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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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die Woche und kein Urlaub wegen guter Führung.
    Das hier ist selbstverständlich nicht das erste Zuhause meiner Familie. Die Droods waren schon damals, zu Tudorzeiten, eine alte, sehr alte Familie. So, wie unsere Größe und unser Prestige und unser Einfluss zunahmen, zogen wir weiter und wurden mächtiger. Aber inzwischen war das Herrenhaus schon so lang unser Zuhause und Operationszentrum, dass es einem schwerfällt, sich uns irgendwo anders vorzustellen. Sie werden das Herrenhaus auf keiner offiziellen Karte finden und Sie werden auch keinen der Wege finden, die zu ihm führen. Ich spürte, wie die zahlreichen Schichten wissenschaftlicher und magischer Verteidigungsanlagen beiseite glitten, um mich vorbeizulassen, als ich den Hirondel über den langen, gekiesten Fahrweg steuerte, wie sie vor mir fielen oder sich hoben wie eine Reihe von Schleiern, die weggezogen wurden, und dann hinter mir wieder hermetisch abriegelten. Jemand beobachtete mich seit dem Augenblick, als ich die Steinmauer passiert hatte, und würde fortfahren mich zu beobachten, bis ich wieder ging. An einer Stelle kamen tatsächlich Automatikkanonen aus dem Rasen hoch und visierten meinen Wagen an, bevor sie sich widerstrebend wieder versenkten. Die waren neu. Aber natürlich sind es immer die Verteidigungsanlagen, die man nicht sehen oder spüren kann, die einen fix und fertig machen. Jeder, der auf der Suche nach uns hierherkommt, ungeladen und unerwartet, läuft Gefahr, auf unzählige Arten ums Leben zu kommen, eine qualvoller als die andere.
    Die Familie hat ihre Zurückgezogenheit immer sehr ernst genommen. Wenn man die Welt so lange beschützt und in Ordnung gehalten hat wie wir, ist es unvermeidlich, dass sich ernst zu nehmende Feinde ansammeln. Das Herrenhaus und seine weitläufigen Parkanlagen sind umgeben und überzogen von Schicht um Schicht von Schutzvorrichtungen, einschließlich eines ganzen Haufens von Vogelscheuchen. Wir stellen sie aus alten Feinden her. Wenn Sie die richtige übernatürliche Frequenz abhören, können Sie sie schreien hören. Legen Sie sich nicht mit den Droods an: Wir nehmen das persönlich! Wir werden sauer und machen Sie fertig!
    Mit einer Vollbremsung brachte ich den Hirondel in einem Sprühregen aus aufgewirbeltem Kies direkt vor der Vordertür zum Stehen und parkte ihn genau dort, nur weil ich wusste, dass ich das nicht sollte. Ich stellte den Motor ab und saß dann eine Weile einfach da, starrte ins Leere und trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum, lauschte den Schreien der Pfauen und dem langsamen Ticken des abkühlenden Motors. Ich wollte das hier nicht machen. Indem ich nicht ausstieg, schob ich den Moment hinaus, in dem ich mein altes Zuhause betreten und in den kalten, abweisenden Schoß der Familie zurückkehren musste. Aber ... früher oder später muss man in den Behandlungsraum des Zahnarztes gehen und die Sache eben hinter sich bringen.
    Ich knallte die Autotür zu, erfreute mich an den Echos und schloss dann ab. Nicht, weil es nötig war, und schon gar nicht, weil es denjenigen, den sie mit Sicherheit schicken würden, davon abhalten würde, den Wagen zu bewegen. Ich wollte einfach nur jedermann klarmachen, dass ich hier niemandem traute. Das Herrenhaus erhob sich vor mir wie eine versteinerte Flutwelle. Von Nahem wirkte es noch größer, als ich es in Erinnerung hatte, und noch bedrohlicher. Ich konnte seine Substanz spüren, die Jahrhunderte angesammelter Pflicht und Verantwortung, die versuchten, mich einzusaugen wie ein schwarzes Loch, doch vor der Vordertür zögerte ich. Eigentlich hätte ich direkt hineingehen und mich bei der Matriarchin melden müssen, wie Brauch und Tradition es verlangten - aber ich habe noch nie großen Wert darauf gelegt, zu tun, was ich eigentlich müsste. Und da ich immer noch mehr als nur ein bisschen verärgert darüber war, so abrupt zurückbeordert worden zu sein, beschloss ich, dass die Matriarchin warten konnte, dieweil ich noch einen kleinen Spaziergang machte.
    Ich kehrte der Vordertür den Rücken zu, summte laut und sorglos vor mich hin und schlenderte an den vielen Bogen- und Bleiglasfenstern in der Fassade des Hauses vorbei. Ich konnte ihre Gegenwart spüren wie den Druck unzähliger beobachtender Augen, daher hielt ich meinen eigenen Blick eisern geradeaus gerichtet. Der Kies knirschte laut unter meinen Füßen, als ich am Ostflügel vorüberging, um die Ecke bog und zum ersten Mal lächelte, als ich die alte Familienkapelle sah. Sie

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