Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
umherliefen und Steine für ihre Häuser aufstapelten.
Nach einer Weile sagte sie: »Jetzt weiß ich, was ihm zugestoßen ist.«
Nachwort
Cove Meadows, der Ort, wo Polterer seinem Vater begegnet, ist heute eine archäologische Fundstätte in Neufundland, die den Namen L'Anse aux Meadows trägt.
Aus altnordischen Aufzeichnungen wissen wir, dass um das Jahr 1000 n. Chr. ein gewisser Leif Eriksson von Island aus mit einem bauchigen, offenen Segelschiff, knarr genannt, in See stach. Seine erste Station war Baffin Island, eine Insel, die er Hulluland oder »Felsenland« nannte. Von dort aus hielt er Kurs auf die Südküste von Labrador und ging schließlich an einem Ort vor Anker, den er Vinland nannte, wegen des Wilden Weins, der dort überall wucherte.
L'Anse aux Meadows ist die einzige nachweisbare nordländische Siedlung in Nordamerika und wahrscheinlich der Ort, wo Leif Eriksson und seine Männer den Winter des Jahres 1000 verbrachten. Zwischen 1003 und 1015 n. Chr. folgten weitere Expeditionen nach Vinland. Leifs Bruder, Thorvald, führte eine dieser Entdeckungsreisen an. Er wurde in Vinland getötet. Nach ihm rüstete Thorfinn Karlsefni eine weitere Exepition nach Vinland aus, und diesmal reisten 160 Siedler mit ihm. Karlsefni und diese ersten Kolonisten fühlten sich offenbar von den Ureinwohnern, die sie Skraelings nannten, bedroht und töteten etliche von ihnen. Die Indianer wehrten sich. Nach etwa einem Jahr verließen Karlsefni und seine Begleiter das Land und kehrten nie wieder dorthin zurück.
Danach geriet Vinland buchstäblich in Vergessenheit. Das einzige, was wir mit Gewissheit sagen können, ist, dass die erste Runde der folgenden Auseinandersetzungen an die Indianer ging.
Die nächste Runde begann erst 500 Jahre später. Und die sollte dramatische Konsequenzen haben, nicht nur für die ursprünglichen Bewohner Nordamerikas, sondern für die ganze Welt. Heutzutage fallen immer wieder die Schlagworte »Vertreibung« und »Amerikanisierung«, wenn wir von den Indianern reden, aber das Gegenteil ist genauso wahr, wenn nicht sogar zutreffender. Wir alle sind »indianisiert« worden.
Man könnte sogar behaupten, dass es ohne ein Zusammentreffen mit den Indianern den Fall der Berliner Mauer nicht gegeben hätte oder den Untergang des Kommunismus. Es gäbe keine Vereinten Nationen, kein Streben nach Demokratie oder den Kampf für Menschenrechte.
Im 15. und 16. Jahrhundert fristete der Durchschnittsbürger in Europa sein Leben unter Monarchien, die meist nur sehr vage Vorstellungen von den Bedürfnissen der einfachen Menschen hatten und nur zu oft Tausende von ihnen in den Tod schickten, um die »wahre« Religion zu verbreiten oder wirtschaftliche und politische Ziele zu verfolgen. Wir erinnern uns an die Kreuzzüge, die Inquisition und die Unterdrückung der »Wilden« in Irland und Schottland, um nur einige Beispiele zu nennen. Im Gegensatz dazu war das Verständnis der amerikanischen Indianer für Demokratie geradezu verblüffend.
Thomas Jefferson schrieb, als er die Ergänzung zur Amerikanischen Verfassung erarbeitete: »Es besteht immer noch ein Irrtum, dem die meisten Staatstheoretiker verfallen sind und den das wohl bekannte Gesellschaftssystem unserer Indianer bis heute schon längst hätte ausräumen müssen. In den (europäischen) Hypothesen dieser Theoretiker, über den Ursprung von Regierungsformen gehen sie davon aus, dass diese in patriarchalischen oder matriarchalischen Systemen ihren Anfang genommen haben… (indianischen) Stammesführern steht als Machtinstrument nur ihr eigener Charakter zur Verfügung; die Indianer folgen, oder auch nicht, dem Anführer, der ihrer Meinung nach über die höchsten Qualitäten an Weisheit oder Kriegskunst verfügt…und dabei steht es jedem Anführer frei, seinen eigenen Neigungen nachzugehen. Verletzt er jedoch hierbei die Rechte anderer, so wird er in einem minderschweren Fall durch Missachtung der Gesellschaft oder der öffentlichen Meinung, wie wir sagen, bestraft. Hat er sich jedoch eines schweren Vergehens schuldig gemacht, so wird er wie ein Feind verfolgt.«
Von dem Augenblick an, als die ersten Berichte über die Lebensweisen von Ureinwohnern in Europa eintrafen, waren die Menschen davon fasziniert.
Tatsache war, dass diese Berichte zu einem ernsten Problem für die europäischen Regierungen wurden. Um der Faszination zu begegnen, die der »Edle Wilde« ausgelöst hatte, stellte die europäische Elite die »Theorie der Degeneration« auf.
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