heiraten? Ja. Er brachte mir nichts als Qual.«
    »Du wußtest nicht, daß er ein Ungeheuer werden würde. Du hast nichts Unrechtes getan. Ich meine, es war nichts Böswilliges, weil du es nicht bewußt getan hast.«
    »Wenn ich es gewußt hätte, warum hätte ich es dann tun sollen?« Ihre Geste drückte die Sinnlosigkeit aus. »Ich fühlte mich so erbärmlich, nachdem ich den Gänsefußsamen meiner Tante weggeschüttet hatte, daß ich mir schwor, nie mehr etwas Gemeines zu tun.«
    Langer Mann seufzte. »Es fällt mir schwer, zu glauben, daß du ein so makelloses Kind warst.«
    Ich war es nicht, Magier. Ich war stolz, eitel, eingebildet auf meine Schönheit und meine Bevorzugung.
    Sie lauschte dem Regen. »Meine Eltern erzogen mich zu Verantwortungsbewußtsein, denke ich. Sie selbst nahmen ihre Pflichten sehr ernst. Alle liebten meine Mutter, und nicht nur, weil sie mit dem Clanführer verheiratet war.«
    »Ja«, sagte Langer Mann müde. »Jeder liebte sie.«
    »Sie war eine schöne Frau. Bis zum Schluß.«
    »Wie das lebendig gewordene

Weitere Kostenlose Bücher