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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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hätte, den siegreichen Kriegsführer öffentlich zu beschämen, indem er noch seine Männer befragte.
    Blauer Rabe schwieg eine Weile und dachte nach. »Und nachdem die beiden Krieger den Schauplatz verlassen hatten? Woher willst du wissen, was mit Moosschnabel und Schädelkappe passierte, nachdem sie außerhalb deines Sichtfeldes waren? Kannst du mit Gewissheit behaupten, dass sie auf dem Weg zurück in unser Dorf keine Verletzungen erlitten haben?«
    »Wenn dem so war, dann hat das Falschgesicht-Kind ihnen diese Verletzungen zugefügt!« Polterer starrte Springender Dachs mit großen Augen an.
    »Willst du, dass dieses Kind getötet wird?«, fragte Blauer Rabe. »Du warst doch derjenige, der gegen den Rat unserer Ältesten auf diesem Überfall bestanden hat. Du warst derjenige, der behauptete, dass wir dieses Kind haben müssen! Wirst du jetzt vor uns alle hintreten und eingestehen, dass dein Entschluss ein Irrtum war?«
    Springender Dachs reckte stolz das Kinn. »Damals glaubte ich, dass uns dieses Kind Macht über unsere Feinde verleiht und unsere Mägen vor Hunger bewahrt. Jetzt aber sehe ich, dass es nichts dergleichen bewirken wird. Es ist durch und durch böse.«
    Zaunkönigs Blick wechselte zu Polterer. Der Junge zitterte noch schlimmer als vorher, und das Fell seines Umhangs wogte im Lichtschein wie ein Windgepeitschter See.
    »Wirst du deine Stimme abgeben, Vetter?«, fragte ihn Blauer Rabe. »Noch bevor du alle Seiten gehört hast?«
    »Jawohl«, donnerte Springender Dachs und deutete mit einer vehementen Armbewegung auf den aufgespießten Schädel. »Bevor Lahmer Hirsch starb, erzählte er mir, dass Silberner Sperling ins Buntfelsendorf gekommen sei und die Leute gewarnt habe, dass wir kämen, um das Falschgesicht-Kind zu rauben. Er prophezeite, dass das Falschgesicht-Kind unseren Tod bedeuten würde!« Ein Raunen ging durch die Versammlung. Silberner Sperling war ein allseits geachteter und gefürchteter Mann. Wenn er so etwas sagte…
    Zaunkönig aber hörte noch etwas anderes in dem allgemeinen Gemurmel. Springender Dachs Krieger flüsterten miteinander und schüttelten die Köpfe.
    Zaunkönigs Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen. Die Männer schienen mit den Worten ihres Anführers nicht einverstanden zu sein. Würde es einer von ihnen wagen, die Stimme gegen ihn zu erheben? Wenn ja, wäre damit die Position von Springender Dachs als Kriegsführer in Frage gestellt, was einen Kampf auf Leben und Tod nach sich zöge. Einen Augenblick später verstummte das Geflüster, und die Krieger saßen wieder schweigend und mit gesenkten Köpfen da. Springender Dachs fuhr unterdessen fort: »Ich schließe mich Eisvogel an! Ich stimme für Tod!« »Tod! Tod! Tod!«, erhob sich der Ruf aus der Gruppe der Krieger. Drei Fäuste reckten sich als Beweis ihrer Einstimmigkeit in die Höhe.
    »Es ist noch zu früh, eure Stimme abzugeben!«, schrie Blauer Rabe verzweifelt. »Noch hat nicht jeder von uns gesprochen!«
    Springender Dachs stolzierte quer über den Versammlungsplatz, und einer nach dem anderen erhoben sich seine Krieger von ihren Plätzen, um ihm zu folgen. Die Menge gaffte ihnen schweigend hinterher, bis der Letzte in seinem Langhaus verschwunden war, dann wurden erregte Stimmen laut, die diejenigen niederbrüllten, die anderer Meinung waren.
    Kleine Handgemenge machten den Anfang, dann sprangen die Männer auf und stürzten sich johlend aufeinander. Inmitten der rasch um sich greifenden Schlägerei huschten Frauen umher und zerrten ihre Kinder vom Feuer weg.
    Verzweifelt schrie Blauer Rabe noch einmal mit durchdringender Stimme: »Wartet! Kommt zurück! Wir sind noch nicht fertig!«
    Jetzt erhob sich auch Zaunkönig, legte die Hände an den Mund und rief: »Ich stimme für Leben! Lasst den Jungen am Leben! Er hat den Tod nicht verdient!«
    Polterer fuhr herum und starrte das Mädchen an. Tränen verschleierten seinen Blick. »Ich will, dass er lebt!«, schrie sie. Und noch einmal:
    »Lasst den Jungen leben!«
    Polterer schob einen zitternden Finger in den Mund, während sein Blick Zaunkönig festhielt, als sei sie seine letzte Hoffnung auf dieser Erde.
    Mit überschlagender Stimme brüllte Zaunkönig ein letztes Mal: »Lasst ihn am Leben!« Da packte Frost-auf-den-Weiden ihren Gehstock, holte aus und ließ ihn auf Zaunkönig niedersausen, doch die duckte sich im letzten Moment und stolperte rückwärts davon. »Das reicht, Kind!« »Ich habe das Recht, meine Meinung zu sagen, Großmutter! Ich bin

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