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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wasserschlange oder eine Frau aus den bündnislosen Dörfern.
    Das Kanu knirschte auf dem Sand, und die junge Frau stieg ins Wasser, um den Einbaum an Land zu ziehen. Sie nahm den Bogen und hängte ihn sich über die Schulter. Über die andere Schulter warf sie den Köcher. Darauf ergriff sie eine Kriegskeule, die für die schlanke Gestalt und die dünnen Arme viel zu groß und zu schwer schien, packte sie und marschierte an Land.
    Wenn sie gekommen ist, um mich umzubringen, dann viel Glück das haben schon andere versucht.
    Und wie diese würde auch die junge Verrückte Wind und Wellen preisgegeben werden und als Leiche im Boot liegen. Jaguar hatte gehört, dass man einige seiner Opfer gefunden hatte. Die anderen, vermutete er, waren wohl aufs Meer hinausgetrieben worden.
    Er versteckte sich hinter einem Baum. Die junge Frau richtete sich auf und schlich lautlos den Pfad hinauf.
    Jaguar runzelte die Stirn; wo hatte er seinen Bogen gelassen? Im Haus wahrscheinlich. Aber das war nicht so wichtig - er kannte seine kleine Insel wie seinen Handrücken. Wachsam folgte er der Frau.
    Die Bäume waren seine Deckung, als er mit ihr auf gleicher Höhe ging.
    Auch im Alter hatte er nichts von seiner Fähigkeit, Ahnungslose heimlich und unentdeckt zu verfolgen, verloren. Die Frau hatte keine Ahnung, dass aus der Jägerin eine Gejagte geworden war, und das erfüllte ihn mit Heiterkeit.
    So sicher wie der Schnee im Winter betrat sie nun die kleine Lichtung und betrachtete seine Hütte, den dampfenden Eintopf und die leeren Ledereimer neben dem Feuer. Ängstlich hielt sie nach irgendeinem Lebenszeichen Ausschau. Sie beobachtete die Schatten, und das schwindende Tageslicht steigerte ihre Unsicherheit.
    So mutig, wie sie einmal waren, sind sie auch nicht mehr. Was ist heutzutage nur mit den Frauen los?
    Jaguar kroch hinter ein Dickicht aus Schwarzbeerbüschen und betrachtete sie geduldig.
    Sie beruhigte sich offenbar, nahm ihren Mut zusammen und rief: »Ältester! Bist du hier?«
    Jaguar rührte sich nicht; lange Jahre in der Einsamkeit hatten ihn gelehrt, dass die Dinge sich schließlich von selbst zum Guten Wenden. Nur die Jungen und die Törichten wollten alles sofort erreichen.
    Langsam und unbeholfen trat die Frau nun an das Kuppelhaus heran und rief wieder: »Ältester, ich bin Sonnenmuschel vom Tellmuschel-Clan, ein Mädchen aus Drei Myrten. Ich will mit dir sprechen.«
    Ein Mädchen. Keine Frau. Wie sonderbar!
    Eine der Krähen kreischte im Baum, und das Mädchen fuhr erschrocken zusammen. Es drehte sich um und starrte auf den schweigenden Wald. »Bitte, Ältester!«
    Jaguar blieb regungslos stehen, bis Sonnenmuschel weiter ging und den Boden gebückt nach Spuren absuchte.
    Wie ein Geist huschte Jaguar dann zur Rückseite des Hauses, hob vorsichtig eine Grasmatte und trat gebückt ein. Am Kopfende seines Lagers fand er den Bogen und tastete nach den Pfeilen. Verärgert stellte er fest, dass sie schräg an der Wand gelehnt und sich verzogen hatten. Und den einzigen, der noch zu gebrauchen gewesen wäre, hatte eine Maus zernagt.
    Seine Gelenke krachten, als er den Bogen spannte und betete, die Sehne möge nicht reißen. Dreimal zog er sie versuchsweise zurück.
    Mit gespannten Muskeln schlich er schließlich zur Tür, trat hinaus und rief mit durchdringender Stimme: »Lass die Keule fallen, Mädchen!«
    Sonnenmuschel erstarrte. Jeder Muskel war verkrampft.
    Einen Augenblick lang schien sie nicht zu wissen, ob sie zusammenbrechen oder davonspringen sollte wie ein entsetztes Kitz.
    »Lass sie fallen!«
    Die Keule glitt aus ihren gefühllosen Fingern und schlug hohl auf dem Boden auf.
    »Dreh dich um!«
    Fast hätten ihre Beine versagt, als sie sich mit aufgerissenen Augen umwandte. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte kein Wort heraus.
    »Was? Ich kann dich nicht hören.«
    »Du … du bist nicht hier gewesen. Ich bin nur … ich bin einfach …«
    »Ja, ja, du hast dich umgesehen, aber mich nicht bemerkt. Also, was willst du? Bist du hergekommen, um mich zu töten?«
    Sonnenmuschel schüttelte heftig den Kopf. Jaguar sah die Angst in ihren glasigen Augen und das Zittern ihrer Glieder und entspannte dankbar seinen altersschwachen Bogen. Jeder Muskel seufzte vor Erleichterung.
    »Also, was willst du?«
    Sonnenmuschel würgte wie ein Fisch an Land. »Dich sprechen, Ältester.«
    »Wozu? Nun los, Mädchen, wie oft soll ich denn noch fragen?«
    »Ich … wir brauchen deine Hilfe.«
    Die Nacht brach herein, und es wurde kühl.

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