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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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unbekannten Mannes …

    Stechmücke zog sich die Decke fest um die Schultern. Die Schatten des Abends gingen in Nacht über, am westlichen Horizont glühte noch ein letztes fahlblaues Licht. So heiß der Tag gewesen war, die Nacht würde eine Kälte mit sich bringen, die durch Mark und Bein ging.
    Er rieb sich die Augen und reckte sich den Hals nach allen Richtungen aus. Müdigkeit in Verbindung mit Sorge machte ihm zu schaffen. Er war für Krallenstadt verantwortlich. Jetzt verstand er endlich, warum Spannerraupe im ganzen letzten Mond so reizbar und nervös gewesen war. Seine eigenen Nerven waren so straff gespannt wie die Sehne eines Bogens.
    Er erinnerte sich an die letzte Begegnung mit Spannerraupe. »Das ist doch Wahnsinn! Du läßt mir vier Krieger hier? Vier? Damit könnte ich nicht mal einen Kornspeicher gegen eine Horde Kinder verteidigen.«
    Spannerraupe hatte ihn mit dem dumpfen Blick eines Mannes angesehen, der gleich zusammenbricht, und über die Plaza auf Schlangenhaupt in seiner feierlichen Trauertracht gewiesen. »Willst du dich bei der Gesegneten Sonne beschweren?«
    »Nein«, hatte Stechmücke grimmig geantwortet. »Aber ich gäbe alles dafür, Krähenbart zurückzubekommen.« Doch dann hatte sich sein Magen schmerzhaft zusammengezogen. Hatte er vielleicht gerade Spannerraupe in seinem Rang als Befehlshaber beleidigt? Zu seiner Erleichterung hatte Spannerraupe nur gelächelt und gesagt: »Ich auch« und dann seinen Platz an der Spitze der Prozession eingenommen.
    Stechmücke blickte forschend auf die hochragende Masse von Krallenstadt, auf die weißen Mauern, die jetzt geisterhaft leuchteten. Rauchwölkchen aus Wärmeschalen und Herdfeuern stiegen hoch. Es war gespenstisch still. Viel zu still.
    Stechmücke wußte, daß Eisenholz und Nachtsonne Rede und Antwort stehen müßten, wenn Schlangenhaupt und die Clan-Ältesten zurückkehrten. Und was dann? Wenn die Ältesten ihren Tod bestimmten - würde die junge Maisfaser dann Ehrwürdige Mutter werden?
    Stechmücke versuchte, sich das auszumalen. Maisfaser würde Schlangenhaupt absetzen; zumindest war es das, was er hoffte. Alles wäre besser als Schlangenhaupts Wahnsinn. Läßt mir nur vier Krieger, um Krallenstadt zu verteidigen. Natürlich könnte er, falls erforderlich, all die alten Männer und Frauen herausrufen; die meisten konnten mit dem Bogen umgehen, wenn auch nicht sehr gut. Er drehte sich unbehaglich herum und sah auf das im Schatten liegende Flachland. Zumindest war die Entscheidung, Krallenstadt von allen Kriegern zu entblößen, so plötzlich gefallen, daß weder für die Feuerhunde noch für die Turmbauer Zeit genug blieb, das auszunutzen.
    »Es wird überhaupt nichts Besonderes vorkommen«, sagte sich Stechmücke. »Es dauert ja nur vier Tage. Kein Mensch kann so schnell eine Truppe aufstellen.«
    Knurrend zog er die Decke wieder fest um sich. Ein unheimliches Geheul kam von den Coyoten oben auf den Klippen. Er wünschte ihnen gute Jagd. Gerüchten zufolge reicherten die Bewohner kleiner Dörfer ihren Eintopf mit Mäusen an, um ihre Fleischvorräte zu strecken.
    Stechmücke rutschte unruhig herum. Seit dem Tod von Krähenbart schienen die Fäden, die die Welt des Rechten Wegs zusammenhielten, auszufasern. Als hätte Wahnsinn die Leute befallen. Ich könnte einfach von hier fortgehen. Bei diesem Gedanken neigte er den Kopf zur Seite, als lauschte er einer Geisterstimme. Wäre das so schlecht?
    Wenn man bedachte, daß er noch vor wenigen Tagen geglaubt hatte, er könnte Kriegshäuptling werden! Aber jetzt nähme er den Posten nicht an, selbst wenn er ihm angeboten würde. Tatsächlich tat ihm Spannerraupe leid.
    Er beschwor Bilder von den Dörfern der Grünen Mesa herauf, von den rauhen, zerklüfteten Bergen nördlich von ihnen. Er sah im Geiste die klaren Bäche von den kiefern- und fichtenbestandenen Höhen herunterrinnen in die bewässerten, fruchtbaren Täler.
    Sie würden bereitwillig einen Krieger von seinem Ruf aufnehmen. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, in eine Familie mit fruchtbaren Feldern und einem festen Haus einzuheiraten. Da würde es noch genügend Kämpfe mit den Turmbauern geben, aber außerdem eine gute Jagd in den Bergen. Keine Überfälle mehr wie den auf Lanzenblattdorf. Kein Kopfzerbrechen mehr über Schlangenhaupts Wahnsinn, über geheimnisvolle Morde oder über die Frage, ob Nordlicht ein Hexenmeister war. Keine Intrigen mehr.
    Er strich über den Griff seiner Kriegskeule. Das mache ich. Ich gehe einfach

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