Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
schussbereit auf der Sehne. Obwohl groß und kräftig von Gestalt, bewegte sie sich wie eine Nebelschwade, kam mit lautlosen Schritten den Pfad herab. Die grünen Vögel, die ihren Büffelfellmantel zierten, schimmerten im Schein des Mondes wie Kohlen.
    »Ich hätte es wissen müssen. Wenn mich einer findet, dann du«, sagte Blauer Rabe. Zaunkönig fixierte die fremde Frau einen Herzschlag lang dann setzte sie zum Spurt an. »Bleib hier!«, rief Elchgeweih im Befehlston. »Es ist nicht meine Gewohnheit, ein Mädchen zu töten, aber ich werde es tun, Kleiner Zaunkönig, wenn du dich nicht auf der Stelle wieder hinsetzt!« Blauer Rabe sah seine Nichte scharf an. »Ja, setz dich hin. Tu was sie sagt. Elchgeweih ist nicht gekommen, um uns Schaden zuzufügen.«
    Zaunkönig sank wie ein Stein zu Boden. Ihr Herz hämmerte dermaßen, dass ihr übel wurde. Sie sah keine anderen Krieger, wusste aber, dass sie irgendwo in der Nähe sein mussten.
    »Wo ist mein Cousin?«, fragte Blauer Rabe, auf Elchgeweih zu gehend. »Ich habe erwartet…« »Das ist nah genug, alter Freund«, beschied ihm Elchgeweih. »Bleib dort stehen. Wo ist das Falschgesicht-Kind? Und die anderen beiden Leute, die dich begleitet haben?«
    Blauer Rabe zögerte und machte dann eine unbestimmte Handbewegung, als wollte er Zeit gewinnen. Schließlich antwortete er: »Ich habe ihnen den Jungen übergeben, und anschließend haben wir uns getrennt.«
    Elchgeweihs Blick forschte misstrauisch in seinem Gesicht. »Lüg mich nicht an, Blauer Rabe. Ich bin zwar gerade erst angekommen, habe aber ein wenig von eurer Unterhaltung mitgehört. Zaunkönig war diejenige, die das Falschgesicht-Kind losgeschnitten hat. Du hast gesagt, dass du ihr gefolgt bist und dass sie sich ›dieses Verbrechens schuldig gemacht‹ habe.«
    Zaunkönig sah, wie sich die Nackenmuskeln ihres Onkels unter seinem Hemd anspannten. »Elchgeweih, du kennst mich besser als jeder andere.« Die Stimme ihres Onkels nahm plötzlich einen sanften, vertraulichen Tonfall an. »Ich bitte dich, meine Geschichte anzuhören und sie genau so wiederzugeben, wie ich sie dir jetzt erzähle.«
    Elchgeweih senkte ihren Bogen. »Du weißt, dass ich das tun werde.«
    »Ja«, nickte Blauer Rabe. »Das weiß ich.« Er sog tief die Luft ein und ließ sie geräuschvoll entweichen. »Ich sage dir jetzt offen und ehrlich, dass ich den Jungen losgeschnitten habe. Zaunkönig/ die mir immer das Essen brachte, kam zum Lost Hill, stellte fest, dass der Junge und ich verschwunden waren, und ist uns gefolgt. Bis gestern ahnte ich nicht einmal, dass sie hinter uns hergelaufen war.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Ich bin derjenige, der sich schuldig gemacht hat. Ich, und sonst niemand.«
    »Aber Onkel«, rief Zaunkönig und erhob sich auf die Knie. »Das ist doch gar nicht…« »Schh, Zaunkönig! Kein Wort mehr! Hast du mich verstanden?«
    Zaunkönig warf einen raschen Blick auf Elchgeweih, dann nickte sie.
    »Und wer sind die beiden Leute, die dich begleitet haben?«
    »Verwandte des Jungen.«
    »Sie haben dich dafür bezahlt?«
    Blauer Rabes verwirrter Blick sagte Elchgeweih und Zaunkönig, dass er an so etwas bisher überhaupt noch nicht gedacht hatte.
    »Ja, sie haben mich dafür bezahlt.«
    Elchgeweih verzog enttäuscht den Mund. »In einem hast du Recht behalten, Blauer Rabe: Ich kenne dich. Und zwar gut genug, um zu wissen, wann du lügst.«
    Blauer Rabe ließ den Kopf auf die Brust sinken und schüttelte ihn. »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Ich habe den Jungen losgeschnitten. Und ich habe ihn an seine Verwandten verkauft. Was möchtest du sonst noch wissen?«
    »Ich …«
    »Nichts«, verkündete Springender Dachs, der lässig aus dem Wald geschritten kam, gefolgt von zehn seiner Krieger.
    Elchgeweih blieb vor Schreck der Mund offen stehen.
    Springender Dachs hatte den Bogen auf sie angelegt, und für einen Moment glaubte Zaunkönig, er würde auf sie schießen. Fettige Haarsträhnen klebten ihm an den Wangen. Die Krieger hinter ihm wisperten aufgeregt, als wüssten sie nicht, was sie als nächstes tun sollten.
    »Ich wusste, dass du dich zu so einer Kühnheit hinreißen lassen würdest, alte Frau.« »Zu welcher Kühnheit?«, konterte Elchgeweih, die ihm furchtlos in die Augen blickte. »Die Leute zu finden, hinter denen wir herjagen?«
    »Ich sah dich die große Wiese überqueren, nachdem du Eichel verlassen hattest, und ich fragte mich, was dich dazu getrieben haben könnte, meinen Befehl zu

Weitere Kostenlose Bücher