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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Bücher und Landkarten, Objekte und Artefakte und einige sonderbare und obskure Gegenstände, die vermutlich einmal irgendjemand irgendetwas bedeutet hatten, deren Geschichten aber inzwischen verloren und vergessen waren. Für einen jungen Drood wie mich waren sie alle herrlich interessant und faszinierend, lag in ihnen doch die Andeutung einer viel größeren Welt außerhalb des Herrenhauses. Ich hatte als Kind viel Zeit hier verbracht, in den Büchern geblättert und mit den Sachen gespielt - zumindest teilweise deshalb, weil ich wusste, dass ich es nicht sollte. An vielen Ausstellungsstücken hing ich immer noch, darum achtete ich darauf, nichts kaputt zu machen, als ich durch das Zimmer ging. Ich machte Molly auf einige meiner Lieblingsstücke aufmerksam.
    »Das hier ist der Schädel eines Vodyanoy aus dem präsowjetischen Russland. Hier sind echte Thug-Würgeseile aus dem Hindukusch. Das klumpig aussehende haarige Ding da ist ein schlecht ausgestopfter Chupacabra aus Chile. Der, sofern das überhaupt möglich ist, tot noch schlimmer stinkt als lebendig. Und die ganzen Exponate in der Vitrine da drüben sind feine Schnitzereien aus den Knochen eines großen weißen Wals.«
    »Ihr solltet Eintritt fürs Herrenhaus verlangen«, meinte Molly. »Mit dem Sommergeschäft könntet ihr ein Vermögen machen.«
    Die Tür vor uns wurde aufgerissen, und meine Großmutter Martha Drood, die Familienmatriarchin höchstpersönlich, schritt in den Raum, um mir gegenüberzutreten, begleitet wie immer von ihrem Gemahl Alistair. Ich blieb abrupt stehen und sah sie an, und sie hielten an, wo sie waren, in vorsichtiger Entfernung. Molly stellte sich dicht neben mich und beruhigte und unterstützte mich mit ihrer Gegenwart. Ich war froh, dass sie da war. Auch nach allem, was passiert war, nach allem, was ich herausgefunden hatte ... war Martha immer noch die Matriarchin, Wille und Autorität der Droods. Und früher einmal wäre ich lieber gestorben, als sie zu enttäuschen.
    Die Matriarchin trug ihre Rüstung nicht. Natürlich nicht; das hätte als Eingeständnis der Schwäche ausgelegt werden können, und Marthas Arroganz würde ihr nie gestatten, mich als ernsthafte Bedrohung zu betrachten - nicht einmal nach all dem, was ich getan hatte. Dass ein Vogelfreier den Sieg über den Willen der Familie errang, war undenkbar.
    Also rüstete ich auch herunter - nur um meine Geringschätzung zu zeigen.
    »Hallo, Großmutter«, sagte ich. »Alistair. Woher wusstet ihr, wo ihr mich finden würdet?«
    Alistair lächelte affektiert. »Dir den Weg abzuschneiden war nicht eben schwierig, Edwin. Wir brauchten nur der Zerstörung und den Trümmern zu folgen, eine Gerade zum Sanktum zu ziehen und dich dann hier abzufangen.«
    »Du warst immer sehr direkt, schon als Kind«, sagte die Matriarchin. »Deshalb habe ich diesen Raum gewählt für unsere ... kleine Plauderei. Wie viele Male musste ich jemanden schicken, um dich hier rauszuzerren, weil du nicht da warst, wo du sein solltest ... Du warst immer solch eine Enttäuschung für mich, Edwin.«
    Molly schaute mich an. »Es ist deine Familie, Edwin. Wie willst du damit umgehen?«
    »Ganz vorsichtig«, sagte ich. »Meine Großmutter wäre mir hier nicht ohne ernst zu nehmende Unterstützung entgegengetreten, wenn sie sich nicht sicher wäre, dass sie ein paar echt fiese Karten zum Ausspielen hat.«
    »Das ist die Drood-Matriarchin?«, fragte Molly. »Holla, jetzt bin ich aber schwer beeindruckt! Die Oberschlampe der Familie, die die ganze Welt leitet! Eine alte Kuh mit Charakterkopf, was?«
    Die Matriarchin beachtete sie nicht, sondern fixierte mich mit ihrem kalten Blick. »Wo ist James?«, fragte sie schroff. »Was hast du James angetan?«
    »Ich ... ich habe ihn getötet, Großmutter«, sagte ich.
    Da schrie sie kurz auf; ein verlorener, zutiefst erschütterter Laut. Sie sackte in sich zusammen, als ob ich sie geschlagen hätte, und wäre vielleicht sogar gestürzt, wenn Alistair nicht da gewesen wäre und sie gestützt hätte. Sie drückte das Gesicht an seine Brust und kniff die Augen zu, um die Tränen zurückzuhalten. Alistair funkelte mich über ihren gebeugten Kopf hinweg wütend an. Ich hatte sie leiden sehen wollen für das, was sie mir angetan hatte, uns allen angetan hatte, auch Onkel James, aber am Ende war es beunruhigend und sogar traurig mitanzusehen, wie so eine legendäre Fassade direkt vor mir bröckelte und auseinanderfiel. Ich hatte es vorher noch nie erlebt, dass sie in der

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