Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
bedeckte den Schädel; kleine Muschelstückchen glitzerten darin. Große Augen aus polierten Austernschalen schmückten das Gesicht Die blassgelb bemalte Nase war schmal und gerade. Der breite Mund - die Mundwinkel bogen sich traurig nach unten - war in das Holz geschnitzt worden.
    »Schon mal gesehen?«, fragte Jaguar?
    »Nein«. Aber Sonnenmuschel kniete nieder, die Augen vor Ehrfurcht weit aufgerissen, und senkte den Kopf, um die Gottheit nicht zu beleidigen.
    »Da bist du nicht die Einzige, Mädchen. Auch dies gehört zu den Dingen, die nicht richtig sind. Alles ist aus dem Gleichgewicht geraten. Du blickst gerade auf Ohona.«
    Sonnenmuschel hob voller Staunen den Kopf und sagte leise: »Ich grüße dich, mein Herr und Gott.«
    »Geh zum Feuer, Mädchen. Es ist noch etwas von dem Eintopf übrig. Schöpfe etwas heraus und bring es her. Ohona hat Hunger.«
    Sonnenmuschel beeilte sich zu gehorchen. Sie lief zum Feuer, schöpfte den Rest des Eintopfes aus dem Topf und kehrte damit zurück. Zögernd füllte sie eine der Opferschalen damit.
    »Dank für die Welt, die du uns erschaffen hast, Großer Herr«. Jaguar stimmte das alte Gebet an.
    »Segne diese Nahrung und nimm sie hin und gieße dein Wohlwollen über uns aus.«
    Zu seiner Überraschung griff Sonnenmuschel unter ihren Umhang und zog eine kleine Tabakration heraus, die sie vor Ohona auf den Boden legte. »Ich danke dir, Großer Herr. Segne mich … und meinen Freund Wilder Fuchs, der angeklagt ist für etwas, das er nicht getan hat.«
    Jaguar ließ die Klappe fallen und betrachtete Sonnenmuschel. »Am besten kratzt du jetzt den letzten Rest für den anderen zusammen.«
    Der furchtsame Blick, den Sonnenmuschel zu dem andern Schrein hinüberwarf, ließ erkennen, dass sie verstanden hatte, wer dort der Herr war. Sie ging zu dem Topf zurück, schöpfte heraus, was noch darin war, und traf Jaguar vor dem westlichen Schrein. Er hob die Klappe, und dort saß Okeus, vom tanzenden Feuerschein beschienen. Er war schwarz bemalt - das Gegenteil von Ohona. Er trug ein weißes Band mit schwarzen Flecken über der Brust. Seine Muschelaugen schimmerten im Feuerschein, und im Gegensatz zu Ohona lächelte er, als wäre er heiterer Stimmung.
    Sonnenmuschel beugte sich tief hinab, ihre Stirn berührte fast den Boden. Vorsichtig goss sie die Reste des Eintopfs in die leere Schale vor Okeus. Dann blickte sie Jaguar an. »Und um seinen Segen bittest du nicht?«
    »Nein.«
    Er ließ die Klappe fallen und ging zu seinem Feuer zurück. Dort setzte er sich auf den Klotz und nahm sich die gekochte Purpurschnecke vor. Mit einem Span schabte er den Inhalt aus dem Gehäuse, zog den Horndeckel ab und schob sich die Schnecke in den Mund. Beim Kauen rieb er mit einer Ecke seines Schurzes das Moos von dem Schneckenhaus.
    Sonnenmuschel trat zögernd näher und schaute zwischen Jaguar und dem Schrein hin und her.
    »Setz dich, Mädchen. Für die Antwort bist du noch nicht reif genug.« Jaguar betrachtete das Schneckenhaus und rülpste.
    Sonnenmuschel blieb stirnrunzelnd stehen.
    Jaguar würdigte sie keines Blickes. »Weshalb sollte ich mich in eine so verworrene Angelegenheit hineinziehen lassen?«
    Nach einer langen Pause sagte Sonnenmuschel: »Ich bin überzeugt davon, dass Schwarzer Dorn dich sehr gut bezahlen würde, wenn du seinen Sohn verteidigst.«
    »Verstehe. Und was könnte er mir geben, was ich nicht schon habe?«
    »Er ist der Weroanzi! Welchen Tribut er auch immer von seinem Volk fordert, er bekommt ihn. Mais, Kupfer, Tabak, Speckstein, Grünstein, Muscheln, Blutkraut … alles könntest du bekommen.«
    »Was ich an Nahrung brauche, habe ich selbst angepflanzt oder ich sammle es. Einschließlich Tabak.
    Kupfer und Blutkraut? Damit macht man sich nur wichtig, um mit seinem Reichtum und seinem Ansehen zu protzen. Wem soll ich denn imponieren? Den Möwen? Die sind nicht interessiert. Und ich bin es auch nicht. Feuerstein für Werkzeuge? Ich habe die Werkzeuge, was ich brauche, selbst hergestellt.«
    Sonnenmuschel trat unruhig von einem Fuß auf den andern. Die bunten Federn auf ihrem Umhang leuchteten im Feuerschein. »Irgendetwas brauchst du doch bestimmt.«
    »Das kann mir kein Mensch bieten.« Einem Impuls folgend starrte er Sonnenmuschel an - Okeus hätte nicht böser schauen können. »Und was ist mit dir selbst?«
    »Ich will ja nur …«
    »Nein! Was ist mit dir? Was ist, wenn ich dich will? Hm? Wenn ich für deinen Freund spreche, wirst du dich mir hingeben? Meine Sklavin

Weitere Kostenlose Bücher