Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
Hemd an.«
    Zaunkönig biss wegen der stechenden Schmerzen die Zähne zusammen, während sie die Arme hob, damit Aschenmond ihr das blaue Hemd überziehen konnte. Dann legte sie dem Mädchen eine rote Decke um die Schultern und sagte: »Ich habe mir gerade überlegt, ob ich dir die Haare kämmen soll.«
    Zaunkönig wandte den Kopf, um in das freundliche, tief gefurchte Gesicht zu blicken, mit dem goldenen Fleck in der Pupille des linken Auges. Das silbergraue Haar hatte sich Aschenmond zu einem Zopf geflochten. »Ja«, wisperte Zaunkönig mit einem zittrigen Lächeln. »Das wäre schön.« Aschenmond erwiderte ihr Lächeln und entnahm ihrem Bündel, das offen neben ihr lag, einen hölzernen Kamm. Als sie damit begann, den Kamm behutsam durch Zaunkönigs Haare zu ziehen, seufzte Zaunkönig leise. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte ihr niemand mehr die Haare gekämmt. Zufriedene Wärme erfüllte ihr Herz und strömte langsam durch ihren erschöpften Körper. Als Polterer näher zu ihr heranrutschte, drehte sie sich zu ihm um. Sein sorgenvoller Blick galt dem Kreis der Gefangenen, die zwanzig Schritte rechts von ihm auf dem Boden hockten, an Händen und Füßen gefesselt. Einige von ihnen bluteten aus unversorgten Wunden. Elchgeweih lag zusammengekrümmt neben Eichel. Sie hatte sich am Morgen einmal aufzusetzen versucht, doch nach dem brutalen Schlag auf den Kopf, den Der auf dem Bären reitet ihr beigebracht hatte, vermutete Zaunkönig, dass sie sich erst wieder aufsetzen würde, wenn sie jemand dazu zwang. Offenbar ging es ihr sehr schlecht. Alle wurden von Schildkröten-Kriegern bewacht, die mit grimmigen Gesichtern um sie herumstanden. Gelegentlich versetzte einer der Schildköten-Krieger einem Krieger des Wandererdorfes einen Tritt. Es schmerzte, ihnen dabei zuzusehen.
    Silberner Sperling stand in der Nähe der Gefangenen und unterhielt sich mit Gefleckter Frosch und Hungrige Eule. Die drei Männer boten einen seltsamen Anblick: Silberner Sperling mit seinem verwitterten Gesicht und den langen, schneeweißen Haaren neben dem jungen, dunkelhaarigen Hungrige Eule. Beide Männer überragten Gefleckter Frosch um einiges. Das Oberhaupt des Dorfes der Schweigenden Krähe hielt den Kopf gesenkt und hatte die Arme über dem ausladenden Bauch gekreuzt. Er trug sein Haar zu dünnen Zöpfen geflochten, die oben auf seinem Kopf zu einer Schnecke eingerollt und mit einem Muschelkamm festgesteckt waren. Schweigend nickte er zu Sperlings Worten.
    Schließlich sagte er: »Ich stimme dir zu. Sie könnten sich entschließen, auf dem Weg zurück ins Wandererdorf noch andere Siedlungen der Schildkrötenklans zu überfallen.« Seine Augen verjüngten sich zu Schlitzen, als er die brennenden Hütten betrachtete und die Leichen, die nebeneinander aufgereiht am Waldrand lagen. »Ich möchte nicht sehen, dass andere Dörfer genauso zugerichtet werden wie wir.«
    Gefleckter Frosch nickte abermals. »Ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir sie gleich hier und jetzt töteten. Das würde den Wanderer-Anführerinnen sicherlich einen gehörigen Schrecken …« Sperling unterbrach ihn: »Oder sie zu der Entscheidung drängen, auch noch den Rest ihrer Krieger ins Krähendorf zu entsenden.«
    Hilflose Verzweiflung sprach aus Polterers Stimme, als er Zaunkönig zuwisperte: »Ich kann es nicht ertragen, noch mehr Menschen sterben zu sehen.«
    Zaunkönig presste stumm die Kiefer aufeinander. Polterer schössen die Tränen in die Augen. »Bitte, Gefleckter Frosch, hör mich an«, meldete sich Silberner Sperling zu Wort. »Dieser Wahnsinn muss irgendwie ein Ende haben. Ich …«
    »Er könnte ein Ende finden«, erklärte Zaunkönig mit fester Stimme«, wenn wir ein Bündnis schlössen.«
    »Ein - ein was?«, schnaubte Gefleckter Frosch. »Ein Bündnis? Mit deinem Volk? Den Bären-Leuten ist nicht zu trauen! Ihr seid alle Mörder und Diebe!«
    Zaunkönig senkte den Blick und starrte zu Boden. Ihr Herz begann wild zu klopfen. »Nein, das sind sie nicht!«, rief Polterer erregt. »Sie sind nur Menschen. Wie wir auch. Können wir denn nicht mit ihnen sprechen?«
    Gefleckter Frosch sah Zaunkönig und Polterer an, und in seinem Blick lag ein Anflug von ehrfürchtigem Respekt.
    Noch nie hatte ein Erwachsener Zaunkönig auf diese Weise angeblickt, und irgendwie ängstigte sie das. Sie tastete nach Polterers Hand. Sein gesunder Finger schlang sich fest um ihren Daumen.
    Silberner Sperling und Hungrige Eule folgten Gefleckter Frosch über den Platz. Eine

Weitere Kostenlose Bücher