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0489 - Sie luden mich zum Morden ein

0489 - Sie luden mich zum Morden ein

Titel: 0489 - Sie luden mich zum Morden ein Kostenlos Bücher Online Lesen
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»…und halten Sie auf jeden Fall Ihren Mund!« klang es mir aus dem Telefon entgegen. Dabei hatte ich gerade den Hörer abgenommen und noch nicht einmal gewählt. Es ist unfein, fremde Gespräche mitzuhören. Auch dann, wenn man nur zufällig in eine Leitung geraten ist.
    Deshalb wollte ich sofort wieder auflegen.
    Doch da hörte ich ein verzweifeltes Schluchzen.
    »Wir tun alles, was Sie von uns verlangen!« sagte eine tränenerstickte weibliche Stimme. »Alles! Verstehen Sie — alles! Aber geben Sie uns Richard zurück!«
    »Ruhe!« bellte eine rauhe männliche Stimme. Es klang, als stünde der Mann mit dieser Stimme neben mir. Plötzlich wußte ich, was es war. Der Mann mit der rauhen Stimme mußte in der Kabine neben meiner sein. Irgendein Schaltfehler, eine verletzte Leitungsisolation oder sonst ein unglaublicher technischer Zufall ließ mich das Gespräch aus der Nebenzelle mithören.
    »Haben Sie die Polizei benachrichtigt?« fragte der Mann.
    »Nein«, schluchzte die Frau. »Ganz bestimmt nicht — nein. Wir haben uns genau danach gerichtet, was Sie von uns verlangt haben!«
    »Gut«, sagte mein Nebenmann befriedigt. »Und auch weiterhin- kein Wort bei der Polizei und der Presse. Kapiert?«
    »Ja, ja, ja…«, schluchzte die Frau.
    Gebannt hörte ich zu. Meine Hand tastete sich zum Jackenausschnitt. Sie glitt unter den Stoff und berührte das Metall meiner 38er Special. Aber ich zog sie schnell wieder zurück.
    Obwohl ich Ohrenzeuge des gemeinsten Verbrechens war, das es gibt, konnte ich in diesem Moment nichts tun. Ohne Zweifel handelte es sich hier um einen uns bisher nicht bekanntgewordenen Fall von Kidnapping. Einer der Täter stand zwei Schritte weit von mir entfernt.
    Einer!
    Wie viele gab es noch? Wo befand sich dieses Kind namens Richard. Was würde ihm passieren, wenn der Mann neben mir nicht zu seinen mutmaßlichen Komplicen zurückkehrte?
    Alles das wußte ich nicht. Deshalb war ich praktisch machtlos. Ich mußte mir alles mit anhören, ohne eingreifen zu können. Ich konnte nicht einmal meine Dienststelle benachrichtigen. Die Gefahr, daß der Fremde das mithören konnte, war viel zu groß.
    »Sie haben von jetzt an noch genau 90 Minuten Zeit«, sagte der Mann mit der rauhen Stimme. »In dieser Zeit besorgen Sie die 100 000 Dollar. Papiergeld, versteht sich. Gebrauchte Scheine, unsortiert! Aber keinen über hundert Dollar. Wenn die Scheine präpariert sind, können Sie sich alle Folgen selbst zuschreiben! Verstanden!«
    »Ja, ich habe es verstanden«, schluchzte die weibliche Stimme. »Wo sollen wir…«
    »Ruhe! Ich rede!« forderte der Mann unfreundlich. »In genau 90 Minuten erhalten Sie von uns neue Anweisungen. Sie erfahren dann, wo das Geld hingebracht werden muß. In der Zwischenzeit werden Sie auf Schritt und Tritt überwacht. Nochmals: Keine Polizei, keine Presse, überhaupt keinen Besuch in Ihrem Haus!«
    Gequält schluchzte die Frau auf. Der Mann in der Nebenzelle lachte nur schmutzig. Mitleid kannte er nicht.
    Eine grimmige Wut packte mich. Ich biß die Zähne zusammen und ballte meine rechte Faust. Aber es nutzte nichts. Ich konnte einfach nichts tun. Ich mußte abwarten.
    »Das war es«, klang es rauh aus dem Hörer. »In 90 Minuten, Madam! Ende!« Mit einem lauten Klicken brach das Gespräch ab. Ich hängte den Hörer wieder in seine Gabel und wandte mich um. In diesem Augenblick ging die Tür der Nebenzelle auf.
    Ein breitschultriger Mann mit rotem Bürstenhaar kam heraus. Mit einem schnellen Blick sah er sich um, aber er schaute nicht zu mir. Offensichtlich hatte er nichts von der Fehlverbindung gemerkt. Schnell, mit einem sonderbar schleichenden Schritt, ging er durch die Vorhalle des Post Office.
    Es war früher Abend. Der Publikumsverkehr war außerordentlich stark. Ich konnte dem Mann ohne besonderes Risiko folgen, obwohl er sieben Schritte von mir entfernt war. Ich riß die Tür auf und wollte mich an seine Fersen heften.
    Er war schon an der Pendeltür zur Straße, als mich ein eisiger Schreck durchfuhr.
    ***
    »Zum Schluß die Wettervorhersage für die kommende Nacht und den morgigen Vormittag«, kündigte der Nachrichtensprecher im Rundfunk an.
    Doch Bear Mousline brachte das Gerät mit einer Knopfdrehung zum Schweigen.
    »Nichts«, sagte er und atmete auf.
    Clark Jellow schüttelte leicht vorwurfsvoll und erheitert den Kopf. »Ich kann es nicht verstehen, wie du überhaupt auf die Idee kamst, bei der Sache mitzumachen. Mit deinen Nerven ein Kidnapping zu drehen — dazu

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