VT08 - Anti-Serum
etwas…«
»Ja?«
»Ihr habt bei Eurem Bericht von einem Überfall auf das Dorf Vilam gesprochen. Dabei habt Ihr mit einem Infizierten gekämpft.« Aksela schwieg einen Moment, bevor sie weiter sprach. »Ihr sägtet, dass dieser eine, besondere Gruh…«
»Kinga.«
»… dass dieser Gruh sich anders verhielt, und dass die anderen Gruh vor ihm zurückwichen.«
Marie nickte. »Es war, als könnten sie seine Anwesenheit nicht ertragen. Erst als er tot war, wurden sie wieder ›normal‹.«
»So, wie Ihr es schildert, lässt es mich fast vermuten, dass er ein anderes Gift in sich trug als die restlichen Gruh. Zu schade, dass ich seinen Leichnam nicht untersuchen kann.« Ihr scharfer Blick richtete sich wieder auf Marie. »Ihr sagtet, dass Kinga ungeheuer aggressiv und schnell war.«
»Ja. Ein viel gefährlicherer Gegner als die anderen Gruh.«
»Und er hat Euch nicht verletzt?«
Marie zögerte. »Ich glaube, nicht.«
»Ihr glaubt es.«
»Ich wurde beim Kampf verletzt.« Marie schob den Kragen nach unten und zeigte Doktor Aksela die Wunde unter der Achsel. »Ich glaube aber nicht, dass die Verletzung von diesem Gruh stammt.«
»Wie könnt Ihr da so sicher sein?«
Doktor Aksela musterte sie scharf, aber Marie hielt dem Blick stand. »Hätte ich mich dann nicht längst verwandelt?«
Aksela nickte nachdenklich und senkte den Blick.
»Natürlich, Eure Excellenz. Bitte verzeiht meine Neugier.«
»Gibt es sonst noch etwas, das ich für Sie tun kann, Doktor Aksela?«
»Ihr solltet in den Palast zurückkehren. Euer Volk braucht Euch jetzt dringender.«
»Ich danke euch«, sagte Marie leise.
Sie verließ das Haus der Heiler, ohne sich noch einmal umzuwenden – aber sie spürte Doktor Akselas stirnrunzelnde Blicke noch, als sie längst den Palast erreicht hatte.
***
Pierre de Fouché, Kanzler Goodefroot und Prinzessin Antoinette hatten ihre Plätze bereits eingenommen, als Marie den Raum betrat.
Sie hatte nach ihrer Rückkehr aus dem Haus der Heiler nur knapp eine Viertelstunde Zeit für die Toilette gehabt. Die Dienstmädchen hatten bereits eine heiße Wanne vorbereitet, in der sie den Schmutz und das Blut der vergangenen Stunden abwaschen konnte.
Die Prinzessin, die jetzt den Konferenzsaal betrat, hatte rein äußerlich kaum noch etwas gemein mit der derangierten Kriegerin, die vor einer Stunde auf einem Witveer in Orleans eingetroffen war. Marie trug ein gebügeltes weißes Hemd mit gestärktem Kragen und eine dunkelrote Kniebundhose, die ihre schlanke Figur betonte.
Sie ergriff das Wort, noch bevor die anderen drei Anwesenden Gelegenheit hatten, Platz zu nehmen.
»Lasst mich zu Beginn etwas klarstellen«, begann sie die Besprechung unter Verzicht auf eine Begrüßung. »Ich bin mir mittlerweile im Klaren darüber, dass es ein Fehler war, die Wolkenstadt zu verlassen. Dies darf jedoch keine Entschuldigung dafür sein, dass meine Abwesenheit genutzt wurde, um meine Befehle zu revidieren und die Art, wie ich die Regierungsgeschäfte führe, zu torpedieren.«
»Falls Ihr damit mich ansprecht, Eure Excellenz…«, fühlte de Fouché sich bemüßigt zu antworten.
»Nein, ich spreche mit der Wand hinter ihm, Herr Sonderbeauftragter… Natürlich spreche ich von ihm und seiner Entscheidung, die Verteidigungsstrategie für die Dörfer Ribe und Muhnzipal zu revidieren. Er konnte es anscheinend kaum abwarten, dass ich aus Orleans verschwinde, um flugs alle Absprachen über den Haufen zu werfen…«
»Das ist eine gemeine Unterstellung, Eure Excellenz!«
Aber Marie war gerade dabei, sich in Rage zu reden. »Ganz zu schweigen von seiner Entscheidung, den Menschen am Boden das Anti-Serum vorzuenthalten. Was hat er sich nur dabei gedacht! Glaubt er tatsächlich, ein Menschenleben in Orleans sei von höherem Wert als eines auf der Erde…?«
»Orleans-à-l’Hauteur ist derzeit das wichtigste Bollwerk gegen die Gruh«, presste de Fouché verärgert hervor. »Wenn sie fallen sollte, haben die Menschen in den Dörfern überhaupt keinen Schutz mehr!«
»Den haben sie jetzt auch nicht, denn er hat offenbar entgegen unserem Befehl beschlossen, die Palisaden rund um Ribe und Muhnzipal nicht mit zusätzlichem Wachpersonal zu verstärken.«
»Solange die anderen Wolkenstädte außer Reichweite sind und die Soldatenstadt Brest-à-l’Hauteur nicht eingetroffen ist, haben wir nicht genügend Personal, um alle Dörfer zu schützen!«
»Also hat er beschlossen, lieber gar kein Dorf zu schützen, damit auch ja alle gleich
Weitere Kostenlose Bücher