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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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alter Mann. Bis wir mehr wissen.«
    »Vielleicht hast du Recht. Ich vermute, dass Maishülse dieselben Gerüchte auch in anderen Dörfern des Schildkrötenvolks verbreitet, und keiner von denen hat uns um Hilfe angerufen. Zumindest bis jetzt noch nicht. Ich…«
    Er unterbrach sich, als er Wilde Rose, die heilige Frau des Dorfes, mit einem Arm voll Feuerholz aus dem Wald kommen sah. Sie trug einen weißen Ziegeniederumhang, von dem sich ihr langes Haar wie ein pechschwarzer Vorhang abhob. Die Frau war klein und von zarter Statur und hatte auf der Stirn einen grünen Baum eintätowiert. Er und sie waren einige Winter lang in derselben Siedlung herangewachsen. Seine Mutter und ihr Vater hatten den Tod gefunden, als sie beide noch sehr jung waren. Nach dem Tod von Lahmer Hirschs Mutter hatte sich sein Vater wieder verheiratet und die Mutter von Wilde Rose zur Frau genommen.
    Lahmer Hirsch sah, wie sich Wilde Roses Lippen bewegten, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Ihr Sohn, Polterer, stolperte mit wiegenden Schritten neben ihr her, dicht gefolgt von Steinmantel, seinem schwarzen Hund, der mit heraushängender Zunge hinter ihm trottete. Polterers Gesicht hatte einen unirdischen Glanz, wie Mondlicht, das sich auf einem See spiegelt. Obwohl er schon neun Winter gesehen hatte, war er nicht größer als ein Knabe in seinem vierten Winter. Das dichte schwarze Haar reichte ihm bis ans Kinn. Ihr Volk nannte ihn Falschgesicht-Kind, weil sie nach seiner Geburt gefürchtet hatten, er sei ein Waldgeist, wie sein Vater. Der Entrechtete, wie der Vater des Knaben genannt wurde, verkleidete sich oft als menschliche Gestalt. Für eine kurze Zeitspanne hatte man Polterer und seine Mutter damals tatsächlich aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. »ja«, sagte Rote Pfeife, den Blick auf den Jungen geheftet. »Springender Dachs müsste wirklich ein Narr sein, wenn er uns angriffe.«
    Lahmer Hirsch musterte Polterer. Der zwergenwüchsige Knabe hatte das Buntfelsendorf zur gefürchtetsten Siedlung des Schildkrötenvolks gemacht. Man musste nur einen Blick in seine Augen werfen, um zu verstehen, warum. In diesen bodenlosen, tiefschwarzen Seen lebte und atmete eine unvorstellbare Macht.
    »Springender Dachs muss wissen, dass das Falschgesicht-Kind seine Ankunft vorhersehen und uns warnen würde«, murmelte Lahmer Hirsch.
    »Ich an Springender Dachs' Stelle hätte Angst davor, dass das Falschgesicht-Kind seinen Vater anrufen und dass der gesamte Wald mich und meine Kriegerhorde vernichten würde.« Seit man Polterer im Alter von zwei Wintern wieder in die Klangemeinschaft aufgenommen hatte, wurde er von den Ältesten verwöhnt und verzärtelt, aber gleichzeitig wie ein Erwachsener behandelt. Sie fragten Polterer jedes Mal um seinen Rat, ehe sie eine wichtige Entscheidungen fällten und verwendeten viel Zeit darauf, dem Jungen alles Wissenswerte über Tiere und Pflanzen beizubringen, ihm die uralten Sagen und Legenden immer wieder und wieder zu erzählen und ihn zu lehren, wie man aus dem Himmel und der Erde Kraft bezog. Das Schildkrötenvolk wusste viele Geschichten über außergewöhnliche Zwerge und ihre wundersamen Taten zu berichten. Fast alle hatten sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk zu retten. Und Polterer war sich sehr wohl bewusst, dass die Ältesten des Buntfelsendorfes von ihm nichts Geringeres erwarteten.
    »Außerdem«, setzte Lahmer Hirsch nach einer Weile hinzu, »ergibt Maishülses Warnung keinen Sinn. Wenn Springender Dachs uns wirklich angreifen wollte, wozu brauchte er dann achtzig Krieger. Er könnte uns mit fünfzig seiner Leute mühelos besiegen. Unser Dorf ist klein. Wir bringen es gerade mal auf zweiundvierzig Krieger, wenn alle gesund sind und keiner auf der Jagd oder beim Fischen ist. Weshalb sollte Springender Dachs wegen uns achtzig Krieger aus dem Wandererdorf abziehen?«
    Rote Pfeife schien darüber nachzudenken. Nach einer Weile sagte er: »Das klingt in der Tat sehr unwahrscheinlich. Sein Dorf, das Wandererdorf, wäre beinahe schutzlos, wenn er mit so vielen Kriegern loszöge.«
    »So ist es, alter Mann.«
    Rote Pfeife beugte sich zur Seite, nahm einen Ast von dem Holzhaufen zu seiner Linken und legte ihn aufs Feuer. Rotglühende Funken stoben auf und flogen knisternd gen Himmel. »Ich habe viele Male mit der alten Siebenstern gesprochen, einer der Anführerinnen der Wanderer. Sie ist viel zu klug, um so etwas zuzulassen.«
    Lahmer Hirsch verschränkte die Arme um die Knie,

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