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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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steckte sie in ihren gespitzten Mund.
    Mondschnecke verzog das Gesicht. Jede Bewegung ihrer Tochter war auf eine berechnete Weise elegant. Sie war sehr schön, mit schräg stehenden Augen, einem tiefbraunen Teint und langem schwarzem Haar, das so seidig war wie ein Nerzfell. Mondschnecke hatte sich oft gewünscht, dass ihre Tochter eher wie sie aussähe, mit einem eckigen Gesicht, zu kleinen Augen und einer Knollennasse. Dann hätte Schwarzer Regen sich vielleicht mehr um ihre Kinder und ihren Clan gekümmert, statt herumzuschlendern, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Doch nein, die Sonnenmutter hatte es so eingerichtet, dass Schwarzer Regen das verführerische Antlitz eines Meermädchens bekam.
    »Guten Tag, Mutter. Freust du dich, mich zu sehen?« »Ja, so wie ich mich freue, wenn ich eine giftige Kröte auf meinem Lager sehe.« Mondschnecke drohte ihr mit dem Wanderstab. »Was immer du mir zu sagen hast, sag es schnell und verschwinde, bevor du das ganze Dorf in Aufruhr versetzt.«
    »Ah, meine Mutter, die mich liebt. Du hast dich keine Spur verändert. Aber ich versichere dir, was ich dir bringe, ist eine Sache, die für unseren Clan lebenswichtig ist. Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Das ist nicht dein Clan. Du bist ausgestoßen. Eine Frau ohne Clan, ohne Verwandte. Und so soll es sein. Hör bloß auf, mich zu zwingen, mir Ausreden für dich einfallen zu lassen.«
    Sie ließ sich am Ende der Ratshütte auf einen Stapel von Fächerpalmenmatten fallen. Der Saum ihrer kurzen, braunen Tunika breitete sich um ihre Schenkel, während sie sich so setzte, dass ihre Gelenke sie nicht allzu sehr schmerzten. In den letzten drei Sommern hatte sich das Feuer in ihrer rechten Hüfte von einem Flämmchen zu einer lodernden Flamme entwickelt. Sie stieß ihren Stab in den Boden und umfasste den Griff mit beiden Händen. »Also, mach schnell.
    Was willst du?«
    Schwarzer Regen warf ihre Beeren ärgerlich auf den Boden und sagte grollend: »Du solltest stolz auf mich sein. Ich habe ein Bündnis vorbereitet, vor dem du nur träumen kannst! Warum bist du so feindselig?« »Das muss ich sein.«
    Schwarzer Regen stemmte ihre schmalen braunen Hände auf die ansehnlichen Hüften. Der Gürtel ihres roten Gewandes war eng geschnürt, um ihre schlanke Taille hervorzuheben. Bevor sie zehn und fünf Sommer alt war, kannte sie schon viele pflanzliche Mittel, die sich für eine Abtreibung eigneten: Lorbeerrose, gemahlene Vanillebaumrinde und der Saft von Bärenklau. Dessen ungeachtet hatte sie zwei Kinder in die Welt gesetzt, doch sie hatte die mütterlichen Instinkte einer Königskrabbe, die ihre Eier legt und sie den Launen der Natur überlässt. Schwarzer Regen überließ die ihren teils der Natur, teils ihrer Mutter. Aber Mondschnecke gab zu, dass sie dankbar dafür war. Sie liebte Teichläufer und Rotalge von ganzem Herzen.
    »Also«, sagte sie schließlich, »du und dieser - wie hieß er noch? -, dieser Händlerjunge, ihr sollt die Clans im Norden besucht haben, wie ich hörte, aber siehe da, jetzt bist du wieder hier und bringst Schande in meine Hütte. Was könnte meine Tochter bloß aus den Armen ihres letzten Liebhabers gerissen haben? Ich dachte, du wärst ganz hingerissen von ; dem stämmigen jungen Mann?«
    Schwarzer Regen lachte in ihrer hartherzigen Art. »Stämmig war er ja, Mutter. Aber leider war die stämmige Männlichkeit zwischen seinen Beinen alles, was er mir zu geben hatte. Ich habe ihn verlassen.«
    Mondschnecke lächelte nicht. Der dumme Junge hatte wahrscheinlich Schwarzer Regen mit wertvollen Schmuckstücken überhäuft, um sich ihre Liebe zu sichern, und als sie genug davon besaß, hatte sie ihn wegen interessanterer Opfer verlassen. Das hatte Mondschnecke alles schon einmal erlebt. Die Leidenschaft ihrer Tochter für Würfelspiele hatte den Kernholz-Clan schon dreimal arm gemacht; der Clan war verantwortlich für die Schulden seiner Mitglieder. Normalerweise wäre eine Person, die ihrem Clan so viel Schande bereitet hatte, demütig zurückgekommen, um Vergebung zu erbitten, mit dem Versprechen, alles zurückzuzahlen, was zur Deckung der Schulden gespendet worden war. Aber nicht Schwarzer Regen. Sie hatte das Verdikt des Ausgestoßenseins mit Lachen quittiert und war ausgezogen, um einen neuen Dummen für die Begleichung ihrer Schulden zu finden.
    »Mutter«, sagte Schwarzer Regen, »ich habe eine Neuigkeit für dich, die dich ganz bestimmt interessieren wird. Willst du sie hören oder

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