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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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weg. Er würde in sein Zimmer gehen, ein paar Sachen in sein Bündel packen, seine Decke zusammenrollen und hinausgehen. Einfach so. Heute nacht noch. Gleich jetzt!
    Es schien verlockend; er stand auf. Aber er verzog das Gesicht, als er auf die aufsteigenden Wohnebenen von Krallenstadt blickte. Ein entmutigender Gedanke hielt ihn zurück. Nein, er schuldete es Spannerraupe, diese Sache zu Ende zu bringen. Aber sobald der Kriegshäuptling zurückgekehrt ist, breche ich auf nach Norden. Er holte tief Luft, mit dem Gefühl großer Erleichterung. Dann hörte er Schritte unten am Tor. Aus langer Erfahrung wußte er: Da kamen zwei Personen im Laufschritt an.
    »Wer ist da?«
    »Ein Krieger und eine Frau vom Ameisen-Clan«, rief ein Mann atemlos wie nach einem scharfen Lauf. »Wir bringen Nachricht von der Gesegneten Sonne.«
    Stechmücke verzog das Gesicht. Was war jetzt schon wieder los? »Na gut, kommt herauf und erzählt mir alles.«
    Er straffte die Rückenmuskeln, als der Mann und die Frau durch den Einlaß traten und die Leiter emporkletterten. Trotz der Dunkelheit sah Stechmücke, daß der Mann grauhaarig war und ein Kriegerhemd trug. Bogen und Köcher hingen ihm auf dem Rücken, und er hielt eine Kriegskeule in der rechten Hand.
    Stechmücke kannte ihn nicht, aber das war kein Wunder, weil die Gesegnete Sonne so viele zur Trauer-Eskorte bestellt hatte. Wenn man dem Mann das rote Hemd auszog und ihn in einen Weberkittel steckte, konnte er sich vielleicht an sein Gesicht erinnern.
    Die Frau kam ihm irgendwie bekannt vor. Er betrachtete sie in der Dunkelheit mit zugekniffenen Augen. »Also gut, sagt's mir. Was hat sich die Gesegnete Sonne diesmal für einen Irrsinn einfallen lassen?«
    »Es wird dir nicht gefallen«, sagte der Mann beim Näherkommen. Er lächelte böse. Nein, das war kein Weber, das war ein echter Krieger. Wieso kannte er -
    »Erinnerst du dich an Lanzenblattdorf, Stechmücke?« fragte die Frau mit hohler Stimme. »Du warst dabei. Du hast mitgeholfen, Palmlilie und meinen Sohn zu töten.«
    »Palmlilie?« Stechmücke erschrak und wirbelte herum, um die Frau anzusehen. »Distel? Bist du -« Er hörte kaum das Zischen der niedersausenden Kriegskeule, die seinen Schädel zertrümmerte.

    Eichelhäher fing den zusammenbrechenden Körper von Stechmücke auf und zog ihn auf das getünchte Dach. Er wartete nur kurz auf Distels Reaktion, aber selbst im Dunkeln sah er ihre stahlharten Augen, als sie auf die Leiche des Kriegers starrte. Kein Zweifel, diese Frau haßte.
    »Pack seinen anderen Arm.« Zusammen zogen sie seinen Körper zwischen sich hoch, so daß es aussah, als sprächen sie zu dritt miteinander. Eichelhäher spähte in die Nacht hinaus und machte den Schrei einer Eule nach.
    Gleich darauf bewegten sich Schatten durch das Dunkel. Heulers drei Mann glitten durch den Einlaß und machten sich getrennt auf den Weg, um die verbleibenden Wachtposten, die die Straße beobachteten, zum Schweigen zu bringen. Das war der heikelste Punkt der Unternehmung. Wenn ein Alarm gegeben würde, dann jetzt. Doch keiner der Posten erwartete einen Angriff innerhalb der Stadtmauern.
    In all diesen Sommern habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Eichelhäher füllte seine Lungen mit der kühlen Nachtluft, um sein hämmerndes Herz zur Ruhe zu bringen. Die Toten, die auf der Bahn Krähenbarts zurückgeblieben waren, die Gefangenschaft von Rehkitz und ihr Tod, all diese klagenden Geister würden jetzt gerächt werden, hier, heute nacht, in Krallenstadt selbst.
    Eichelhäher blieb einen Augenblick stehen und staunte über das Ausmaß des Baus. Fünf Stockwerke hoch - riesig! Welcher Fähigkeiten hatte es bedurft, Mauern mit solch einer Tragkraft zu errichten! »Wie haben sie das jemals bauen können?« fragte er sich laut.
    »Eines Tages, Großer Häuptling, werde ich es dir erzählen. Mit meinen eigenen Händen habe ich geholfen, die östlichen Mauern hochzuziehen.« Distel machte eine Pause, ihre Stimme sank. »In einer anderen Welt. In einem anderen Leben.«
    Ein leiser Pfiff tönte durch die stille Nacht. Ein Posten tot. Dann noch einer. Dann - »Was?« brüllte der Mann auf dem östlichen Wall. »Wer bist du? Was willst du -«
    Eichelhäher ballte die Faust und schaute auf. Sein Krieger hatte den Mann zu Boden geschlagen. Sie rangen miteinander im Sternenlicht auf dem Dach, wälzten sich übereinander. Schließlich der dumpfe Keulenschlag auf einen Schädel, ein Ächzen… und wieder ein Pfiff. Stille.
    Eichelhäher

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