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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gesplittert, aber die gemusterte Oberfläche konnte man durch die Rußschicht hindurch noch erkennen. Er spähte in den Topf und rieb mit dem Daumen über die Kruste, die sich im Inneren gebildet hatte.
    Geduckt begab er sich wieder hinaus in das schräg einfallende Nachmittagslicht und stellte den Topf neben die Glut; mit einem Ledereimer in der Hand ging er durch die Bäume ostwärts zu einer kleinen Frischwasserquelle, keine zwei Bogenschusslängen entfernt. Hier füllte er den Eimer und kehrte zum Haus zurück.
    Nacheinander wusch er die Austern, Muscheln und Krabben und legte sie in den Topf; das Wasser bedeckte die ganze Beute. Knurrend beugte er sich auf knirschenden Knien hinunter, um in die Glut zu blasen. Unwillkürlich atmete er etwas von der wirbelnden Asche ein und hustete. Würgend setzte er sich auf die Fersen, räusperte sich und brach in raues Gelächter aus. »Und die nennen mich Zauberer.«
    Als das Feuer brannte, stellte er drei größere Steine als Aufsatz hinein und schob den Topf darauf.
    Befriedigt beobachtete er die Flammen, die bald um den Topf herumzüngelten.
    Dann erhob er sich, kehrte ins Haus zurück und betrachtete die Netztaschen. Aus einer nahm er schließlich Mais, Eicheln aus einer andern, ferner einige Bucheckern und Hagebutten. Missmutig warf er auch diese in den Topf und setzte sich dann auf den Klotz. Wenn er doch nur noch etwas Kürbis hätte! Frisch gebratener Kürbis war ihm lieber als alles andere. Schon bei dem Gedanken daran lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    »Schlimmer als ein Narr ist ein alter Narr«, murmelte er vor sich hin. »Das heißt, nein, noch schlimmer ist ein verrückter alter Narr, und genau das bist du, Jaguar.«
    Er kratzte sich unter dem grauen Haar. »Aber … wenn ich verrückt bin, wie steht es dann mit dem Rest der Welt?«
    »Die ist noch verrückter. Sonst wäre ich wohl kaum hier.«
    »Du bist hier, weil du all dem aus dem Weg gehen willst.«
    »Bärenscheiße! Ich bin hier, weil hier Frieden ist.«
    Er unterbrach sich selbst, dachte an den Schmerz, an die Stimmen in seinem Kopf und an den Tag, als er mit seinen sieben Sachen die Welt der Menschen verlassen hatte. »Du bist schon immer ein Narr gewesen.«
    »Nein, mein Alter. Nur verrückt.« Mit braunen Zahnstümpfen biss er sich auf die Lippen. »Du weißt genau, dass einer wirklich verrückt ist, wenn er sich dabei ertappt, dass er seine eigenen Fragen beantwortet.«
    Seit er hergekommen war, hatte er den Wechsel der Jahreszeiten zehnmal beobachten können. Nach so langer Zeit sollte ein Mann alle Antworten kennen.
    Ins Feuer schauend verzog er das Gesicht und rieb sich die trockenen braunen Hände. Kannte er denn alle Antworten?
    In diesem Augenblick landeten die beiden Krähen in der kahlen schwarzen Eiche und starrten ihn mit forschenden dunklen Augen an.
    »Was gibt's?«
    Eine der Krähen blickte nach Westen, plusterte die Federn auf und krächzte.
    »Was du nicht sagst!«
    Der alte Mann erhob sich und folgte neugierig dem festgetretenen Pfad zum westlichen Ufer seiner kleinen Insel. Das Wasser hatte hier einen kleinen Strand geschaffen, und der Uferhang fiel steil ab.
    Am Rand der Bäume spähte er von oben in das Licht der untergehenden Sonne hinaus. Eine junge Frau lenkte ihr Kanu gerade über das bewegte Wasser. Jeder Schlag des Paddels war ruhig und präzise, und sie schien nicht in Eile zu sein.
    Jaguar schlich zurück in den Schatten der Bäume und beobachtete, wie das kleine Boot näher kam.
    Jetzt schien die Reisende zu zögern. Schließlich legte sie das Paddel quer über den Dollbord und ließ das Kanu treiben.
    Jaguars alte Augen waren noch nicht so trübe, dass er die Unentschlossenheit auf dem nachdenklichen Gesicht nicht erkannt hätte. Was denn? Wieder so eine junge Verrückte, die einen Liebeszauber will?
    Oder soll ich ihre Rivalin verhexen? Junge Leute konnten so töricht sein. Er selbst war auch einmal töricht gewesen. Aber das war lange her.
    Jaguar wartete geduldig. Die junge Frau fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schien sich innerlich zu wappnen. Dann holte sie tief Luft und tauchte das Paddel entschlossen ins Wasser, um das Kanu zur Anlegestelle zu steuern.

Sieben
    Von seinem Versteck aus nahm Jaguar die Besucherin aufmerksam in Augenschein. Die Frau hatte lange schwarze Haare, ein rundes Eulengesicht mit großen dunklen Augen und eine kleine Adlernase.
    Sie trug einen Umhang aus roten und blauen Federn. Offenbar war sie aus der Sippe von

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