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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sich seine verstümmelten Hände. »Ja, sie ist sehr tapfer.«
    Aschenmond griff nach seinen Händen und drehte sie vorsichtig um. »Hat Zaunkönig das auch getan?«
    »Ja.« Er rutschte näher zu Aschenmond, damit sie sich seine Hände besser ansehen konnte. »Sie hat die schwarz gewordenen Fingerglieder mit ihrem Messer abgeschnitten. Zuerst hatte sie Angst. Aber dann hat sie es doch fertig gebracht.«
    Aschenmond begutachtete die Wunden genauer. »Sie hat sorgfältige Arbeit geleistet. Die Sehnen und Bänder sind sauber durchtrennt, und sie hat die Gelenke in der Mitte durchgeschnitten. Hat sie die Wunden anschließend ausgebrannt?«
    »Ja, sie - sie hat gesagt, das würde helfen, dass sie schneller verheilen.« Polterer bewegte seine Finger. »Siehst du? Es hat geholfen. Bei den meisten jedenfalls.«
    »Ja, das sehe ich.«
    Die kleinen Finger beider Hände waren noch entzündet, aber da wusste Aschenmond Rat. Sie ließ Polterers Hände los und langte nach ihrem Bündel. Während sie darin herumkramte, sagte sie: »Aus Zaunkönig wird einmal eine große Heilerin werden.«
    »Ich weiß. Ich - ich liebe sie, Großmutter«, murmelte er.
    Aschenmond fand die ordentlich gefalteten Stoffbinden und die Heilkräuter und stellte fest, dass die Bänder des ledernden Beutels, in dem sie die Kräuter aufbewahrte, durchgenagt waren. »Mäuse!«, rief sie ärgerlich. »Die fressen doch alles kaputt. Wenn es nach mir ginge, könnten die Götter alle Mäuse vom Angesicht unserer Erde fegen.«
    Eine Brise ließ die Kapuze um Polterers Gesicht flattern R senkte den Kopf und sah weg. »Was ist denn? Magst du etwa Mäuse?«, fragte sie erstaunt »Sie fressen alles kaputt, das stimmt, aber …«
    »Aber was, Polterer?«
    »Na ja, sie hören einem auch zu, Großmutter. Auf dem Lost Hill, da kamen sie jede Nacht zu mir. Ich habe zu ihnen gesprochen, und sie haben mir zugehört. Ohne die Mäuse hätte ich die Nächte nicht durchgehalten.«
    Aschenmond streichelte ihm übers Haar. »Verzeih mir, Polterer. Ich werde nichts Schlechtes mehr über Mäuse sagen.«
    Seine schwarzen Augen begannen zu leuchten. »Vielleicht haben die Mäuse versucht, dir etwas mitzuteilen, Großmutter, und die Lederbänder nur durchgebissen, um auf sich aufmerksam zu machen.«
    Etwas verlegen zuckte Aschenmond die Schultern. »Tja, anscheinend habe ich sie wirklich nicht verstanden.«
    »Mutter …«, begann er, und seine Stimme bebte. »Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass die Tiere ständig zu den Menschen sprechen, dass aber nur unsere Seelen sie verstehen können. Wir haben zwar menschliche Körper, sagte sie, aber unsere Seelen besitzen Hügel und Schnurrhaare. Und deshalb können sie die Stimmen der Tiere hören, die unsere Ohren nicht wahrnehmen.«
    Ein Lächeln breitete sich über Aschenmonds Gesicht aus. »Ja, das klingt ganz nach Wilde Rose. Sie war eine sehr kluge Frau.«
    Aschenmond schöpfte eine Schale voll Fichtennadeltee aus dem Kessel und stellte sie neben sich in den Sand, dann entfaltete sie die zwei Stoffbinden. Schattengeister flohen vor dem Fichtennadelduft wie Pumas vor dem Geruch der Menschen. Nachdem sie die Binden in dem Tee eingeweicht hatte, knotete sie die zernagten Lederbänder des Beutels auf, in dem sie die Süßholzwurzeln aufbewahrte. Polterer schnüffelte. »Ist das Süßholz, Großmutter?«
    »Ja, die getrockneten Wurzeln. Jetzt zeig mir noch mal deine Hände.«
    Polterer legte die rechte Hand auf Aschenmonds Knie und sah zu, wie sie ein kleines Häufchen der zu Pulver zerriebenen Wurzeln in ihre Teeschale gab. »Ich habe Zaunkönig von der Heilkraft der Süßholzwurzeln erzählt.« »Wusste sie nicht, dass Süßholz die Schattengeister verjagt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ihre Leute haben andere Pflanzengeister.«
    Aschenmond goss ein paar Tropfen Tee über das Pulver und verrührte die Mischung mit dem Finger, bis eine dicke Paste entstanden war. Die strich sie anschließend auf die Stellen, an denen sich die Schattengeister labten, und zog dann eine der voll gesogenen Binden aus der Schale. Sie wrang sie aus und wickelte sie so behutsam wie möglich um Polterers kleinen Finger und dann noch zweimal um die Handfläche, damit der Verband nicht verrutschte. Als sie die Enden verknotete, sagte sie: »Ich verbinde dir jetzt noch rasch die andere Hand, und dann trinken wir eine Tasse Tee. Na, wie klingt das?«
    »Sehr gut, Großmutter.«
    Polterer reichte ihr jetzt die linke Hand, und während Aschenmond die

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