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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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belästigen?«
    »Diese Gerüchte gehen jetzt schon seit einem halben Mond um, ehrenwerter Häuptling. Aber noch sind wir sicher und unser Dorf blüht und gedeiht.«
    Rote Pfeifes faltige Lippen schoben sich über die zahnlosen Gaumenbögen. Er nickte bedächtig und verfiel wieder in nachdenkliches Schweigen.
    Acht kleine, mit Baumrinde gedeckte Hütten duckten sich unter die Baumgruppe zu Lahmer Hirschs Linken. Blaue Rauchwolken quollen aus den Abzugsöffnungen der runden Dächer, schlängelten sich durch die knorrigen Äste der alten Eichen und stiegen schwerelos in den nachmittäglichen Himmel empor. Lahmer Hirsch konnte Großvater Tagbringer nicht sehen, wusste aber, dass er irgendwo am westlichen Horizont saß. Der Himmel färbte sich in einem goldenen Bronzeton. Die meisten Dorfbewohner hatten sich in ihre Hütten zurückgezogen, um das Abendessen vorzubereiten, und Lahmer Hirsch und Rote Pfeife allein auf dem Versammlungsplatz zurückgelassen. »Hast du keine Angst?«, fragte Rote Pfeife.
    Lahmer Hirsch hob einen kleinen Zweig auf, der neben die Feuerstelle gefallen war, und drehte ihn nervös zwischen den Fingern. Seine achtundzwanzig Winter hatten seine Haut so rau und furchig werden lassen wie ein verwitterter Felsen. Und er spürte, wie die Falten sich immer tiefer in sein Gesicht gruben. »Nein.«
    »Und warum nicht, Kriegsführer? Du solltest doch eigentlich der Vorsichtigste von uns sein.« »Das bin ich auch. Aber Maishülse ist ein Lügner. Er übertreibt maßlos, um seine Geschichten spannender zu machen.«
    »Und um klüger und erfahrener zu erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Ja, das weiß ich.« Rote Pfeife starrte lange in die züngelnden Flammen. Seine Augen hatten einen seltsam trüben Schimmer angenommen. »Was ich aber nicht weiß, ist, ob wir seine Warnung so einfach missachten sollten. Könntest du nachts gut schlafen, wenn wir unsere Schwesterdörfer nicht um Hilfe anrufen würden?« Lahmer Hirsch warf den Zweig ins Feuer. »Ältester, kannst du dich noch an die Schlacht beim Dorf der Tiefen Wasser vor zehn Wintern erinnern? Dazu kam es nur, weil ein Händler Lügengeschichten verbreitete. Ich bin mir sicher, dass der Mann nur die Unterhaltungen beim Feuer beleben wollte, aber seine Worte kosteten fünfzig Männern das Leben. Heutzutage sind die Bewohner der einzelnen Dörfer von tiefem gegenseitigem Misstrauen erfüllt. Es braucht nicht viel, um in unseren Herzen ein Feuer zu entfachen. Ein Händler braucht bloß die Bemerkung fallen zu lassen, dass ein Dorf des Bärenvolkes uns hasst, dass ihre Krieger neue Waffen herstellen oder dass sie in unseren Wäldern gesichtet wurden, und schon senden wir Späher aus. Früher oder später wird in einem unbedachten Augenblick ein Pfeil abgeschossen.« Lahmer Hirsch breitete die Arme aus. »Und dann ist es um uns geschehen.« »Ja«, stimmte ihm Rote Pfeife zu. »Alles, was du gesagt hast, ist wahr.«
    »Ich traue den Händlern nicht, alter Mann. Das ist zwar nur meine Ansicht, aber ich denke manchmal, dass sie alle Spione sind.«
    Das Feuer warf seine tanzenden Schatten über den Schädel des alten Mannes, als er sich nach vorne beugte. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Kriegsführer. Vor weniger als fünf Hand Zeit hat Maishülse uns berichtet, dass er im Wald Springenden Dachs gesehen hat, mit mindestens achtzig seiner Krieger im Gefolge. Und er sagte, dass sie in unsere Richtung marschiert seien. Noch einmal. Wirst du nachts gut schlafen können, wenn wir unsere Schwesterdörfer nicht um Hilfe bitten?«
    »Falls wir sie darum bitten, uns einige Krieger zu schicken, und es kommt zu keinem Angriff, werden sie uns dann beim nächsten Mal wieder unterstützen, wenn wir ihre Hilfe wirklich dringend benötigen? Wenn wir verlässliche Informationen besitzen und mit Sicherheit wissen, dass wir uns in Gefahr befinden?«
    Rote Pfeife zögerte. »Das weiß ich nicht.«
    »Würdest du es tun, weiser Mann? Wenn du eine Gruppe Krieger ins Erdendonner-Dorf gesandt und dein eigenes Dorf über Nächte hinweg ungeschützt gelassen hättest, und deine Krieger wären zurückgekehrt und hätten dir berichtet, dass nichts vorgefallen war, würdest du dann deine Leute wieder ausschicken, wenn das Erdendonner-Dorf das nächste Mal um deine Hilfe bittet?«
    Rote Pfeife fuhr sich mit der Zunge über die eingefallenen Lippen. »Das käme auf die Umstände an, aber höchstwahrscheinlich würde ich ablehnen.«
    »Und deshalb schlage ich vor abzuwarten,

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