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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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nach oben kommen, so lange dieses dumme Ding dort lag.
    Henri schnaubte verächtlich. Lioonzauber! So ein Schwachsinn! Er bückte sich nach dem Stein, holte aus und schleuderte ihn mit Schwung davon. Er fiel irgendwo ins Feld.
    »Siehst du?«, rief er hinab. »Nichts ist passiert! Da hast du deinen Lioonzau…« Henri brach ab. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Er hatte den Stein ohne jede Absicht in die Richtung der nahenden Wolkenstadt geworfen. Brest-à-l’Hauteur kreuzte soeben die Große Grube im Westen, getrieben vom Wind und den rundum angeordneten Manövrierpropellern. Ihr Schatten floss über das unebene Gelände, hoch und hinunter, und da war eine merkwürdige Bewegung in ihm. Was bei allen Dämonen…?
    Henri kniff die Augen zusammen. Und erkannte, dass es nicht nur eine Bewegung war. Die ganze Landschaft vor der Großen Grube schien von Leben erfüllt.
    »Scheiße!«, flüsterte Henri Talleyrand entsetzt. Dann warf er sich herum und sprintete an den Pyramidenrand.
    »Yves!« brüllte er. »Komm hoch! Du musst mir helfen, Orleans abzukoppeln! Sofort!«
    »Aber die Mannschaft –«
    »Ich sagte: sofort! Los, komm her!« Henri rannte zurück zum Versorgungsschlauch, packte die erste Ventilklemme und versuchte daran zu rütteln. Das riesige Ding bewegte sich keinen Millimeter.
    Von oben hörte er ein leises Wummern, und als er den Kopf in den Nacken legte, sah er eine Roziere herabsinken. Die Hilfsmannschaft, endlich! Henri begann heftig zu winken und zu brüllen, und er deutete hektisch in die Richtung der Großen Grube.
    »Alaaarm! Da hinten kommen Gruh! Hunderte Gruh! Tausende!«
    ***
    Etwa eine Meile von Orleans-à-l’Hauteur entfernt
    »Was geschieht da, Nkosi?«, fragte die Geisterfrau. Sie eilte mit den Banzulu über die Felder auf die Versorgungsstation zu, wo statt der erwarteten Wolkenstadt deren zwei schwebten. Die eine zog gerade ihre Ankertaue ein und nahm langsam Fahrt auf. Unter der anderen pendelte bereits der riesige Rüssel durch die Luft. Das Bodenpersonal auf der Steinpyramide versuchte ihn einzufangen.
    »Sie wechseln sich ab!«, sagte Ngomane nachdenklich. »Die eine Stadt macht der anderen Platz.« Er blieb stehen und wandte sich an die Geisterfrau. »Mame! Irgendjemand hat uns bestimmt gesehen, und wenn er Verdacht schöpft, werden beide Wolkenstädte fliehen. Das kann ich nicht zulassen. Bitte warte hier auf uns!«
    »Du brauchst dich nicht zu beeilen, Nkosi«, sagte die Alte und streckte den Finger aus. »Sieh mal, was da hinten aus der Erde quillt!«
    Der Banzulu-Fürst prallte zurück. »Gruh!«, raunte er. »Meine Güte, das müssen Hunderte sein!«
    »Ja, und sie folgen der ankommenden Stadt!« Issa Maganga zeigte auf Brest-à-l’Hauteur. »Sie hat… wie heißen solche Waffen? Kanonen! Anscheinend wohnen dort oben die Krieger des iFulentshi.« Die Geisterfrau lächelte. »Wie demütigend wird es für ihn sein, wenn er erfährt, dass ein einzelner Mann – ein Banzulu! – seine ganze Armee mit einem Speer vernichtet hat!«
    Ngomane nickte Dingiswayo zu, hielt seine Hand auf. »Die Feuersteine!«
    Der Erste Jäger zog ein besorgtes Gesicht. »Nkosi! Vielleicht sollten wir…«
    »Was? Die Kriegerstadt den Gruh überlassen? Vergiss es!«
    »Dann erlaube mir wenigstens, dich zu begleiten!«
    Ngomane legte Feuersteine und Jagdspeer auf den Boden, griff nach Dingiswayos Arm und zog den Mann ein Stück beiseite. »Hör zu!«, sagte er leise. »Ich weiß, dass die Sache gefährlich ist. Aber sie wird nicht weniger gefährlich, wenn du mitkommst! Ob zwei gegen eine Stadt und einen Haufen Hirnfresser antreten oder nur einer, welchen Unterschied macht das?«
    Dingiswayo wollte etwas sagen, doch Ngomane schnitt ihm das Wort ab. »Du bist mein Freund, und deshalb erwarte ich von dir, dass du die Bürde auf meinen Schultern mit trägst! Ich brauche Gewissheit, dass Mame und Tenga beschützt sind, so lange ich fort bin. Nur so kann ich tun, was getan werden muss. Verstehst du mich?«
    Dingiswayo nickte stumm. Seine Augen schimmerten verräterisch, und Ngomane zog ihn rasch in seine Arme, klopfte ihm auf den Rücken.
    »Es wird alles gut!«, sagte er. Dann wandte er sich ab und kehrte zu den Feuersteinen zurück, um seinen präparierten Jagdspeer in Brand zu setzen. Als die ersten Rauchfäden aus dem Werg kräuselten, stand Ngomane auf.
    »Für unsere Söhne!«, sagte der Banzulu-Fürst, den Speer erhoben. »Und für die Toten von Kilmalie!«
    »Bayete, Nkosi!«,

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