Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
Ich starrte Alistair wütend an. »Ich kann es nicht glauben, dass du auch nur mit dem Gedanken spielst, eine Salem Special zu benutzen! Du setzt deine Seele aufs Spiel, wenn du sie nur in die Hand nimmst!«
»Ich werde dich aufhalten, und das ist alles, worauf es ankommt«, entgegnete er. Über seine Miene flackerte ein nervöses Lächeln. »Feuer mit Feuer bekämpfen, was? Oh, ich weiß, dass sie dich nicht verletzen wird, Edwin! Aber mit deiner hübschen Freundin wird sie entsetzliche Dinge anstellen ... Du wirst also ganz ruhig stehen bleiben, Edwin, bis der Rest der Familie hier eintrifft, euch die Waffen wegnimmt und euch unter Arrest stellt, sonst werde ich deine Frau vor deinen Augen verbrennen!«
»Sei kein Narr, Alistair!«, herrschte Martha ihn an, die etwas von ihrer alten Autorität zurückgewonnen hatte. »Du bist kein Frontagent! Ich habe dich vor all dem beschützt!«
»Ich habe dich nie darum gebeten, beschützt zu werden, Martha!«
»Er wird dich umbringen!«
»Du hast noch nie Vertrauen zu mir gehabt«, sagte Alistair. »Aber heute werde ich euch allen beweisen, dass ihr euch geirrt habt. Du dachtest, du könntest ihn mit deiner Autorität aufhalten, dachtest, du könntest ihn so einschüchtern, dass er einfach aufgibt. Das habe ich nie geglaubt. Er hat sich sein ganzes Leben lang nicht durch Autorität einschüchtern lassen! Aber schau ihn dir jetzt an! Aus Angst vor mir rührt er keinen Muskel!«
Er wandte seinen Blick von mir ab, um sie triumphierend anzufunkeln, und mehr brauchte ich nicht. In diesem Moment der Ablenkung riss ich den Eidbrecher aus dem Gürtel und brachte ihn in einem schnellen Bogen herum. Er schickte sich an, wieder in Mollys und meine Richtung zu sehen und die Salem Special zu heben, aber der lange Eisenholzstock löste die Bindezauber an der alten Pistole und sie explodierte, und das ganze aufgespeicherte Höllenfeuer brach auf einmal aus. Übernatürlich helle Flammen verzehrten Alistairs Hand und Arm und verbrannten binnen Augenblicken das Fleisch bis auf die Knochen. Der Gestank nach Schwefel und verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Heulend und kreischend wich Alistair zurück; wild ruderte er mit dem Arm, als ob er die Flammen abschütteln könnte. Was von seiner rechten Hand noch übrig war, löste sich von seinem Unterarm, als das Höllenfeuer die kleinen Verbindungsknochen in seinem Handgelenk verzehrte. Es fiel auf den Boden, wo es liegen blieb, immer noch das umklammernd, was von der Salem Special noch übrig war.
Alistair brüllte entsetzlich, während die Flammen hochsprangen und seine rechte Schulter ergriffen. Martha schlug mit bloßen Händen nach ihnen, und obwohl sie vor Schmerzen schrie, versuchte sie zu helfen. Ich rüstete hoch und ging schnell zu Alistair hin, um die Flammen mit meinen goldenen Händen zu ersticken, aber auch wenn die Flammen mich nicht verbrennen konnten, ausschlagen konnte ich sie nicht. Am Ende trat Molly vor und rasselte etwas auf Latein herunter, und im Nu waren sämtliche Flammen verschwunden. Alistairs Schreie wichen schockiertem Stöhnen, und plötzlich setzte er sich auf den Boden und starrte dumpf auf das Wenige, was von seinem rechten Arm noch übrig war. Martha setzte sich neben ihn, nahm ihn in die Arme und versuchte, ihn zu trösten. Ich rüstete herunter und sah Molly an.
»Das war Höllenfeuer ... Wie hast du -«
»Bitte!«, schnitt sie mir das Wort ab. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst!«
Alistairs Stöhnen hörte auf, als ihn endlich eine gnädige Ohnmacht umfing. Weniger als die Hälfte seines rechten Oberarms war noch übrig, verkohlt bis auf die geschwärzten Knochen. Heilen würde er nie; er würde abgenommen werden müssen. Martha wiegte ihn hin und her und summte ihm wie einem schlafenden Kind vor. Sie weinte. Ich hatte sie vorher noch nie weinen gesehen. Ich versuchte, Mitleid für Alistair aufzubringen, aber das hier war das, was er meiner Molly angetan hätte, wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte.
»Martha ...«, setzte ich an.
»Nicht! Tu nicht so, als ob es dich kümmerte, du abnormes Kind!«
»So viele Tränen«, sagte ich. »Für Onkel James, für Alistair. Aber wie viele Tränen hättest du über meinen Tod vergossen, Großmutter, wenn ich auf jener Autobahn gestorben wäre? Oder wenn Onkel James mich getötet hätte, wie er den Befehl von dir hatte? Hast du meinen Zwillingsbruder beweint, als er dem Herzen geopfert wurde? Auch er war dein Enkel - wie hast du zwischen uns gewählt?
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