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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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kurz vor Morgengrauen am Austernsteg. Ich glaube, ich war müde und schlief ein. Erst kurz nach Tagesanbruch erwachte ich.«
    »Hast du jemandem von diesen Plänen erzählt?«
    »Nein, Ältester, ich …«.Er machte eine Pause und sah Sonnenmuschel an. »Sonnenmuschel habe ich davon erzählt. Aber sie war die Einzige. Rote Schlinge hat bestimmt niemandem etwas gesagt. Das war nicht ihre Art.«
    »Aber hätte sie jemandem davon erzählt, wer wäre das gewesen?«
    »Vielleicht Springendes Kitz. Die beiden waren Freundinnen. Sie ist etwas jünger als Rote Schlinge.«
    »Ein Plappermaul?«
    »Nein. Eigentlich nicht.« Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich habe sie nie als redselig erlebt.
    Eher als … lästig. Sie war aufdringlich. Dauernd war sie bei uns, wenn wir allein sein wollten.«
    »Verstehe. Also, du warst am Steg im Boot eingeschlafen …«
    »Ja. Ich wurde wach, da war die Sonne … etwa eine Zeithand oder zwei über dem Horizont, aber es war bedeckt, ich weiß es nicht genau. Der Nebel hatte sich aufgelöst, das weiß ich noch. Mir war kalt, ich lief also in der Nähe des Stegs auf und ab und wartete. Ich war nervös. Ich meine, ich hatte noch nie so etwas getan, und dann beginnt man, darüber nachzudenken … verstehst du … wie soll es werden, wohin fährt man, und wie lebt man dort? Davonlaufen ist eine Sache, aber einen Ort zu finden, wo man leben kann, ist eine ganz andere.«
    Jaguar zog eine Braue hoch. »Wolltest du aufgeben?«
    Wilder Fuchs schüttelte heftig den Kopf. »Ich war ihre letzte Hoffnung. Kupferdonner war dort, in Flache Perle. Es war geplant, dass sie am selben Tag mit ihm abreisen sollte. Wir mussten also fahren.«
    »Und wann kam Rote Schlinge?«
    »Nie.« Wilder Fuchs knirschte mit den Zähnen, seine Augen wurden hart. »Es wurde spät, und da konnte ich nicht mehr anders, ich kletterte den Hang hinauf, um zu sehen, wo sie blieb. Ich hatte so eine Ahnung, als ginge etwas schief. Wenn man sie gesehen hätte, ihr gefolgt wäre, dann hätte ich doch eingreifen müssen, verstehst du?«
    »Ja.«
    »Ich stieg den Hügel hinauf und wäre beinahe an ihr vorbeigegangen. Sie wurde … sie wurde auf die Seite gezerrt, und dort lag sie in einem Loch hinter einem alten Hickorybaum.« Er zögerte und atmete schwer. »Bei Okeus, dort lag sie, hingeworfen. Wie zerbrochen … mein süßes Mädchen … ganz zerbrochen. Wie … wie etwas, das man weggeworfen hat.«
    »Wilder Fuchs, was tatest du? Berührtest du sie? Versuchtest du, sie zu retten? Was?«
    »Ich wischte etwas Blut weg, dachte noch, hoffte noch, es wäre vielleicht ein kindliches Spiel. Um mir Angst einzujagen. Aber all das Blut … Okeus weiß es, das Blut …«. Er hob die rechte Hand und betrachtete sie, als wäre sie noch befleckt. »Ihr Blut… ganz kalt, das ganze Haar voller Blut…«
    »Versuchtest du, sie hochzuheben? Um nachzusehen, ob sie vielleicht nur verletzt wäre?«
    Wilder Fuchs schüttelte den Kopf. »Sie war tot, Ältester. Es gab keinen Zweifel. Die Augen waren halb geöffnet … Blätter lagen darauf.«
    »Sie war also tot. Wie lag sie? Zeig es mir. Leg dich hin.«
    Wilder Fuchs legte sich auf den Boden, ein Bein angezogen, einen Arm ausgestreckt und leicht gekrümmt. »So. Das Blut war auf der linken Seite des Kopfes, und etwas davon war über ihr Gesicht gelaufen. So.« Er deutete das Rinnsal auf seiner Wange an.
    »Und lag dort irgendetwas herum? Fiel dir irgendetwas auf?«
    »Nein. Ich sah nichts.« Wilder Fuchs stand auf und ging zum Feuer zurück, an dem er sich die zitternden Hände wärmte. »Ich blieb nicht lange, ich drehte mich um und rannte los. Ich … ich …« Er zuckte zusammen.
    »Ich stieß auf dem Pfad mit einem Mann zusammen. Weidenstumpf. Er war auf halbem Wege nach unten. Ich sagte ihm … also, ich glaube, ich sagte, mein Vater verlangte nach mir. Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Ich hatte solche Angst, ich war so erschrocken wie noch nie zuvor. Ich lief einfach zum Boot zurück und legte ab und machte mich davon.«
    Jaguar hob die Brauen. »Hast du nicht dein Boot im Gebüsch versteckt und bist zum Dorf geschlichen, um zu hören, was dort geredet wurde?«
    »O ja«, sagte Wilder Fuchs und nickte heftig. »Ja, das tat ich. Erst später machte ich mich auf den Weg nach Hause.«
    »Und? Das ist alles?«
    Wilder Fuchs nickte. »Ich schwöre es, Ältester. Ich habe sie nicht umgebracht, und ich weiß auch nicht, wer es war. Vielleicht Weidenstumpf? Er war dort oben. Außer ihm

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