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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zögerte nur einen Herzschlag lang, während er ihr tief in die Augen blickte, dann beugte er sich über sie und küsste sie. Zärtlich glitten seine Lippen über die ihren. Aschenmond befand, dass sie keine Kraft mehr habe, um sich dagegen zu wehren, doch in Wirklichkeit wollte sie es gar nicht. Es fühlte sich so gut an, wieder geküsst zu werden. Ein warmes Prickeln breitete sich in ihrem Körper aus, das die ganzen Mühsalen des Tages zu verdrängen schien. Sperling zog sie an sich, und Aschenmond ließ sich willig in die tröstende Geborgenheit seiner Arme sinken, spürte den kräftigen Schlag seines Herzens und gewahrte. Plötzlich wich er zurück. »Was ist denn?«, flüsterte Aschenmond und schaute erschrocken zu ihm hoch.
    Tränen schimmerten in seinen Augen.
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Das weißt du doch, nicht wahr?« »Ja.« Sie legte eine Hand um seinen Hinterkopf, zog ihn zu sich heran und küsste ihn zärtlich. Während der seidige Vorhang seiner Haare um ihr Gesicht strich, tropften warme Tränen auf ihre Wangen.
    »Ich habe auch nie aufgehört, dich zu lieben«, flüsterte sie. »Ich mochte dich nur einfach nicht besonders.«
    Aschenmond spürte ein Lächeln über seine Lippen huschen, die noch sanft auf den ihren ruhten. »Wir haben so viel miteinander geteilt.«
    Der Sturm toste über ihre Köpfe hinweg, graue Schneeschleier hinter sich her ziehend. Lautlos landeten die eiskalten Flocken auf Aschenmonds Wimpern und sprenkelten Sperlings Haare. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher.

27. Kapitel
    Blauer Rabe lag mit angewinkelten Beinen auf der Seite, gleich hinter den schwarzen Ruinen des Buntfelsendorfs, die Hände um den Blutverkrusteten Schaft des Pfeiles gefesselt, der tief in seinem Bauch steckte. Aus der Wunde drang scharfer Geruch. Er hatte in seinem Leben genügend Bauchverletzungen dieser Art gesehen, um zu wissen, was er noch zu erwarten hatte. Zwanzig Hand von ihm entfernt hockte Zaunkönig auf dem blanken Boden, wie er an Händen und Füßen mit Lederriemen gefesselt und den Blick, in dem sich Todesangst spiegelte, starr auf Blauer Rabe geheftet.
    Der Schnee, der seit geraumer Zeit aus einem bleiernen Himmel fiel, bedeckte die Bäume und begrub die Toten des zerstörten Dorfes gnädig unter sich. Die Gesichter der Leichname waren nicht mehr zu erkennen, die verkohlten Hütten hatten sich in schneeweiße Hügel verwandelt.
    Der Schmerz, der sich durch seinen Bauch wühlte wie eine hungrige Ratte, ließ Blauer Rabe aufstöhnen. Kraftlos drückte er die gebundenen Hände auf den Bauch. Er wusste, wie es weiterging. Jeder Atemzug, der seine Lungen anschwellen ließ, presste Gift in seine Bauchhöhle. Aber es konnten noch Tage vergehen, ehe der Tod ihn von seinen Schmerzen erlöste.
    Als er seine Lage ein wenig veränderte, weil ihm der Rücken so weh tat, formte sich ein Schmerzensschrei in seiner Kehle, der gegen seine zusammengebissenen Zähne drängte, um sich Raum zu schaffen.
    Die Krieger hatten ihn auf dem Platz abgelegt, wo die Bewohner des Dorfes früher ihre Feuersteine behauen hatten. Die scharfen Steinsplitter, die überall herumlagen, glitzerten wie seltene Kristalle. Blauer Rabe betrachtete die verschiedenen Formen und versuchte gleichzeitig, gegen das Wüten in seinem Körper anzukämpfen.
    Während die anderen Krieger damit beschäftigt waren, das Nachtlager aufzubauen, Feuer zu entfachen, Decken auszurollen und das Abendessen vorzubereiten, standen Elchgeweih, Eichel und Springender Dachs unter einer riesigen alten Eiche und brüllten sich gegenseitig an. Blauer Rabe musste den Kopf weit zurücklegen, damit er sie sehen konnte.
    »Du närrischer Mensch!«, schimpfte Elchgeweih. »Frost-auf-den-Weiden ist unsere neue Anführerin, und du hast gerade ihren einzigen Sohn umgebracht!«
    »Die Alte wird froh sein, dass dieser hinterlistige Verräter tot ist!«, brüllte Springender Dachs zurück. »Und alle anderen ebenfalls!«
    Eichel hob beruhigend die Hände. »Ich bitte euch. Wenn wir einander anschreien, hilft uns das auch nicht weiter. Wir sollten uns hinsetzen und in Ruhe über alles sprechen. Seht, Pfauenauge hat schon ein Feuer in Gang gebracht. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir es mit ihm teilen.« Doch weder Springender Dachs noch Elchgeweih machten Anstalten, seinem Vorschlag zu folgen. Sie standen sich gegenüber, fast Stirn an Stirn, und maßen sich mit zornigen Blicken.
    Blauer Rabe überlegte, was diese Neuigkeit zu

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