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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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daneben saß Gelbes Netz mit ausdruckslosem Gesicht, und neben ihr versuchte Springendes Kitz, die sich offensichtlicht nicht wohl fühlte, ihre Hände zu beschäftigen, und am Ende zerknüllte sie den Saum ihres Hirschfellüberwurfs.
    Hinter der Raumteilermatte drängten sich die Zuhörer im Hauptraum. Unter solchen Bedingungen wäre es tatsächlich ein Leichtes, Weidenstumpfs Pfeile zu stehlen; das ganze Dorf war im Großhaus versammelt, um Näheres über den Mord an Rote Schlinge zu erfahren. Die Wände schienen unter dem Druck der Leiber zu beben.
    Jagender Falke schaute umher und hob dann ihren Stock in die Höhe. »Ruhe!«, rief sie. »Alle sollen schweigen!«
    Neuntöter erhob sich und brüllte: »Die Weroansqua befiehlt Ruhe!«
    Das Stimmengewirr verstummte, und plötzlich herrschte vollkommene Stille. Neuntöter blickte sich um, befriedigt, dass die Ordnung wieder hergestellt war, und setzte sich.
    Jagender Falke klopfte mit ihrem Stock auf die Bodenmatte. »Wie ihr wisst, wurde meine Enkeltochter Rote Schlinge vor nicht ganz zehn Tagen ermordet. Wir hielten damals Wilder Fuchs für den Täter.«
    Sie blickte den jungen Krieger finster an; er schluckte schwer und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken.
    »Wir waren vielleicht schlecht beraten, unsere Krieger auszuschicken, um ihn zurückzubringen.« Sie wandte sich an Schwarzer Dorn. »Wenn dies ein Fehler war, bitte ich den Weroanzi und die Bewohner von Drei Myrten um Verzeihung. Leider stand Wilder Fuchs unter Verdacht.
    Manchmal setzt der Verstand aus, wenn man erfährt, dass ein Verwandter sinnlos ermordet worden ist.«
    »Ich verstehe«, sagte Schwarzer Dorn versöhnlich. Er lächelte Jagender Falke herzlich und Verzeihung gewährend zu.
    Jaguar reckte den Hals und starrte Schwarzer Dorn mit unverhohlenem Interesse an. Schwarzer Dorn bemerkte es, und sein Lächeln erlosch.
    Jagender Falke fuhr fort: »Nun geschah es, dass ein Mann, bekannt als Jaguar, den Kampf beendete, indem er sich anbot, den wahren Mörder meiner Enkelin zu entlarven. Da wir Feindseligkeiten unter guten Freunden - und außerdem Verwandten - vermeiden wollten, willigten wir ein, der Weroanzi und ich, Jaguar gewähren zu lassen. Und nun haben wir uns hier versammelt, um zu hören, was er herausgefunden hat.«
    Sie sah Jaguar aus schmalen Augen herausfordernd an; ihr Blick war wie eine Warnung, sie nicht zu enttäuschen.
    Jaguar erhob sich und trat vor das Feuer. Sein Schatten, den die Flammen auf die Wand warfen, glich einem zum Angriff bereiten Ungeheuer. »Weroansqua, heute Nacht wird alles ans Licht kommen, wenn du mir erlaubst, so vorzugehen, wie es mir angemessen erscheint. Ich will damit beginnen, über die Tatsachen zu berichten, so, wie sie mir bekannt sind.«
    »Ich erlaube den Menschen nicht gern, so vorzugehen, wie es ihnen angemessen erscheint, Ältester.«
    »Diesmal hast du keine Wahl.« Jaguar klatschte in die Hände. »Siehst du, der Mord an Rote Schlinge war kein gewöhnlicher Mord. Man tötet einen Menschen im Krieg, aus Rache oder um ihn für ein Verbrechen zu bestrafen. In unserem Fall geht es jedoch um etwas anderes: Es war kein Raubüberfall, es war keine Blutrache. Dieser Mord war eine Verzweiflungstat.« Mit einem bitteren Lächeln blickte er zu Jagender Falke hinüber. »Und dies, Weroansqua, ist der entscheidende Unterschied.«
    Es herrschte Totenstille, nur das Prasseln des Feuers war zu hören.
    »Wie kann ein Mensch so verzweifelt sein, dass er einen Mord begeht?« Jaguar hob eine Braue.« Die junge Rote Schlinge war in Wilder Fuchs verliebt, so sehr, dass sie die strengen Regeln ihrer Familie und ihres Clans missachtete und sich unbekümmert mit dem jungen Mann paarte.«
    Fliegende Fischreuse fuhr auf und starrte Wilder Fuchs böse an.
    Jaguar beobachtete Jagender Falke einen Augenblick lang, im Stillen verwundert über ihre Reglosigkeit. Immerhin wurde diese Anschuldigung zum ersten Mal öffentlich vorgebracht. Offenbar wusste die Weroansqua bereits Bescheid oder hatte es zumindest geahnt.
    »Der Clan ist alles«, fuhr Jaguar fort. »Und der Grünstein-Clan war in Schwierigkeiten. Kupferdonner hatte die Dörfer am Oberlauf vereint und kontrollierte den Handel. Der Mamanatowick hatte damit begonnen, Druck auf die Unabhängigen Dörfer auszuüben. Das ursprüngliche Gleichgewicht war gestört.«
    Kupferdonner lachte, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte selbstgefällig in die Runde.
    »O Grasmatte«, spottete Jaguar. »An deiner

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