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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Krieger ihn die Treppe hinaufschoben. Mit gewohnter Routine organisierte Heuler den Abmarsch der übrigen. »Zuerst die Priester, dann den Jungen und die Frau.«
    Eichelhäher wartete und hielt Maisfaser an seine Brust gedrückt, bis der letzte Krieger die Stufen hinaufgegangen war, dann trug er seine Enkelin hinaus in die kühle Nacht. Krallenstadt wirkte im Mondlicht fahlblau. Jemand rief etwas … dann ein Schrei. Ein Hund bellte. Dunkle Gestalten, von denen sich viele in der Mogollon-Sprache verständigten, eilten über die Plaza zum Einlaß und flohen ins Dunkel.
    Schwarzdorn und Heuler rannten mit einer Leiter und einem aufgerollten Yucca-Strick herbei. »Gut«, sagte Eichelhäher. »Legt das auf den Boden.«
    Eichelhäher senkte Maisfaser behutsam auf die Kiefernsprossen. Die Decken würden sie sanft betten, nur ihr rechtes Ohr ruhte auf nacktem Holz. Eichelhäher streifte seinen Umhang ab und legte ihn gefaltet unter den verletzten Kopf. »Bindet sie fest, und dann brechen wir auf.«
    »Ja, mein Häuptling.«
    Eichelhäher hielt sich die Hände an den Mund und ließ einen schrillen Pfiff ertönen, der die Krieger innerhalb der Mauern zusammenrief. Als sie vorbeitrabten, wandte sich Eichelhäher an die zwei, die Maisfaser trugen. In Decken gewickelt lag sie auf der Leiter. Eichelhäher schaute mit klopfendem Herzen auf ihr geschwollenes Gesicht und suchte nach einer Ähnlichkeit mit seiner Tochter. Er fand keinerlei Merkmale - würde sie aber vielleicht später finden, wenn die Schwellung zurückgegangen war. »Seid äußerst vorsichtig mit meiner Enkelin.«
    »Das ist uns eine Ehre, Großer Häuptling.« Der Ton ihrer Stimmen sagte ihm, daß man sie so zart behandeln würde wie einen zerbrechlichen Topf.
    Zwei Krieger hielten Nordlicht mit harter Hand fest. Sie rissen ihn mit zum Ausgang. Er glich einem, der in einer tödlichen Falle gefangen sitzt und bereit ist, seinen Fuß abzunagen, um entkommen zu können. Nacheinander kamen die Krieger heraus, einige davon blutbeschmiert, alle mit Säcken voller Beute über den Schultern oder Gefangene antreibend, meistens junge Frauen, die gewagt hatten, aus ihren Räumen hinauszublicken, als sie das Getümmel gehört hatten. Ein Jammerruf schallte durch die Nacht.
    Dann kam der heilige Heimatlose auf einer Leiter, getragen von zwei stämmigen Kriegern; er fühlte sich erniedrigt, und mit bitterem Gesichtsausdruck klammerte sich an die Sprossen, als hinge sein Leben davon ab.
    Zwei weitere Krieger stießen Nachtsonne vorwärts; ihre Hände waren gebunden, ein Strick lag um ihren Hals. Sie hatte die Augen einer Frau, die mitansieht, wie ihre Welt untergeht. Schau gut hin, Ehrwürdige Mutter, denn nach dieser Nacht wird das Volk des Rechten Wegs nicht mehr sein, was es war.
    Zu Eichelhähers Überraschung versuchte Eisenholz Maisfaser zu berühren, als ihre Leiter vorbeigetragen wurde, aber Flughund riß ihn zurück und zog den Strick um den Hals zu, um ihn zum Gehorsam zu zwingen.
    Eisenholz taumelte, hustete und mühte sich dann, zu Eichelhäher zu sprechen. Er drehte sich zu ihm um und rief: »Eichelhäher? Hör mich an!«
    »Was willst du?«
    »Du und ich, wir kennen einander.« Eisenholz rang nach Luft, sein Atem ging pfeifend. »Wenn du Nachtsonne gut behandelst… dann dann tue ich alles, was du von mir verlangst. Verstehst du? Alles!« Eichelhäher hörte die Verzweiflung in seiner Stimme und fand sie … interessant. Dann fing er den Blick auf, mit dem Eisenholz und Nachtsonne sich ansahen. Eichelhäher nickte. »Ja, ich glaube, ich verstehe dich.«
    Der Kriegshäuptling von niederer Herkunft liebte die große Ehrwürdige Mutter von Krallenstadt? Ein tapferer Mann, in der Tat! Vielleicht würde er sich selbst aus diesem Grund Nachtsonne zur Gefährtin nehmen - so wie Eisenholz sich Eichelhähers Tochter genommen hatte.
    Als sie durchs Tor und in die Nacht hasteten, kamen sie an der Leiche von Stechmücke vorbei, die wie ein unordentlicher schwarzer Haufen neben dem Stadtwall lag.
    Eichelhäher wandte sich ein letztes Mal um, und der Stolz schwellte seine Brust, als er das großartige Bollwerk des Volks des Rechten Wegs sah - ein Bollwerk, das seiner List zum Opfer gefallen war. Was für ein Raubzug! Noch die Enkel meiner Enkel werden davon sprechen. Es tut mir nur leid, daß ich die Stadt nicht in Brand setzen kann.
    Die Sklaven stürmten die Straße hinunter wie verdurstende Tiere, die das Wasser riechen. Unterdrücktes Weinen vermischte sich mit frohem

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