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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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werden!«
    »Wir können ihn nicht mitnehmen! Was ist, wenn unterwegs die Verwandlung einsetzt?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Hättet er sich diese Frage auch gestellt, wenn er mich infiziert vorgefunden hätte, Kanzler?«
    »Natürlich nicht!«, entgegnete Goodefroot entsetzt.
    »Na also.«
    Der Kanzler wollte einen weiteren Einwand vorbringen, aber Marie schnitt ihm einfach das Wort ab.
    Zwei Minuten später hatten sie zu fünft den Witveer bestiegen – was diesen bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit belastete – und befanden sich in der Abenddämmerung auf dem Weg zurück nach Orleans.
    ***
    Die Nacht brach herein, bevor sie in Orleans eintrafen. Bereits auf dem Rückflug hatte Marie gespürt, wie die Erschöpfung sie zu übermannen drohte.
    Sofort nach ihrer Ankunft wehrte sie alle geheuchelten Willkommenswünsche de Fouchés und Antoinettes ab und bestellte die beiden sowie Kanzler Goodefroot für sieben Uhr zu einer Strategiebesprechung in den Palastsaal.
    In der Zwischenzeit suchte sie die Ärztin auf, die sich um Nooga kümmerte, und erzählte in Stichworten, was sie auf ihrer Reise erlebt hatte. Dann wartete sie auf den Fluren des Labors auf erste Ergebnisse, während Doktor Aksela die Behandlung Noogas mit dem Gegenserum fortsetzte.
    Träge strichen die Minuten dahin; Minuten, in denen Marie zum ersten Mal Zeit fand, über die Geschehnisse der letzten Stunden zu reflektieren.
    Während des Fluges auf dem Witveer hatte sie es wieder gespürt – jenes neue Körpergefühl, das eine andere, viel größere Vertrautheit mit sich selbst, mit dem eigenen Organismus bedeutete, als sie es jemals zuvor erlebt hatte.
    Schon auf dem Weg mit dem Menschenzug hatte sie sich anders bewegt als früher, war zielsicher jedem Stein, jedem Wurzelstrang auf dem Weg ausgewichen, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen.
    Dann, auf dem Witveer, hatte sie fast mit dem Tier zu verschmelzen geglaubt. Sie ahnte die Bewegungen des Vogels im Voraus, spürte die Änderungen der Luftströme während des Fluges, noch bevor sie eintraten. Es war ein erhebendes und zugleich zutiefst beunruhigendes Gefühl – so als hätte sich etwas Fremdes, Animalisches in ihrem Körper eingenistet und ihre menschlichen Sinne um ein Vielfaches geschärft.
    Das bin nicht ich. Das ist etwas Anderes in mir…
    Sisas Bemerkung kam ihr in den Sinn. Ich erkenne einen Gruh, wenn ich ihn vor mir sehe… Du bist kein Gruh… Du bist etwas anderes…
    Sie dachte an den Moment der Wahrheit, als der Armbrustpfeil des Gardisten sie vor dem angreifenden Gruh gerettet hatte. In jenem kurzen Augenblick, bevor der Pfeil das
    »Leben« des Gruh beendete, hätte das Monster die Gelegenheit gehabt, sie zu töten.
    Der Gruh hatte gezögert.
    Warum?
    Weil er gespürt hatte, dass sie bereits eine von seiner Art war?
    Alles in ihr sträubte sich, diese Lösung zu akzeptieren. So war sie dankbar dafür, als sich die Flügeltüren des Labors öffneten und Doktor Aksela auf den Gang trat.
    Offenbar erkannte die Ärztin das Flehen in Maries Augen und legte sich jedes Wort zurecht, bevor sie antwortete. »Die Infektion ist bereits viele Stunden her. Das macht es schwierig, die Wirkung des Gegenmittels vorherzusagen.«
    »Wird er wieder gesund werden?«
    »Genau das vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Um die beste Wirkung zu erzielen, müssten wir sein gesamtes Blut aus dem Körper pumpen und mit dem Mittel behandeln.«
    »Aber Goodefroot erklärte mir, dass euer Anti-Serum, Doktor Aksela, die Wirkung des Giftes zumindest aufhalten kann.«
    »Bis zu einem gewissen Stadium der Krankheit ist das richtig.« Akselas Augen wurden schmal. »Ihr hegt besondere Gefühle für Nooga?«
    Marie blickte zu Boden. »Ich… ich möchte einfach, dass er gerettet wird.«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, das verspreche ich Euch, Eure Excellenz. Ihr solltet Euch übrigens bei Pierre de Fouché bedanken. Ohne ihn wäre Nooga jetzt tot.«
    »De Fouché? Wieso das?«
    »Er befahl, das Anti-Serum in Orleans zu behalten, während ich es für klüger hielt, die wenigen Dosen, die bereits existieren, sämtlichst zur Erde zu schaffen.«
    Marie fühlte sich schuldig. Sie hätte genauso entschieden wie Doktor Aksela, und vielleicht wurde Noogas Leben in dieser Nacht mit Dutzenden Menschenleben in Ribe und Muhnzipal bezahlt. »Ich werde veranlassen, dass das restliche Anti-Serum in die Dörfer geschafft wird, Doktor Aksela, und zwar unverzüglich.«
    Aksela nickte. »Da wäre noch

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