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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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beim letzten Mal ist ihr ihr Geisterhelfer in den Nacken gesprungen und hat ihr die Luftröhre zugedrückt. Sie erklärte mir, dass man nur in der Ruhe zu Weisheit gelangt.« Großvater Sperling streckte sich auf dem Bauch aus und legte das Kinn auf den Arm. Er hatte plötzlich einen sonderbaren Ausdruck im Gesicht.
    Polterer machte die Augen zu.
    »Schade, dass du mir das nicht schon vor zwei Wintern erzählt hast«, flüsterte Sperling. Da schob sich Polterers kleine Hand unter der Decke hervor und tätschelte aufmunternd Großvaters Hand.
    Fahles Sonnenlicht brach durch die Wolkendecke und breitete einen mattgoldenen Schleier über die schillernde Oberfläche des Leafing Lake. Die Schaumkronen auf den Wellen glitzerten gelblich. Mit zusammengebissenen Zähnen stolperte Zaunkönig hinter Eichel das sandige Ufer entlang. Ihre völlig durchnässten Mokassins klebten wie Eisklumpen an ihren Füßen. Sie hatten ihr die Beinfesseln abgenommen, ihre gebundenen Hände jedoch zur Sicherheit mit einem langen Lederriemen an Eichels Gürtel festgeknotet. Als sie das Buntfelsendorf am frühen Morgen verlassen hatten, waren sie und Eichel zunächst der Truppe vorausmarschiert, doch wegen Zaunkönigs stolperndem Gang waren sie inzwischen ans Ende der Kolonne zurückgefallen.
    Wellen wuschen über das Ufer und schoben den Sand vor und zurück. Glänzende Kieselsteine funkelten an der Wasserkante. Zaunkönig musste sich sehr konzentrieren, um Eichels Fußstapfen zu folgen.
    Ihr Kopf dröhnte, als sei ihr Gehirn plötzlich gewachsen und versuchte ihre Schädeldecke zu sprengen. Mit dem rechten Auge konnte sie kaum etwas sehen. Ihre Brust tat ihr weh, und bei jedem Schritt schoss ihr ein stechender Schmerz aus dem Bauch geradewegs in die Kehle. Der Fußtritt von Springender Dachs musste ihr einige Rippen gebrochen haben.
    Ungefähr zweihundert Schritte vor ihnen war die Kriegertruppe stehen geblieben. Die Männer hatten einen Kreis gebildet und starrten mit gesenkten Köpfen auf den Boden. Die Nachmittagsbrise trug ihr erregtes Gemurmel herüber, doch Zaunkönig konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. »Was gibt es denn da zu sehen?«, brummte Eichel.
    Zaunkönig hatte keine Kraft mehr zu antworten und schüttelte nur den Kopf.
    Kurz nach dem Morgengrauen waren sie auf die Fußspuren von zwei Erwachsenen gestoßen, die vom Seeufer weg und den verschneiten Pfad hinauf zu dem Fichtengehölz führten. Zaunkönig hatte unter den Spitzen der Tiefhängenden Äste die Abdrücke von Polterers Mokassins entdeckt und im Stillen den Mächten gedankt, dass es Aschenmond und Sperling gelungen war, den Jungen zu finden. Aber sie hatten Spuren hinterlassen.
    Mit Polterer, den einer von ihnen trug, waren sie zum Ufer hinuntergegangen. Im Sand verliefen sich die Spuren, doch sie hatten den Weg nach Norden eingeschlagen.
    Das genügte.
    Als sie sich dem Kreis der Krieger näherten, konnte auch Zaunkönig die Feuergrube im Sand erkennen. Sie hatten nicht das ganze Holz verbraucht, das sie gesammelt hatten. Neben der Feuerstelle lagen noch ein paar Äste und auf dem Aschebett die verkohlten Knochen eines Huhns. Drei Menschen hatten hier Rast gemacht. Einer von ihnen war Polterer.
    Springender Dachs ging langsam um die Feuerstelle herum, den Holzpfahl, auf dem der Kopf steckte, als Gehstock benutzend. Fettige, verfilzte Haarsträhnen umrahmten seine Schlitzaugen. Vom tagelangen Marsch durch die Schneelandschaft, die das Sonnenlicht reflektierte, war seine Haut im Gesicht verbrannt, und die weiße Narbe, die quer über seine Kehle lief, trat noch deutlicher hervor. Er zog einen Stecken aus dem Holzhaufen und stocherte damit in der Feuergrube.
    »Die Asche ist kalt«, verkündete er. »Aber hier, am Seeufer, kühlt der Wind die Glutreste rascher aus als gewöhnlich. Deshalb vermute ich, dass sie nicht mehr als drei oder vier Hand Zeit Vorsprung haben.«
    Der auf dem Bären reitet grinste breit. »Das heißt, dass wir sie noch heute schnappen werden.« Sein hässliches Dreiecksgesicht und die dünne Nase waren rußverschmiert. Vor vielen Wintern hatte er sich beide Eckzähne ausgeschlagen, und die Schneidezähne waren seither nach vorne gewachsen und ragten jetzt zwischen seinen Lippen hervor wie bei einem Biber.
    »Ja. Am späten Nachmittag, schätze ich.«
    »Verzeih, Kriegsführer«, ergriff Elchgeweih das Wort. »Ich glaube nicht, dass es klug wäre, das Dorf, das wir erst vor einem halben Mond überfallen haben, am helllichten Tag anzugreifen.

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