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Wärst du doch hier

Wärst du doch hier

Titel: Wärst du doch hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Swift
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nicht tun würde.
    Marthas Namen nicht zu erwähnen, war etwas ganz Ähnliches, und auch das war zu einer Art Regel geworden. Clare wusste, wenn sie, wozu sie jedes Recht und allen Grund hatte, den Namen erwähnte, könnte das schlimme Konsequenzen haben. Es könnte eine Katastrophe herbeiführen. Inzwischen war so viel Zeit vergangen, ohne dass Martha erwähnt worden war, dass Claresich nicht sicher sein konnte, ob die Sache mit Martha überhaupt noch weiterging. Und darin lag eine tröstliche Ungewissheit, als würde Martha allmählich aufhören zu existieren, wenn ihr Name konsequent nicht erwähnt wurde. Allerdings hätte Clare niemals gesagt, dass sie sich Martha tot wünschte.
    Und so ging ihre glückliche Zeit im Jebb House weiter. Ihre »Jebb-Jahre«, ihre Sommer in Devon. Auch die Picknicks mit Besuchern unter der wunderbaren Eiche gab es weiterhin. Der Baum war fünfhundert Jahre alt, hatten sie damals (von Jack Luxton) erfahren, und das relativierte Clares flüchtige kleine Verstörung. Clare würde nie anhaltende Gründe haben, den Kauf ihres Landsitzes zu bereuen. Oder das Gefühl, übertrieben gehandelt zu haben, als sie an jenem Sommerabend vor Jahren, beim Essen in einem teuren Hotel am Rande von Dartmoor, nachdem sie das Jebb House zum ersten Mal angesehen hatten, ihre Finger mit denen ihres Mannes verschränkt und   – ohne, dass sie alles andere, was sie schon besaßen, vergessen hätte   – gesagt hatte, vielleicht wäre es ja wie ihr »eigenes Stückchen England«.

33
    Jack fuhr wie wild weiter.
    An dem kalten Remembrance Day damals, als Tom nicht dabei war, hatte Jack das Gatter hinter seinem Vater, der im Land Rover saß, zugemacht und nicht gewusst (hatte sein Vater es gewusst?), dass Michael den Luxton-Besitz nie wieder verlassen würde. In jener Nacht sollte er zur Eiche runter gehen.
    Als Jack Toms Sarg auf die Schulter gehoben hatte, war in ihm der übermächtige Wunsch aufgestiegen, nicht nur Toms Bruder zu sein, sondern der zweite, geheime, ihn wiegende Vater, als den er sich manchmal betrachtet hatte. Und als er am Grab gestanden und eine Handvoll Erde in die Grube geworfen hatte   – bis er nicht länger dort stehen konnte   –, hatte er Toms wirklicher Vater sein wollen, ihrer beider Vater, der nie, außer durch den lebendigen Atem seines ältesten Sohnes, die Möglichkeit hätte, Wörter voller Reue von seinen Lippen fließen zu lassen und zu sagen: »Tom, mein Sohn. Oh Tom, mein armer Sohn.«
    Aber jetzt lag Michael nur wenige Meter von seinem jüngeren Sohn entfernt, und wer weiß, wie die Toten ihre alten Rechnungen beglichen? Mit einem Mal hatte Jack daran denken müssen, was Tom über den anderenTod dort unten auf dem Barton Field gesagt hatte   – als Michael die Äußerung gemacht hatte: »Ich hoffe, dass jemand einmal den Anstand besitzt   …«
    Er war vom Friedhof geflüchtet, der einzige noch lebende Luxton, nur um dann bei diesem monströsen, grotesken Tor halten zu müssen. Als er jetzt weiterfuhr und dem Land der Luxtons den Rücken kehrte, begriff er, warum er unbedingt zum Lookout Cottage zurückmusste. Nicht, weil er dachte, dort gehöre er hin. Das Gewehr seines Vaters war es, das ihn zog.
    Er hatte seines Vaters Beispiel. Er hatte sogar Toms Beispiel   – ein Soldat mit geschultertem Gewehr, ein Scharfschütze. Wie viele hatte Tom getötet? Aber Tom, der in seiner Zeit als Soldat vieles gesehen haben musste, hatte jedoch nie das sehen müssen, was Jack damals in der Dunkelheit unter dem Baum hatte sehen müssen.
    Das Gewehr war es, das ihn erwartete.
     
    Als Jack so schnell er konnte aus Marleston wegfuhr, war der Gedanke anzuhalten und seine Frau anzurufen, um ihr zu sagen, dass er auf dem Weg nach Hause sei   – statt vor einem Tor stehenzubleiben   – so ziemlich der letzte, der ihm eingefallen wäre. Sein Mobiltelefon (mit den verschiedenen Nachrichten) war immer noch ausgeschaltet. Dennoch nahm er für seine Heimreise   – wenn es denn eine war   – denselben Weg wie einmal zuvor mit Ellie, und wäre er in einem anderen Gemütszustand gewesen, hätte er vielleicht das Gefühl gehabt, in mehrerlei Hinsicht zu ihr zurückzukommen.
    Vor zehn Jahren, nachdem er das Jebb-Tor zum letztenMal hinter sich geschlossen hatte, setzte er sich neben Ellie auf den Beifahrersitz und nahm praktisch die Position des Lotsen ein. Aber Ellie kannte den Weg. Ellie war schon einmal   – wie Jack an einem Nachmittag im Juli erfahren hatte   – zur Isle of

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