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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hier?«
    Blauer Rabe strich ihr liebevoll die zerzausten Haarsträhnen aus der Stirn. »Du meinst, warum ich alleine hier bin und nicht mit einem ganzen Kriegertrupp?«
    Sie nickte. »Ich war davon überzeugt, dass du, nachdem du feststelltest, dass ich weggelaufen bin, sofort eine Ratsversammlung einberufen hast und Siebenstern daraufhin einen Trupp Krieger auf die Suche nach mir und Polterer ausgeschickt hat.««Das hat sie auch«, erwiderte Blauer Rabe. Er ließ Zaunkönig los und hockte sich neben sie auf die Erde. »Jedenfalls habe ich das gehört und ich zweifle nicht daran. Ich kann mir gut vorstellen, dass Siebenstern die heilige Wut gepackt hat, als sie erfuhr, dass wir beide und auch das Falschgesicht-Kind verschwunden sind. Mir wäre es an ihrer Stelle nicht anders gegangen. Ich hätte sogar unsere Nachbarn um Hilfe …«
    »Was meinst du damit, dass man ihr uns beide als vermisst gemeldet hat?«
    Er fuhr sich durchs Haar. Zwischen den Bäumen hinter ihm glitzerten vom Mondlicht beschienene Schneeflächen. Aufmerksam wanderte Zaunkönigs Blick durch den Wald, um jede eventuelle Bewegung wahrzunehmen, darauf gefasst, jeden Augenblick eine Horde Krieger aus den Schatten herausstürmen zu sehen.
    »Das war so«, begann Blauer Rabe ihr den Hergang zu erklären. »Nachdem ich aufwachte und feststellte, dass Polterer verschwunden war, sah ich mich um und entdeckte die Schleifspuren im Schnee. Mir war sofort klar, dass du ihn losgebunden und irgendwie vom Lost Hill heruntergeschleppt hast. Ich habe mich dann sofort auf die Suche nach euch gemacht, weil ich dachte, wenn ich euch noch vor dem Morgengrauen fände und zurückbrächte, würde niemand erfahren, was du getan hast.« Zaunkönig saß mit überkreuzten Beinen und gesenktem Kopf vor ihm auf dem Pfad. Die weißen Spiralen auf ihrem dunkelblauen Hemd leuchteten im Mondlicht. »Aber du hast mich nicht rechtzeitig gefunden«, sagte sie leise und sah zu ihm hoch. »Was geschah dann?«
    »Ich folgte deinen Spuren bis zur Kanuanlegestelle der Händler und musste dann eine Entscheidung treffen.«
    »Du hast mich gesucht?«
    Er streichelte ihr übers Haar und lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. »Ich konnte dich das nicht allein durchstehen lassen.«
    Zaunkönig wandte den Blick ab. Unten im Tal lag das verwüstete Buntfelsendorf in gespenstischer Stille da. Sie brauchte nicht hinzusehen, um sich vorzustellen, wie das unfassbare Grauen im fahlen Licht des Mondes wirkte.
    »Ich habe nichts Unrechtes getan, Onkel«, beharrte sie. »Wir haben Unrecht getan. Unser Klan. Wir hätten Polterer nicht rauben dürfen.«
    »Da stimme ich dir zu. Und das weißt du auch. Aber jetzt sehen die Dinge etwas anders aus.« Er streckte sich und dehnte seine verspannten Rückenmuskeln. »Du und ich - und Polterer -, wir müssen uns jetzt ganz genau überlegen, wie wir weiter verfahren. Wo ist das Falschgesicht-Kind?« Zaunkönig verknotete unbehaglich ihre Hände im Schoß.
    »Zaunkönig, ich habe dir eine Frage gestellt.« Er sah sie scharf an. »Ich möchte, dass du mir jetzt gut zuhörst. Mir sind Dinge… zu Ohren gekommen… und ich fürchte… dass sie wahr sind.« »Was für Dinge?«
    »Ich habe gehört, dass wir beide, du und ich, zum Tode verurteilt wurden.«
    »Aber warum du, Onkel? Warum …«
    Blauer Rabe brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Denk nach, Zaunkönig. Es hat kräftig geschneit in der Nacht, als wir Lost Hill verlassen haben. Du und Polterer, ihr seid etwa zwei Hand Zeit vor mir losgelaufen. Und was die Leute unseres Klans am nächsten Morgen vorgefunden haben, das waren meine Spuren, die von Lost Hill wegführten. Was würdest du daraus schließen?« »Dass - dass du den Jungen entführt hast?«
    »Genau. Aber das ist noch nicht alles. Jeder, der mir gefolgt ist, muss gesehen haben, dass ich mich mit zwei Leuten getroffen habe, und wird annehmen, dass ich vorhatte …«
    »Aber Onkel! Wir können fliehen!« Sie umklammerte das Elchfell, das er um die Schultern trug, und schüttelte ihn. »Wir brauchen nicht ins Wandererdorf zurückzukehren!«
    Blauer Rabe strich ihr mit einem wehmütigen Lächeln über die Stirn. »Dort ist dein Zuhause, Zaunkönig. Bei deinem Volk, bei deinem Klan. Möchtest du denn nicht wieder heimkehren?« Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie fuhr mit den Fingern durch das weiche Elchfell und dachte dabei an die warmen Feuer und das fröhliche Lachen in ihrem Langhaus. »Ich träume von nichts anderem, Onkel, aber

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