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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Breite, das abgerundete Dach erhob sich fünfzig Hand in die Höhe. Die von Wind und Wetter ausgeblichenen Rindenwände waren mit Moosflechten bewachsen und gaben dem Haus das Aussehen einer riesigen, zotteligen Bestie.
    Blauer Rabe verlangsamte seinen Schritt. Was sollte er zu dem Jungen sagen? Das Buntfelsen-Volk nannte ihn Falschgesicht-Kind, aber er besaß sicherlich auch einen eigenen Namen. Seine Mutter, Wilde Rose, hatte ihn angeblich im Alter von dreizehn Wintern geboren, noch ehe ihre monatlichen Blutungen eingesetzt hatten. Die Ältesten des Buntfelsen-Dorfes tuschelten, dass Wilde Rose sich mit einem Waldgeist gepaart habe, der einem verkrüppeltem Baum ähnelte. Sechs Nächte lang sei er zu ihr gekommen, habe sie beobachtet und um sie geworben. In der siebten Nacht dann habe er ihr beigelegen. Der Junge sei dem Vater nachgeraten, was seine Furcht einflößende Macht und sein verwachsenes Äußeres hinlänglich bezeugten.
    Blauer Rabe spähte hinüber zum Versammlungshaus. Kein Laut regte sich darin. Seltsam. Alle geraubten Kinder heulten und riefen nach ihren Müttern. Blauer Rabe hatte dies schon hundertmal erlebt. Vielleicht hatten die Klan-Mütter das Kind ja geknebelt? Siebenstern besaß einen Sinn fürs Praktische, der bisweilen ans Brutale grenzte.
    Er trat an die Tür und blieb vor dem ledernen Türfell stehen. »Anführerin Siebenstern? Ich bin gekommen, wie du es befohlen hast.« Er beugte sich vor. »Anführerin? Ich bin's - Blauer Rabe. Soll ich draußen warten?«
    Eine heisere Stimme antwortete: »Komm rein. Schnell!«
    Blauer Rabe schob den Türvorhang zur Seite und trat ein. Als das Leder hinter ihm zurückschwang, huschte ein Lichtstrahl über die grauen Häupter der Dorf-Vorsteherinnen. Siebenstern stand mit dem Rücken zu ihm und starrte in die rechte hintere Ecke des Hauses, während Weißer Reiher zu seiner Linken auf dem Boden lag.
    »Was ist geschehen? Ist Weißer Reiher verletzt?« Er schickte sich an, zu ihr zu gehen. »Halt!«, rief Siebenstern. »Bleib, wo du bist!«
    Blauer Rabe verharrte in der Bewegung. »Warum?«, fragte er, die Fäuste vor Nervosität geballt. Die neunundfünfzig Winter, die Siebenstern zählte, hatten deutliche Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Die eingesunkenen Lippen über ihrem zahnlosen Gaumen sahen aus wie verknittertes altes Leder. Ihre zitternde Hand hielt ein Hornsteinmesser umfasst, mit dem sie irgendwohin deuten wollte, doch die Spitze zeigte erst an die Decke, dann auf den Boden und wieder hinauf zur Decke. »Siehst du es?«
    »Was soll ich sehen?«, wollte er wissen. »Wo ist der Junge?«
    Siebenstern fuhr mit feurigen Augen herum. »Er ist kein Junge. Er ist der Verstoßene! Sieh nur!« Blauer Rabe schaute sich in dem Raum um, betrachtete die mit kräftigen bunten Farben bemalten Zeremonien-Masken, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden hingen. Sie wurden mit Sonnenblumenöl eingefettet, damit sie glänzten und das Leder weich blieb. Auf dem Boden rechts von ihm standen Tontöpfe, daneben lag ein Stapel Felldecken, die als Sitzpolster genutzt wurden, und ein Haufen klein gehacktes Feuerholz. Der Verstoßene? Um ihn rankte sich eine uralte und tragische Liebesgeschichte, die an langen Winterabenden gern an den Feuern erzählt wurde. Er hatte Gerüchte gehört, wonach der Verstoßene der wirkliche Vater des Jungen sein sollte, aber nicht der Junge selbst. »Anführerin«, wandte sich Blauer Rabe an Siebenstern, »was ist geschehen? Ich sehe den Jungen nirgendwo. Ist er davongelaufen? Hast du ihn…«
    Eine Bewegung unter dem Dachfirst.
    Blauer Rabe warf den Kopf in den Nacken und spähte so ruckartig nach oben, dass er das Gleichgewicht verlor und ein paar Schritte rückwärts taumelte. Das Herz hämmerte wie Kriegstrommeln in seiner Brust.
    Der Junge verschmolz nahezu mit der Dunkelheit, kaum sichtbarer als eine schwarze Spinne zwischen den rauchgeschwärzten Dachbalken. Seine verkrüppelten Arme waren ausgebreitet wie Flügel. Die Füße an seinen kurzen, krummen Beinen, die mit Lederstreifen gefesselt waren, ruhten auf einem Eichenbalken. Er trug ein schwarzes Gewand, das glitzerte wie mit Quarzsplittern bestickt. Heftig atmend stand Blauer Rabe da und versuchte gegen die schreckliche Vorstellung anzukämpfen, dass der Junge tatsächlich ein Geist war. »Wie ist er da hinaufgekommen?«, flüsterte er. Seine Beine sind gefesselt!«
    »Weißer Reiher…« Siebensterns Stimme brach ab, als sie mit der Hand auf die Stammesälteste

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