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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
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China auf dem aufsteigenden,
der Westen auf dem absteigenden Ast
    Für chinesische Jugendliche ist Bill Gates ein Idol wie für ihre amerikanischen Altersgenossen Britney Spears. Das Idol der amerikanischen Jugendlichen aber ist – eben Britney Spears. Diesen Vergleich bringt Thomas L. Friedman gern, Kolumnist der New York Times , dreifacher Pulitzerpreisträger und Autor des internationalen Bestsellers Die Welt ist flach . Weiter sagt er dann: »Und genau das ist unser Problem.«
    Fragt man Bill Gates persönlich, so erzählt er, dass die »Qualität der Ideen« im Forschungszentrum von Microsoft in Peking am größten ist. Auf der ACM SIGGRAPH (Association for Computing Machinery’s Special Interest Group on Computer Graphics and Interactive Techniques), der globalen Konferenz für Computergrafik und interaktive Technologien, überholten die Microsoft-Entwickler aus Peking die Eliteuniversitäten Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Stanford in der Zahl wissenschaftlicher Aufsätze.
    Historisch gesehen ist das nichts Neues. Noch im Jahr 1820 erwirtschaftete das Reich der Mitte ein Drittel des Bruttoso-zialprodukts der Welt. 800 Jahre vor Gutenberg schon druckten die Chinesen Bücher. 1300 Jahre vor den Europäern stellten sie Stahl her. Sie erfanden das Papier, das Porzellan, das Schießpulver und den Kompass.
    Aus alten Berichten geht hervor: Die Barbaren im Westen achteten nur wenig auf ihre Sauberkeit, stanken vor sich hin. Chinesen hingegen wuschen sich mit Seife und heißem Wasser. Ihre Sterblichkeitsrate lag niedriger. Über weite Strecken der Menschheitsgeschichte war China die führende Weltmacht.
    Als Marco Polo im Jahr 1275 nach Peking kam, staunte er nicht nur über 100 000 Pferde, die Fürsten dem Kaiser zum Geburtstag schenkten, und über die 25 000 Huren, die außerhalb des Palasts ihre Dienste anboten. Ihn schockierte die Größe der Stadt: Zu jener Zeit lebten in Peking schon 1,2 Millionen Menschen, verglichen mit 100 000 in seiner Heimatstadt Venedig, damals der zweitgrößten Stadt Europas. Über den Kaiser von China schrieb Marco Polo: »Die Zahl seiner Untertanen, die Ausdehnung seiner Länder und die Größe seiner Einkünfte übertreffen die aller anderen Fürsten, die je gelebt haben und noch leben. Auch dient kein anderes Volk seinem Fürsten mit so unbedingtem Gehorsam.« Erstmals bekam er die damals in Europa noch wenig bekannte Steinkohle zu Gesicht: »Im ganzen Land Kataia (China) findet man einen schwarzen Stein, den man aus den Bergen holt, wo er in Adern läuft.« Er halte »das Feuer viel besser als Holz«.
    Heute staunen sie wieder, die Langnasen, wie Chinesen die Weißen nennen. The Atlantic , meinungsbildende Zeitschrift in den USA seit 1857, bezeichnete im Dezember 2010 die Volksrepublik als das führende Land bei der Entwicklung von »sauberer Kohle«, also ihrer abgasarmen Nutzung: »Wer lernen will, wie die Kraftwerke der Zukunft funktionieren, muss nach Tianjin, Shanghai oder Chengdu fahren.« Doch nicht nur im Umgang mit den alten fossilen Energien ist China vorn. Umgerechnet 35 Milliarden US-Dollar investierte das Land 2009 in erneuerbare Energien, doppelt so viel wie die USA und achtmal so viel wie Deutschland.
    In 24 Minuten schafft es der Expresszug vom Hongkonger Flughafen ins Zentrum der Metropole, mit kostenlosem Pendelbus-Anschluss zu allen größeren Hotels. »Es ist traurig, aber wahr«, sagt eine elegant gekleidete Passagierin mit hanseatischem Akzent zu ihrem Mann, »die Chinesen sind auf dem aufsteigenden, wir auf dem absteigenden Ast.« In Hamburg-Fuhlsbüttel müssen sich aus dem Ausland Eintreffende erst einmal europäische Münzen besorgen, da Gepäckwagen nur gegen Geld zu haben sind. In China ist dieser Service kostenfrei. Auf dem Frankfurter Flughafen benutzt man die wenigen Computer mit Internetanschluss im Stehen, wenn sie ausnahmsweise einmal funktionieren. In der Volksrepublik dagegen bietet fast jeder Provinzflughafen bequeme Internetcafés.
    Bei einem Peking-Besuch, Ankunft Samstagabend, ist die Straße vor dem Hotel aufgerissen, die Gäste balancieren über Balken. Am nächsten Morgen ist von der Baustelle nichts mehr zu sehen, denn trotz Wochenende ist das Loch schon wieder geschlossen, die Straße geteert und der Teer bereits getrocknet. In Deutschland sind Straßenbaustellen scheinbar für die Ewigkeit.
    Chinas Wachstum sprengt alle Vorstellungen: In nur einer Generation, seit 1980, hat sich das Bruttoinlandsprodukt

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