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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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noch schlimmer. Wir müssen den Pfeil herausziehen.«
    »Ja«, keuchte Sonnenmuschel, »ich weiß.« Sie schluckte hart. »Ich will… ich will tapfer sein.«
    Jaguar nickte ihr ermutigend zu. »Du bist die tapferste Frau, die ich kenne.«
    Sie antwortete mit einem schwachen, angestrengten Lächeln.
    »Lass mich mal.« Jaguar nahm Neuntöter die Ahle aus der Hand, begutachtete stirnrunzelnd die Spitze und sagte: »Darin habe ich mehr Übung.«
    »Aber nicht viel, möchte ich wetten.«
    Neuntöter presste seine Finger auf Sonnenmuschels Brust, um die Haut über der Pfeilspitze zu spannen. Jaguar drückte die scharfe Ahlenspitze in die Haut, drehte sie schnell, sodass sie sich hineinbohrte, und öffnete die Wunde dann mit der Muschelkante. Die dunkle Steinspitze des Pfeils war jetzt in dem geronnenen Blut zu sehen.
    »Fertig.« Jaguar nickte Neuntöter zu. »Drück zu!«
    Neuntöter zwang sich, das Zittern seiner Muskeln zu bezwingen. In Kriegszeiten hatte er so etwas häufig getan. Einer der grausamen Begleitumstände des Krieges war die Behandlung von Wunden.
    Am schlimmsten waren die Pfeilwunden im Unterleib. Selbst wenn man den Pfeil herausziehen konnte, starb der Verwundete binnen weniger schwerer Tage an den verletzten Eingeweiden. Es war kein guter Tod.
    Daran musste er denken, als er gegen den freigelegten Schaft drückte; gleichzeitig packte Jaguar die blutige Steinspitze und zog sie mit einer einzigen Bewegung heraus. Sonnenmuschel fuhr zusammen und krallte sich mit beiden Händen in die Matte.
    »So«, sagte Jaguar und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Den blutigen Pfeil warf er beiseite und drückte fest auf Sonnenmuschels Brust. »Häuptling, massier den Arm, wir müssen so viel verdorbenes Blut wie möglich aus der Wunde herauspressen. Wenn wir sie leeren, kann sich das Übel nicht so leicht festsetzen.«
    »Und wenn wir die Schlagader verletzen?«
    »Da der Pfeil sie nicht getroffen hat, ist das Risiko auch beim Ausbluten gering.«
    Neuntöter drückte sanft den Muskel zusammen und beobachtete, wie das verklumpte Blut aus der Wunde in eine kleine Pfütze neben der Matte tropfte. Er hielt inne, als das Blut hell und flüssig lief.
    »Gut, jetzt Druck auf die Löcher«, wies Jaguar ihn an. »Wir wollen doch mal sehen, ob wir die Blutung nicht aufhalten können.«
    Neuntöter gehorchte und beobachtete den alten Mann, der das Mädchen versorgte. Jaguar schien in derlei Dingen tatsächlich Übung zu haben.
    Grüne Schlange trat mit zischenden Rasseln hinter Neuntöter und sang einen »Hütesang«, um den bösen Geistern mitzuteilen, dass Sonnenmuschel nun unter seinem Schutz stand. Seine leise Stimme schien Sonnenmuschel wohl zu tun; sie legte sich zurück und atmete tief, ihre Augen waren geschlossen, die Lippen leicht geöffnet.
    »Was nun?«, fragte Neuntöter.
    »Ich brauche Nachtschattenblätter für eine Salbe und Kaktuspolster - möglichst frisch, wenn es in der Nähe welche gibt - und Wasserpfeffer für einen Umschlag, der die Blutung stillt.«
    »Das haben wir alles. Aber die Kaktuspolster von den Dünen sind ausgetrocknet.« Grüne Schlange winkte Gestreifter Bär, und der stämmige Priester eilte davon. In seiner Hast überrannte er beinahe Jagender Falke, die gerade auf wackligen Beinen eingetreten war. Sie humpelte näher und starrte auf Sonnenmuschel hinunter. »Was ist geschehen?«
    Jaguar, mit blutverschmierten Händen, schaute auf. »Sie hat mir das Leben gerettet, Weroansqua.« Er deutete auf den blutigen Pfeil auf der Bodenmatte. »Der galt mir. Sollte wohl verhindern, dass ich heute Abend spreche. Offenbar ist jemand vor Verzweiflung wie von Sinnen.«
    Jagender Falke stützte sich auf ihren Stock und schloss die Augen. »Dann sollten wir endlich die Wahrheit hören, Zauberer.«
    Jaguar wandte sich wieder Sonnenmuschel zu. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich bin kein Zauberer, Weroansqua. Wäre ich einer, dann hätte ich den Pfeil gleich auf denjenigen gelenkt, der auf mich schoss.«
    »Von wem stammt der Pfeil?«, fragte Grüne Schlange. »Diese Zeichen hier, kennt die jemand?«
    Neuntöter nickte. Widerwillig sagte er: »Ja, es sind die von Weidenstumpf.«
    »Bringt ihn her!«, befahl Jagender Falke mit scharfer Stimme. »Wir wollen hierüber etwas hören.«
    »Meine Krieger suchen bereits nach ihm.« Neuntöter blickte zu ihr auf. »Wenn er es tatsächlich war, Weroansqua, sollten wir es vielleicht nicht zu laut kundtun.« Mit dem Kopf wies er in die Richtung des

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