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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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Heilpflanzen. Ihre fleischigen Triebe enthielten Aloe, einen Wirkstoff, der Blutungen stillte und den Heilungsprozess von Wunden beschleunigte. Ngomane zerdrückte ein Pflanzenstück über seinem Arm. Gallertartiges Fruchtfleisch fiel auf die Verletzungen, die die Krallen des Ulungu gerissen hatten, nahm ihnen den Schmerz und kühlte sie. Es vertrocknete zu einem klebrigen Schutzfilm, während Ngomane zu Dingiswayo zurückkehrte.
    Der Erste Jäger sah etwas hilflos aus. Nandi kauerte zu seinen Füßen, hatte ihre Arme um die Knie geschlungen, wiegte sich rhythmisch vor und zurück. Sie gab leise, unglückliche Laute von sich.
    »Ich glaube, sie hat Hunger«, sagte Dingiswayo.
    Nandis Kopf flog hoch. »Hunger!«, wiederholte sie. Es klang mechanisch, und ihre Augen glänzten unnatürlich. Ngomane trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Stirn. »Sie fiebert.« Er richtete sich auf. »Wir müssen sie ins Dorf bringen.«
    »Hunger! Hunger!«
    Ngomane nickte dem Kind verständnisvoll zu. »Du bekommst gleich eine Mahlzeit.« Er wandte sich an Dingiswayo. »Wo werden wir Tenga treffen?«
    »Hinter den Felsen da.« Der Erste Jäger wies mit dem Daumen über die Schulter. »Wir haben ein Lager errichtet. Wir wussten ja nicht, wie lange du weg bleiben würdest. Es ist auf einer Lichtung zwischen Coffi-Bäumen.« Er verzog das Gesicht. »Weit weg von allen Bananenstauden und Lavaröhren! Komm mit, ich zeige es dir!«
    Bananen gehörten zu den Lieblingsspeisen der Wald-Efranten, und nach ihrer Begegnung mit dem wilden Bullen am Morgen hatten weder Ngomane noch Dingiswayo Lust auf weitere Konfrontationen. Der Erste Jäger packte sich Nandi auf den Rücken, dann gingen die Männer los.
    Unterwegs erzählte Ngomane von seinen Erlebnissen in Kilmalie. So weit es möglich war, nahm er dabei Rücksicht auf Nandi. Manche Worte buchstabierte er, um ihr das Ärgste zu ersparen. Dennoch fing sie immer wieder zu weinen an. Das Mädchen hatte miterlebt, wie seine Familie von den Hirnfressern erschlagen wurde, hatte wochenlang in einem stinkenden Maelwoormstall gehaust – in der ständigen Angst, die Gruh könnten zurückkehren – und sich von dem ernährt, was noch da war: Abfälle, Mehl und Maden. Die Geisterfrau würde ihr ganzes Können aufbieten müssen, wenn sie Nandi von diesen Erinnerungen befreien wollte.
    Als Ngomanes Bericht endete, schilderte Dingiswayo, wie er und Tenga das Eintreffen der Frakken erlebt hatten.
    »Anfangs sind wir am Waldrand geblieben, an der Stelle, wo du uns verlassen hast, um nach Kilmalie zu gehen«, sagte der Erste Jäger. »Es war kühl und schattig dort, und ich weiß noch, wie wir dich bedauert haben, dass du in der brütenden Hitze durch die Felder laufen musstest.«
    Ngomane hob den Kopf. Über den Baumwipfeln zogen Krähen vorbei. Stirnrunzelnd blickte er hinter ihnen her, während Dingiswayo weiter erzählte.
    »Irgendwann haben wir dich nicht mehr gesehen. Die Sonne hat so gebrannt, dass uns die Kehlen austrockneten. Ich habe Tenga dann losgeschickt, um nach saftigen Früchten zu suchen.« Er lachte freudlos. »Na ja, die Wahrheit ist: Ich konnte sein Schluchzen nicht länger ertragen! Der Junge muss endlich lernen, sich wie ein Mann zu benehmen!«
    »Er hat es gelernt«, sagte Ngomane ruhig. Bei dem Unfall am Morgen hatte er Tenga befohlen, seinem Bruder in die Augen zu sehen, während Mbisi in glühender Lava versank. Damit der Mann beim Sterben nicht allein war. »Er muss sich nur noch daran gewöhnen.«
    »Ndabe zitha, Nkosi!«, erwiderte Dingiswayo. Es klang zu untertänig, um ehrlich gemeint zu sein, und in der Tat stimmte der Banzulu Ngomanes Nachsicht mit dem Jungen nicht zu. Seit gestern wurde Dingiswayos sechzehnjährige Tochter vermisst, Nikali. Sie war ein schönes, unberührtes Mädchen; er hatte also allen Grund zu trauern. Aber Dingiswayo konnte sich nicht vorstellen, dass Ngomane ihm unmännliche Tränen gestattet hätte.
    »Du wolltest mir von den Frakken berichten«, erinnerte ihn der Fürst.
    »Yebo, baba.« Dingiswayo nickte. »Tenga war gerade mit ein paar reifen Papaajas zurückgekehrt, und wir machten uns daran, unseren Durst zu löschen. Da fiel mir ein dunkler Streifen am Horizont auf. Ich dachte erst, es wäre eine Täuschung – du weißt schon: In der flirrenden Luft sieht man oft Dinge, die gar nicht da sind. Aber der Streifen wurde größer und größer.«
    Dingiswayo hielt inne. Nandi hatte seine Schultern losgelassen und ihre Hände in sein Haar verkrallt. Er

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